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Donnerstag, 26. November 2020

Der Umgang mit Kunst und Kultur ist respektlos und demütigend!

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatstheater, die jetzt bis Januar schließen müssen: Lasst den Kopf nicht hängen! Ich danke Euch sehr fürs bisherige Durchhalten, für all die kreativen Ideen und Extra-Bemühungen, die wunderbaren Produktionen. Eine Politik, die sich nur nach statistischen Algorythmen richtet, opfert Sport und Gastronomie den Kitas und die Kultur den Schulen. 

Diese Heilige Kuh wird zudem unprofessionell, stur und ohne Phantasie und Kreativität gemanagt. Das macht mich wütend, weil man jetzt sehen kann: All diese faulen Kompromisse funktionieren nicht. Die Chance, winterliches Stoßlüften durch Raumluftfilter zu ersetzen, wurde ignorant und arrogant verschlafen. Kinder müssen Masken tragen und in der Schule möglichst Abstand halten, werden aber auf dem Schulweg in überfüllte Busse und Bahnen geschickt und dürfen oft ihre Freunde nicht sehen. Die Bundesregierung gibt 5 Milliarden für Laptops, aber es gibt kein einheitliches Lehrprogramm, viele Schulen haben immer noch kein WLAN und viele Lehrer können mit den Geräten nicht umgehen - falls die denn überhaupt geliefert wurden. Niemand traut den Lehrern zu, den Unterricht kompetent coronagemäß zu organisieren, dabei kennen sie die Verhältnisse vor Ort am besten. Ganz im Gegenteil: Man verbietet es ihnen oder lässt sie bei der Technik hängen! Und dafür nimmt man immense psychische und emotionale Kollateralschäden in Kauf. 

Die Kultur bleibt ein Jahr ohne Publikum, ohne reguläre Einnahmen, ohne echte Wertschätzung und Respekt. Denn was ist respektvoll an den Almosen, die weder zum Leben noch zum Sterben reichen und fürs Nichtstun ausgezahlt werden, wenn jeder Daimler-Monteur und jede Bürokauffrau in Kurzarbeit mehr bekommt? Was ist respektvoll an der Einstufung als "nicht systemrelevant" und der Gleichsetzung mit "Spaß"? Es ist eine einzige bittere Demütigung für Künstler, die ihre Arbeit mit heiligem Ernst machen! Und sie ist doppelt kränkend, wenn gleichzeitig Geschäfte und Marktbuden, Friseursalons und Nagelstudios offen bleiben. Es ist ungerecht, so ein Sonderopfer für so lange Zeit nur von einer Branche zu verlangen, die dabei kaputt geht oder irreversiblen Schaden nimmt, psychisch und finanziell. 

Ganz zu schweigen von den Schäden, die der ausbleibende Trost der Menschen durch Live-Begegnungen mit Musik, Tanz, Theater, Literatur und Kunst hinterlässt, die fehlenden Anregungen aus den Gesprächen und Diskussionen hinterher. Richtig, Kunst und Kultur sind Orte der Begegnung. Aber das sind Schulen auch, nur dass sich im Konzerten oder im Theater bisher keine nachweisbaren Infektionen ereignet haben. Politiker sollten das nicht vergessen im "Land der Dichter und Denker"!

Dienstag, 24. November 2020

CDU-Korruption bei Luftfiltersystemen?

In der "Stuttgarter Zeitung" lese ich, warum es 6 Monate gedauert hat, bis es in Baden-Württemberg offizielle Stellungnahmen oder auch nur Informationen in der Tagespresse über Raumluftfilter gab: Parteifreunde und ministeriale Netzwerker von Susanne Eisenmann (CDU) haben den Mantel des Schweigens (und teils auch der Desinformation) über eine Entwicklung gebreitet, deren Prototyp offenbar einen Vorteil bei der Markteinführung haben sollte. Dabei wurden zwei Hersteller bereits existierender Luftfiltersysteme aus der Region geflissentlich übergangen, die längst in Serie Geräte produzieren, die wohl mindestens so gut und außerdem preiswerter sind als die "Karlsruher Sensation". So läuft das hier, sogar in Pandemiezeiten! Der Redakteur Andreas Pflüger hat vorbildlich recherchiert, was wirklich gelaufen ist und warum einige Unternehmer jetzt ziemlich sauer auf die Ministerin sind, die schon drei Mal von ihnen eingeladen wurde und die bis heute nicht einmal auf die Einladungen geantwortet hat. Dafür haben aber nun die CDU-Politiker Andreas Deuschle, Tim Hauser und Michael Brucker eine Pressemitteilung verschickt, in der sie erklären, die Anschaffung des Aerobuster des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sei "für die Schulen in der Region ein absolutes Muss". Dazu kommt der Hinweis, das Kulturministerium von Eisenmann stelle 40 Millionen Euo für coronabedingte Ausgaben der Schulen zur Verfügung. Doch: Wieso soll es Geld nur nur für Schulen geben, warum nicht auch für Clubs, kleinere Theater, Kabaretts, Musiksäle? Die sollen wohl selber sehen, wo sie bleiben. Leider weiß aber bisher auch kein Schulleiter, wie er an Geld aus diesem Topf herankommen könnte. Tja, da dachte Frau Eisenmann wohl, dafür sei noch reichlich Zeit. Immerhin härtet Stoßlüften bei Minustemperaturen bekanntlich ab. Hier Pflügers Bericht:
 
https://www.stuttgarter-zeitung.de

Luftreiniger aus dem Kreis Esslingen: Das Licht, das Viren tötet
Von Andreas Pflüger 19. November 2020 - 16:08 Uhr
Eine „Erfindung“ aus Karlsruhe ist dieser Tage groß gefeiert worden: ein Gerät, das mittels UVC-Licht Viren abtötet. Dabei werden in Nürtingen und in Owen solche Luftreiniger längst produziert.

Die einen verbauen Ventilatoren in Fenster und Klimaanlagen, andere stellen Luftreiniger mit Filtereinsatz auf, wieder andere öffnen die Fenster sperrangelweit – und sitzen in der Kälte. Um Coronaviren abzutöten, die sich ja offenkundig über Aerosole verbreiten, gibt es unterschiedliche, mehr oder weniger taugliche Methoden. Kürzlich gab das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bekannt, mit dem Aerobuster eine „Erfindung“ gemacht zu haben, die durch Hitze und UVC-Licht 99,8 Prozent der Viren deaktiviere. Nun will man rund 100 Prototypen der mobilen Anlage in Stehlampen-Form fertigen und einen Partner in der Industrie suchen. Jedoch stellen zwei Firmen aus dem Kreis Esslingen solche Geräte – mit mindestens dem gleichen Wirkungsgrad – bereits in Serie her.

Den Steritube von IST Metz aus Nürtingen gibt es schon lange und der Airtube, der bei LED24-7 in Owen produziert wird, ist unter dem Label UVC Clean ebenfalls seit Monaten auf dem Markt. Das technische Prinzip der Apparate ist ähnlich: Die belastete Luft wird fortlaufend angesaugt und in einem Metall­zylinder mit UVC-Licht bestrahlt, das die DNA der Viren zerstört. Die gereinigte Luft wird dann, ebenso regelmäßig, in den Raum zurückgeblasen. Die wartungsfreien Systeme arbeiten zuverlässig, wie Studien belegen.

Georg Rössler, der Geschäftsführer von UVC Clean, wunderte sich deshalb auch über die Nachricht aus dem Badischen: „Aus meiner Sicht ist das ein schöner Nachbau. Wir haben 450 unserer Airtubes in unterschiedlichen Formen und Größen allerdings längst im Einsatz.“ Noch mehr erstaunt war Rössler über die vom KIT verkündeten Materialkosten von 50 Euro: „Das ist für mich fern jeder Realität.“ Allein eine Qualitätslampe, wie UVC Clean sie verwende, schlage mit 100 Euro zu Buche, ergänzt er. Nach Auskunft des KIT kostet deren Leuchte nur zwölf Euro.

Andreas Bosse, der bei IST Metz die Bereiche Marketing und Kommunikation verantwortet, ist angesichts von Billig­angeboten ebenfalls skeptisch: „Es kommt darauf an, ob man etwas fürs gute Gefühl haben will oder ein Gerät, das wirklich funktioniert und etwas nützt.“ Der Geschäftsführer Christian Metz setzt deshalb auf die langjährige Erfahrung seines Unternehmens und der Tochterfirmen: „Mit der Entkeimung durch UVC beschäftigen wir uns schon ewig, etwa bei der Trinkwasseraufbereitung, unter anderem in Metropolen wie Paris und San Francisco.“ Für IST Metz sei deshalb auch die Luftdesinfektion kein Problem, zumal sich Viren leichter unschädlich machen ließen als Bakterien oder Pilze, fügt der Chef von gut 600 Beschäftigten hinzu.

Wie eine solche „individuelle Lösung“ aussehen soll, die vom Besprechungszimmer bis zur Messehalle reichen kann, dürfte sich schon in Kürze zeigen. Das Inselbad in Nürtingen-Zizishausen soll die erste öffentliche Covid-Free-Air-Einrichtung im weiten Umkreis werden.

„Für uns ist das ein Pilotprojekt und wir sind froh, dass gerade an unserem Stammsitz ein Oberbürgermeister und der Geschäftsführer eines kommunalen Betriebs schnell erkannt haben, wie wichtig es ist, gerade in solchen Zeiten, einen sozialen Treffpunkt so sicher wie möglich zu machen“, lobt Andreas Bosse. Im Inselbad würden mobile Steritubes jedoch weniger benötigt. Hier kämen die Pipes direkt in die Lüftungsanlage. „Unser Maßstab ist es jedenfalls, in der Halle Außenluftqualität zu bieten“, sagt Christian Metz.

So gut man bei IST Metz auf das schnelle Handeln der Stadt zu sprechen ist, so wenig Verständnis gibt es für die zögerliche Haltung der großen Politik: „Wir sind mit vielen Institutionen und Bildungseinrichtungen im Austausch und haben auch mit unterschiedlichen Parteivertretern gesprochen“, betont der Geschäftsführer. „Es gibt aber scheinbar keine bis wenig staatliche Förderung, die gezielt diesen Bedarf abdecken könnte.“ Georg Rössler macht seinem Ärger weit weniger diplomatisch Luft: „Wir haben Frau Eisenmann drei Mal zu uns eingeladen, damit sie sich die Produkte von UVC Clean anschaut, haben aber bis heute keine Antwort bekommen.“ Und jetzt springe die hiesige CDU urplötzlich auf die Filter aus Karlsruhe an und erkläre diese zur Ultima Ratio. Rösslers Groll wurde ausgelöst durch eine Presseerklärung der Esslinger Christdemokraten Andreas Deusch­le und Tim Hauser sowie des Ostfilderner CDU-Chefs Michael Brucker. Das Trio bezeichnet „die Anschaffung des in Baden-Württemberg entwickelten Aero­busters für die Schulen in der Region als absolutes Muss, sobald der Filter auf dem Markt ist“. Deuschle verweist zudem darauf, dass das Kultusministerium den Schulen 40 Millionen Euro für corona­bedingte Ausgaben zur Verfügung stelle.

Davon hat Georg Rössler zwar auch gehört. Seine Nachfrage bei den Schulen habe jedoch ergeben, dass noch kein Rektor wisse, wie an dieses Geld ranzukommen sei. Und was der UVC-Clean-Geschäftsführer noch weniger versteht: „Da wird auf eine Option gesetzt, die noch gar nicht verfügbar ist und von der am Ende keiner weiß, was sie kostet.“ Mindestens gleichwertige Alternativen gebe es bereits, mit denen selbst eine steigende Nachfrage rasch bedient werden könne. Da ist Rössler froh, dass der freie Markt funktioniert: „Wir statten mit unseren verschiedenen Airtubes unter anderem gerade den Club Schräglage in Stuttgart aus und zwar so, dass eine vollständige Luftreinigung nachweislich gewährleistet ist.“

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Montag, 16. November 2020

Aus meinem Bücherregal: "Mortal Engines" von Philip Reeves

 

- Krieg der Städte (333 Seiten, 12 €)

- Jagd durchs Eis (360 Seiten, 12 €)

- Der Grüne Sturm (381 Seiten, 12 €)

- Die verlorene Stadt (574 Seiten, 14 €)

Irgendwann in einem Jahrtausend nach unserer Zeitrechnung hat der britische Autor und Illustrator diesen opulenten Vierteiler von SF-Romanen angesiedelt, deren flotte deutsche Übersetzungen von Nadine Püschel und Gesine Schröder bei Tor im S. Fischer Verlag erschienen sind. Teil I beginnt lapidar mit dem Satz: "Es war ein dunkler, böiger Nachmittag im Frühling, und im ausgetrockneten Bett der Nordsee eröffnete London die Jagd auf eine kleine Schürferstadt." Rein sprachlich steht diese Dystopie mit sachlichen Beschreibungen und sarkastisch.knappen Dialogen in der besten Tradition britischer Thriller. Schon Wetter und Landschaftsbilder rufen eine Stimmung hervor, die uns an den warmen Ofen ins warme Licht einer Leselampe auf den gemütlichen Lesesessel zieht. Grusel-Zeit im Corona-Herbst.

Nach dem 60-Minuten-Krieg, einem verheerenden Schlagabtausch mit satellitengesteuerten Atomwaffen und Designerviren, den nicht einmal die historischen Bücher und Medienarchive das Wissen aus den Zeiten davor überlebten, haben sich die Städte mit gigantischen Motoren und auf überdiemensionalen Raupenketten in Bewegung gesetzt: In etwa wie Disneyland-formatige Nachbauten der Originale mit symbolträchtigen Gebäuden auf fünf bis neun Decks, die sich aus statischen Gründen nach oben verjüngen, machen diese Gebilde Jagd aufeinander. Denn eine Volks- oder Betriebswirtschaft im heutigen Sinne gibt es nicht mehr, keine sichere Ernährung durch eine geregelte Industrie, Landwirtschaft, Tierzucht und Fischerei. Denn landwirtschaftliche Siedlungen sind statisch, weil Pflanzen und Tiere Land benötigen und sich niemals im großen Stil mobil organisieren lassen. Alle einst funktionierenden Ökosysteme sind beim Teufel, die Menschen leben von Raub, Plünderung, Abfallverwertung (auf höchstem Niveau!), Piraterie, Spionage und Kopfgeldjagd bzw. Sklaverei, Schmuggel und eine seltsame Untergrundwirtschaft. 

Das ist das System des "Städtedarwinismus", seit Jahrhunderten etabliert: Fressen und gefressen werden, eine Subsistenzwirtschaft mit Beute auf der Basis permanenter Kriege. So will es die "Liga", ein loser Verbund mobiler Städte ehemaliger Industriestaaten, der sich zum Schutz gegen die asiatischen, fanatisch islamistischen Truppen des "grünen Sturms" gebildet hat. Der entstand - ebenfalls vor Jahrhunderten - als Schutzmacht großer landwirtschaftlicher Siedlungen und Produktionsgenossenschaften auf dem eurasischen Festland. So heißt einer der großen, ideologisch überhöhten Gegensätze in Philip Reeve´s Universum Mobil gegen Stationär, ökologisches Leben gegen mechanisches, Freiheit gegen Tradition. Kommt Ihnen seltsam bekannt vor? - Richtig, das ist die Absicht des Autors.

Ähnlich wie bei Karl May Araber und Kurden, Indianer oder Banden weißer Gesetzloser leben die Menschen in Stammes- und Clanverbänden in permanenten Kleinkriegen um Ressourcen. Natürlich gibt es Cognayc und Whisky, Dosenfraß und Feinkostläden, Edelboutiquen sowie Waffen, Munition, Diesel, Benzin, Elektrizität, aber das kostet Unmengen. Es gibt Geld, es gibt Handwerk und Mechanik, aber alles nur auf einem vor-digitalen und vor-atomaren Niveau. Vereinzelt haben geniale Erfinder Funde aus den alten Zeiten wieder nutzbar gemacht und in den Dienst autoritärer Oberbürgermeister an der Spitze historischer Gilden gestellt. Am Tag der Jagd auf die kleine Stadt, die am Küstensaum nach Salz schürfte, lernen die Leser drei Hauptpersonen kennen: Tom, Historikerlehrling dritter Klasse, Londons Chefhistoriker Valentine, ein ebenso charmanter wie rücksichtsloser Machtmensch, und die junge Hester mit einem von Brandnarben entstellten Gesicht, die versucht, sich mit einem Messer für den Mord an ihrer Mutter an Valentine zu rächen. Und sie lernen ein gnadenloses Klassensystem kennen, das in London herrscht.

Denn Valentine ist nicht nur der berühmteste Archäologe und oberste Historiker der Stadt, er ist es auch deshalb, weil er seine bedeutendsten "Old-Tech Funde" aus prähistorischer Zeit als "Plunderer" erbeutet und dabei eine ganze Familie ausgelöscht hat - die Familie von Hester mit dem verbrannten Gesicht. Die hat sich fangen lassen, um an Valentine heran zu kommen. Tom, der die Zusammenhänge nicht ahnt, wird zufällig Zeuge des Attentats, rettet Valentines Leben und wird von diesem Halunken gleich mit in den Abfallschacht geworfen, den Hester zur Flucht benutzt hat. Im "Draußen", im Roman gleichbedeutend mit Hunger, Dreck und Gefahr, kann angeblich niemand überleben. Doch Hester hat genau das gelernt, und damit beginnt eine ungewöhnliche symbiotische Beziehung. Sie überleben, indem sie trotz anfänglicher Aversionen zusammenhalten und ihre Vorurteile überwinden. Dialogprobe:

"Er hat dich runtergeworfen, oder? Bloß weil du mit mir gesprochen hast." 

"Das ist gelogen!" sagte Tom wieder.

"Ach ja?", fragte Hester. ... Dann wandte sie sich ab und marschierte weiter.

Tom beeilte sich, sie einzuholen. "Ich komme mit! Ich muss auch wieder nach London! Ich kann dir helfen!"

"Du?" Hester lachte heiser und spuckte vor seinen Füßen aus. Ich dachte, du bist Valentine treu ergeben. Und jetzt willst du mir helfen, ihn umzubringen?"

Das kann ja heiter werden. Im Lauf von 1.648 Buchseiten werden Tom und Hester nicht nur ein Paar, sondern erleben auf dem Weg in ihr labiles Glück eine Menge haarsträubender Abenteuer. Besonders gruselig sind die Episoden mit dem Killer-Roboter Shrike. Der Android mit künstlicher Intelligenz hat einst Hesters Mutter als Leibwächter gedient, wurde dann als Beute stillgelegt und ganz neu auf die Menschenjagd programmiert - eine richtige Armee auf nur zwei Beinen. Als Luftschiffer und Händler lernen Tom und Hester den ganzen Planeten kennen - von den Eiswüsten des Nordens bis zu den Dschungeln Südostasiens und den Freihäfen der Himmelsfahrer oder den Unterwasserstützpunkten den "verlorenen Jungs", einer besonders üblen Piratenbande. Der manipulative Chef dieser Truppe hat Waisen aufgenommen und geschult, deren Eltern bei seinen Raubzügen nach Old-Tech ums Leben gekommen sind. Für sie ist er der einzige Halt, Ernährer, Lehrer, Heilsbringer und Oberguru. Die Kindersoldaten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas lassen grüßen. 

Tom uns Hester verbringen glückliche Jahre in Kanada, in den Ruinen einer kleinen landwirtschaftlichen Siedlung am Ende eines Fjordes, bauen Wein an, gehen fischen, führen eine Reparaturwerkstatt. Aber als ihre Tochter von den "verlorenen Jungs" entführt wird, müssen sie ihr kleines Paradies noch einmal verlassen. Schluchz. Aber gut geschrieben. Mehr wird aber nicht verraten. Man muss bloß wissen, worum es geht. Und mehr als eine grobe Orientierung kann diese Rezension auch nicht sein. Es ist übrigens ein großer Gewinn, dass der Brite Philip Reeves, der mit seiner Familie im Dartmore National Parl lebt, seine Romane mit sprechenden Cover-Zeichnungen selbst illustriert. Das riecht ein bisschen nach dem Stil alter Landser-Heftchen, hat aber einfach Charme. Das rein Mechanische solcher Abbildungen überfordert die Phantasie nicht, sondern bringt das Kopfkino erst richtig zum Laufen.

 


 












Mittwoch, 11. November 2020

Für eine Europäische Union der Poesie: Andreas-Gryphius-Preis für Traian Pop

 

Der angesehene Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde Esslingen geht 2020 an Traian Pop. Die Verleihung war für den 6. November im Gerhart-Hauptmann-Haus Düsseldorf geplant und musste wegen der Pandemie verschoben werden. Der Andreas-Gryphius-Preis würdigt in erster Linie das Gesamtwerk und wurde erstmals 1957 in Düsseldorf verliehen. Seit 1990 wird er von der Künstlergilde Esslingen in Glogau (heute Głogów, Polen) vergeben, wo Andreas Gryphius (eigentlich Andreas Greif) 1616 geboren wurde und bis zu seinem Tod im Jahre 1664 lebte. In diese Zeit fiel auch der Dreißigjährige Krieg, dessen Verheerungen Gryphius und sein Werk wie die gesamte europäische Kultur jener Zeit geprägt haben. Andreas Gryphius war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Barocks. Vor allem wegen seiner wortgewaltigen Sonette, die „das Leiden, Gebrechlichkeit des Lebens und der Welt“ zum Thema haben, gilt Gryphius als einer der bedeutendsten Lyriker des deutschen Barocks.

Mit dem Literaturpreis werden Autoren und Übersetzer ausgezeichnet, deren Publikationen deutsche Kultur in Mittel-, Ost- und Südosteuropa reflektieren und die zur Verständigung zwischen Deutschen und ihren östlichen Nachbarn beitragen. Der Preis war ursprünglich als Kind von Willy Brandts Ostpolitik mit 25.000 DM dotiert. Hinzu kam ein mit 7.000 DM dotierter Sonderpreis, der auch als Stipendium vergeben werden konnte. Als Folge von Sparmaßnahmen musste 2000 die finanzielle Unterstützung der Künstlergilde durch das Bundesministerium des Innern bzw. den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien eingestellt werden. Der Preis wurde daher bis 2008 nicht mehr vergeben. Seit 2009 ist der Preis zwar nicht mehr dotiert, kann aber mit Unterstützung einer privaten Stiftung immerhin wieder jedes Jahr verliehen werden. Eigentlich wäre das ein dringender Sanierungsfall für die Bundes-Kulturbeauftragte Monika Grütters.

Das Innenministerium ist heute gewiss die falsche Adresse für die Finanzierung eines so renommierten und traditionsreichen Literaturpreises. Doch mit etwas gutem Willen müsste sich in Berlin wieder eine angemessene Finanzierung de Preises finden lassen. Geehrt wird damit schließlich auch das Andenken eines Literaten, der ein hoch gebildeter, mehrsprachiger Grenzgänger im deutsch-polnischen Grenzgebiet war, der auch mehrjährige Erfahrungen in Italien und auf Reisen durch Frankreich und die Niederlande gesammelt hatte. Seine Literatur war in einem heute vielfach übersehenen Sinne gesamt-europäisch.

Insofern trifft die Wahl des Preisträgers Traian Pop einen Intellektuellen, der auf Rumänisch und Deutsch veröffentlicht hat, aber weit über den literarisch so fruchtbaren Kontext der Rumäniendeutschen hinausweist. Natürlich verlegt Pop fast die gesamte Riege deutschsprachiger Autorinnen und Autoren, er denkt und handelt jedoch größer – bis hin zum finanziell lebensgefährlichen Größenwahn: 2018, als das kleine Georgien Gastland der Frankfurter Buchmesse war, erschienen im Pop Verlag 26 (!) aus dem Georgischen übersetzte oder deutsch-georgische Bücher, so viele wie in keinem der deutschen Großverlage. Seit längerer Zeit nimmt Pop aber auch literarische Schätze von Autorinnen und Autoren ins Programm, die praktisch vor seiner Haustür leben, wie Peter Frömmig oder Imre Török, der aus Ungarn stammt.

Er befindet sich jetzt in angesehener Nachbarschaft zu früheren Preisträgern wie Edzard Schaper, Horst Lange, Siegfried von Vegesack, Sigismund von Radecki (1957), Heinz Piontek, Carl Dedecius, Horst Bienek oder Oskar Pastior. Wolfgang Koeppen, Günter Eich und Walter Kempowski. Sein Name steht auch in einer Reihe mit Karin Struck, Saul Friedländer, Siegfried Lenz, Hans Sahl, Ulla Berkewicz, Günther Anders, Hans-Werner Richter, Ottfried Preußler, Ota Filip oder Helga Schütz und Peter Härtling. Damit ist er wirklich auf dem literarischen Olymp großer Europäer angekommen.

Dabei lebt der 1952 im rumänischen Kronstadt (Brașov) geborene Autor und Verleger Pop erst seit 1989 in der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor war Pop, der unter anderem am Deutschen Staatstheater Temeswar gearbeitet hatte, verschiedentlich mit dem Ceaușescu-Regime in Konflikt geraten. Der Autor Traian Pop hat mehrere Lyrik- und Prosabände in rumänischer und deutscher Sprache vorgelegt. Er wurde für sein Werk bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Preis des Rumänischen Schriftstellerverbandes (2002). Seit 2003 hat er sich auch als Verleger verdient gemacht, er verlegte u. a. Arbeiten von Ana Blandiana, Jan Cornelius, Dieter Schlesak und William Totok. Das ist in der Tat ein Gesamtwerk, das mit dem Andreas-Gryphius-Preis vielleicht endgültig den längst überfälligen Schritt vom schwäbisch-rumäniendeutschen Provinzbiotop zur Ruhmeshalle allgemeiner Anerkennung und zum verdienten finanziellen Erfolg tun kann. Zu wünschen wäre es ihm.

Bio-Bibliographie: Der Schriftsteller, Verleger, Übersetzer und Journalist Traian Pop Traian wurdde 1952 in Kronstadt/Brașov, Rumänien geboren. Während des Studiums und danach freiberufliche Mitarbeit bei Rock- und Jazz-Musikgruppen sowie beim Deutschen Staatstheater Temeswar (als Toningenieur, Texter, Bühnenarbeiter). Parallel dazu Veröffentlichung aufmüpfiger Texte in studentischen und anderen Zeitschriften. Viele Buchpublikationen. Einige Theaterstücke, u. a. „Die Stadt der Lügenzwerge“ (Dramatisierung für das Puppentheater Temeswar 1989, wurde nach kaum zehn Vorstellungen verboten) und „Schöne Aussichten“ (wurde kurz vor der Uraufführung verboten). Nach dem Sturz des Diktators Nicolae Ceauşescu war Pop von Dezember 1989 bis Januar 1990 Mitglied des ersten Redaktionsteams der Tageszeitung „Temesvar“. Lebt seit 1990 in Ludwigsburg bei Stuttgart. Literaturpreise: u. a. Preis der Akademie für Wissenschaft, Literatur und Kunst beim Internationalen Buch-Salon, Großwardein/Oradea 1999, Poesie-Preis der LiterArt XXI (The International Association of Romanian Writers and Artists Inc.) 1998/1999, Preis des Rumänischen Schriftstellerverbandes, Temeswar/Timișoara 2002. Kurzfilm „Traumdiktat“ nach dem Gedicht „Wer keinen blassen Schimmer hat“, Poscimur Produktion (2004). Zuletzt auf Deutsch erschienen: Schöne Aussichten (2005), Die 53. Woche (2013), Bleierne Flügel (2017). "Absolute Macht", Gedichte Deutsch / Rumänisch (2018).

 



Mittwoch, 4. November 2020

Luftnummer: Jetzt werden Luftfilter öffentlich diskutiert - nach zwei Monaten!

Nach zwei Monaten ist das Themas in der Tagespresse angekommen, d.h. auch in der Landespresskonferenz Baden-Württemberg! Hier soll auch mal etwas Positives stehen.  Immerhin äußern sich mit einem Mal auch Forscher positiv über HP14-Filter, und die Kultusministerin Susanne Eisenmann erklärt, das Kabinett tage inzwischen in einer maschinell luxuriös gereinigten Luft. Man bedauert allgemein begrenzte Hersteller-Kapazitäten, die leider nicht in der Lage seien, kurzfristig 50 000 Schulklassen mit mobilen Luftreinigern zu versorgen. Doch die sinnlos durch Abwarten und Taktieren verlorene Zeit hat Menschenleben gekostet. Deshalb ist das alles so lustig auch wieder nicht. - Eine echte Luftnummer eben.

Montag, 19. Oktober 2020

Sie prüfen uns zu Tode: Die leidigen Luftreiniger und der Werdegang eines Skandals

An dieser Stelle möchte ich weitgehend unkommentiert die Email-Korresspondenz mit den angeblich zuständigen Behörden in Baden-Württemberg zu Fragen über die Effizienz von Luftfiltern für Schulen und Kulturstätten in der Pandemie dokumentieren. Denn jede Woche sterben Menschen an Covid-19 und stecken sich in Schulklassen Menschen an, jede Woche gehen Künstler aufs Sozialamt und müssen Betriebe schließen. Doch während die Monate vergehen, gibt es keine Antworten und nichts, was die Bezeichnung Dialog verdient hätte. Es gilt lediglich das geflügelte Wort "Wenn man nicht mehr weiter weiß, gibt es einen Arbeitskreis". Die Herrschaften prüfen uns zu Tode.

 

An das Landesgesundheitsamt Stuttgart beim Regierungspräsidium, 24. 09. 2020
  
Betrifft: Luftfilter gegen Coronaviren

Sehr geehrte Damen & Herren, 

Gibt es eigentlich noch keine verlässlichen zu Untersuchungen über innovative, aerosol-abtötende Raumluftfilter? Bei dem Thema finde ich im Internet auffallend viel von Nichts - außer Industriewerbung. Das Institut für Musikmedizin an der Universität Freiburg hat z.B. seine Richtlinien seit 20. Juli nicht mehr aktualisiert. Etwas zum Stand der Dinge wäre da sicher eine Hilfe.
Künstler, vor allem Musiker, sind keine Klimatechniker. Ich habe im Nachgang eines kleinen Literaturfestivals jedoch im Lockdown begonnen, bezahlbare technische Lösungen vor allem für kleinere und mittlere Räume im Internet zu suchen. Gerade kleine Veranstalter mit relativ kleinen Räumen klagen in der Corona-Pandemie über enorme Probleme bei Proben und Konzerten, Lesungen oder Theateraufführungen. Ein Normalbetrieb würde hier sicher mehr Einnahmen als staatliche Zuschüsse schaffen und wäre besser für alle Beteiligten. Das Thema hat mir monatelang keine Ruhe gelassen, weil ich selbst begeisterter Amateur-Chorsänger bin und auch als Lyriker mit Vereinen und Buchhandlungen bei Lesungen zusammen arbeite. Haben Sie diese Industrie bzw. solche Geräte im Blick oder noch nicht?

Eine Lösung des Luftfilter-Problems scheint hier mit einer überschaubaren technischen Investition möglich zu sein. Auch ich bin kein Klimatechniker, habe aber die Studien und Empfehlungen des Instituts für Musikmedizin an der Uni Freiburg gelesen und fand z.B. bei meinen Recherchen einen Ansprechpartner, der auch Beratung bietet. Die Firma, die ich Ihnen zu einer genaueren Prüfung empfehlen möchte (und die mir keine Provision bezahlt!), ist zertifiziert durch die Hohenheimer Institute und gerade dabei, Kontakt zum Institut für Musikmedizin an der Universität Freiburg zu suchen. Außerdem spricht sie gezielt Kirchen an: http://www.dinnovative.de/  <http://www.dinnovative.de/
 

Weiter führende Links:
Coronavirus und Luftreinhaltung: Neu-Ulmer Firma entwickelt Luftfilter gegen Viren | Südwest Presse Online <https://www.swp.de/suedwesten/staedte/neu-ulm/corona-coronavirus-luftreiniger-test-neu-ulmer-firma-luftfilter-ventilator-aerosole-viren-50441659.html  <https://www.swp.de/suedwesten/staedte/neu-ulm/corona-coronavirus-luftreiniger-test-neu-ulmer-firma-luftfilter-ventilator-aerosole-viren-50441659.html>>
Neuer Corona-Luftfilter entwickelt: "99,8 Prozent werden getötet" <https://www.infranken.de/ratgeber/gesundheit/coronavirus/neuer-corona-luftfilter-entwickelt-998-prozent-werden-getoetet-art-5024369  <https://www.infranken.de/ratgeber/gesundheit/coronavirus/neuer-corona-luftfilter-entwickelt-998-prozent-werden-getoetet-art-5024369>>
Dinnovative Luftfilter erfolgreich gegen Corona-Viren - Gastronomie-Report <https://www.gastronomie-report.de/luftfilter-corona-viren/  <https://www.gastronomie-report.de/luftfilter-corona-viren/>>

Am hilfreichsten für alle Kulturschaffenden wäre sicher eine pragmatische Allianz von Politik, Verwaltung, Kirchen, Verbänden und Kulturträgern bzw. Veranstaltern, um das Problem zu lösen. Nur wenn alle wichtigen Entscheidungsträger das Thema erst einmal im Blick haben, kann man hoffen, das sich nicht erst dann etwas bewegt, wenn es einen Impfstoff gibt und die Hälfte aller Veranstalter nicht mehr existiert.
Es ist mir übrigens aufgefallen, dass Cornelius Hauptmann, der Intendant der Stuttgarter Oper, vor ca. 3 Wochen in der "Stuttgarter Zeitung" einen ausführlichen Bericht über seine Beobachtungen bei den Salzburger Festspielen zur "Schachbrett-Belegung" bei Saalplänen veröffentlicht hat. Damit ist eine weit bessere Raumbelegung als bislang in BW möglich, ohne dass es Erkrankunhgen gab. Die denkbaren Infektionsketten wären leicht verfolgbar gewesen. Dannoch hat es keine wahnehmbare Reaktion von Behörden oder Kultusministerium gegeben. 

Warum verweigern sich Politik und Behörden allem Anschein nach einer sachlichen Debatte mit Fachleuten über existenzielle Fragen der Gesundheitsvorsorge im Kulturbetrieb? Bekomme ich auch von Ihnen keine angemessene Antwort, muss ich mich als Blogger des Problems öffentlich annehmen.
Mit freundlichen Grüßen,
Widmar Puhl 


Am 14.10.2020 um 18:06 schrieb Buergerreferent (SM STU):

Sehr geehrter Herr Puhl,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 24. September 2020, die dem Sozialministerium zuständigkeitshalber zugesandt wurde. Bitte entschuldigen Sie die verspätete Rückmeldung. Aufgrund der hohen Anzahl an Fragen zum Coronavirus kommt es bei der Beantwortung derzeit zu Verzögerungen. Dafür bitten wir um Verständnis.

Das Land Baden-Württemberg hat zur Virusübertragung durch Aerosole einen Expertenkreis „Aerosole“ im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst eingerichtet. Dabei geht es zunächst darum, aus allen Fachbereichen die aktuellen Informationen zusammentragen, offene Fragen zu identifizieren und Infektionsrisiken wissenschaftlich abzuschätzen. In der Folge können derzeitige Schutzkonzepte und deren Kombinationen bewertet werden.

Welche Maßnahmen letztendlich erfolgversprechend sein werden, bleibt daher noch abzuwarten.

Darüber hinaus überprüft die Landesregierung, auch in Abstimmung mit dem Bund und den anderen Ländern, permanent alle Maßnahmen anhand des aktuellen Infektionsgeschehens und des ständig wachsenden Wissens über das Virus und die Krankheit. Dabei gibt es nicht den einen Wissenschaftler, der alleine das Vorgehen bestimmt – so funktioniert Wissenschaft nicht und auch Politik kann so nicht gut funktionieren. Wir beraten uns mit einer ganzen Bandbreite von Expertinnen und Experten aus zahlreichen Fachgebieten, die selbst forschen und die nationale und internationale Studien- und Forschungslage intensiv beobachten, auswerten, diskutieren und beurteilen. Nicht zuletzt sitzen in den Fachabteilungen der Landesministerien und in den Gesundheitsämtern zahlreiche Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis zu Gesundheit und Medizin, Bildung, Erziehung, Wirtschaft und vielen weiteren relevanten Themengebieten.

Mit freundlichen Grüßen
Bürgerreferenten-Team
Beate Blechschmidt

Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg
Else-Josenhans-Straße 6, 70173 Stuttgart
Telefon (0711) 123-3888

E-Mail:Buergerreferent@sm.bwl.de <mailto:Buergerreferent@sm.bwl.de>

www.sozialministerium-bw.de <http://www.sozialministerium-bw.de/>

 

Am 15. Oktober meine Antwort als Bürger, Blogger und Autor: 

Sehr geehrte Frau Blechschmidt,

Ihre gestrige Antwort auf meine Anfrage hat mich ziemlich verärgert. Nicht nur ist sie ein Dokument der Hilflosigkeit. Sie beleidigt auch meinen Verstand. Uneingeschränktes Verständnis habe ich für Verzögerungen, die sich aus ungewöhnlich vielen Anfragen ergeben. Absolut kein Verständnis habe ich jedoch für wohlfeile Allgemeinplätze statt konkreter Antworten auf konkrete Fragen (zur Not hätte schon ein schichtes "Wie wissen es nicht, tun aber dies und jenes dagegen" geholfen). Ich bin schon verärgert darüber, dass meine Anfrage ans Landesgesundheitsamt im Regierungspräsidium "zuständigkeitshalber" ans Sozialministerium verwiesen wurde. Denn es geht um Fragen, die das Gesundheitswesen und Klimatechnik betreffen, wenn auch mit Folgen für das Schicksal von Millionen Schülern, Lehrern und Kulturschaffenden mit ihrern Familien. Kein Wort dazu!

Letztlich geht es ja nicht um wissenschaftlich "letzte Antworten" (die es nicht gibt, was wir alle wissen!), sondern um eine politische Einschätzung und Stellungnahme bzw. Handreichung, vor der sich die Landesregierung offenbar seit Monaten drückt. Zwischen den Zeilen steht nämlich, dass man dort das Thema sehr wohl zur Kenntnis genommen hat, aber nicht darauf einzugehen gedenkt. Leider das übliche Verfahren in der Bürokratie. Mit einer offenen, sachlichen oder gar kompetenten Debatte und Aufklärung hat das alles aber nichts zu tun. Umso wichtiger finde ich, eben diese anzustoßen- möglichst öffentlich. Deshalb lasse ich mich nicht so abspeisen.

Mit freundlichen Grüßen,
Widmar Puhl 

P.S.: Inzwischen gibt es einen längeren Blog-Beitrag zu diesem Thema (siehe unten). Erste Zeitungen berichten über Schulen, die solche Luftfilter auf eigene Kosten angeschafft haben. Doch Universitäten und Ministerien hüllen sich immer noch in Schweigen. Das Umweltbundesamt (ohne medizinische, physikalische oder gar organisatorisch-logistische Kompetenz in der Sache) warnt vor dem Einsatz von Luftfilteranlagen. Die Mainstream-Medien ignorieren mehrere Testberichte, die auf t-online veröffentlicht wurden.


Dienstag, 29. September 2020

"Politik des Zuhörens"? - Nein, Tiefschlaf in Sachen Kultur!

Künstler sind keine Klimatechniker, vor allem Musiker nicht. Ich habe im Nachgang eines kleinen Literaturfestivals jedoch begonnen, bezahlbare technische Lösungen vor allem für kleinere und mittlere Räume im Internet zu suchen. Gerade kleine Veranstalter mit relativ kleinen Räumen klagen in der Corona-Pandemie über enorme Probleme bei Proben und Konzerten, Lesungen oder Theateraufführungen. Aber auch die Großen, die für ihre Angestellten sogar Kurzarbeitergeld bekommen, fordern: "Lasst uns wieder arbeiten!" So etwas wie Normalbetrieb würde hier sicher mehr Einnahmen als staatliche Zuschüsse schaffen und wäre finanziell wie psychologisch besser für alle Beteiligten. Das Thema hat mir Monate lang keine Ruhe gelassen, weil ich selbst begeisterter Amateur-Chorsänger bin. Als Lyriker arbeite ich bei Lesungen mit Vereinen, Bibliotheken und Buchhändlern zusammen.

Genau das aber scheint hier mit einer überschaubaren technischen Investition eigentlich ganz leicht möglich zu sein. Auch ich bin kein Klimatechniker, habe jedoch die Studien und Empfehlungen des Instituts für Musikmedizin an der Universität Freiburg gelesen und bei meinen Recherchen einen Ansprechpartner gefunden, der auch Beratung bietet. Die Firma, die ich den geneigten Lesern zu einer genaueren Prüfung empfehlen möchte (und die mir keine Provision bezahlt!), ist zertifiziert durch die Hohenheimer Institute und gerade erst dabei, Kontakt zum Institut für Musikmedizin an der Universität Freiburg zu suchen, weil dieses Institut vor Corona kein Mensch kannte). Außerdem spricht das Unternehmen gezielt Kirchen an, die aber meist noch nichts davon wissen - und wenn, dann warten sie auf eine Erlaubnis der Obermuftis, die Geräte auch zu benutzen! Selbst Kirchenchöre dürfen daher nur in Kleingruppen proben und kaum auftreten. Kleine Veranstalter mit zu kleinen Räumen bitten scharenweise die Großen um Asyl und zahlen Miete. Dabei wäre das alles vermutlich vollkommen überflüssig.

Die Neu-Ulmer Firma heißt Dinnovative. Sie produziert Luftreiniger in unterschiedlichen Größen (je nach Raumgröße), die auch Aerosolfilter haben und anscheinend die komplette Raumluft alle 10 Minuten (!) erneuern. Es gibt diese Geräte für Büro, Praxis, Bibliothek etc. Sie sind fast unhörbar leise und eignen sich für Friseure, Arztpraxen, Nagelstudios, Hotels, Kantinen, Kirchen und nicht allzu große Konzertsäle. Danach müssten 90 Prozent aller literarischen Lesungen in Buchhandlungen, Kulturhäusern und Stadtbüchereien anstandslos wieder möglich sein. Aber was ist? Angst und tote Hose, oder besser: volle Hose!

Mehr dazu gibt es unter Luftfilter - Made in Germany <http://www.dinnovative.de/>

Weiter führende Links:
Coronavirus und Luftreinhaltung: Neu-Ulmer Firma entwickelt Luftfilter gegen Viren | Südwest Presse Online <https://www.swp.de/suedwesten/staedte/neu-ulm/corona-coronavirus-luftreiniger-test-neu-ulmer-firma-luftfilter-ventilator-aerosole-viren-50441659.html>

Neuer Corona-Luftfilter entwickelt: "99,8 Prozent werden getötet" <https://www.infranken.de/ratgeber/gesundheit/coronavirus/neuer-corona-luftfilter-entwickelt-998-prozent-werden-getoetet-art-5024369>

Dinnovative Luftfilter erfolgreich gegen Corona-Viren - Gastronomie-Report <https://www.gastronomie-report.de/luftfilter-corona-viren/>

Am hilfreichsten für alle Kulturschaffenden wäre sicher eine pragmatische Allianz von Politik, Verwaltung, Kirchen, Verbänden und Kulturträgern bzw. Veranstaltern, um das Problem zu lösen. Deshalb diese Anregung, einen Ausflug in die Welt der Klimatechnik zu machen. Nur wenn alle wichtigen Entscheidungsträger das Thema erst einmal im Blick haben, kann man hoffen, das sich nicht erst etwas bewegt, wenn es einen Impfstoff gibt und die Hälfte aller Veranstalter nicht mehr existiert.

Das Institut für Musikmedizin an der Universität Freiburg versprach noch im April, seine Empfehlungen für Chöre und Orchester würden monatlich aktualisiert. Seit dem 20. Juli kam nichts mehr. Dabei war das die Musiker-Bibel, zumindest in meinem Bundesland! Ich habe am 14. September an das Institut geschrieben und nach einer Einschätzung gefragt, was solche Geräte betrifft: keine Antwort. Ich habe das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg mit den gleichen Fragen und Recherchen konfrontiert: Schweigen im Walde. Seit Wochen.

Was mich jedoch wirklich wütend macht, ist die Arroganz, mit der Politiker und Behörden die Berichte von Fachleuten ignorieren: Cornelius Hauptmann, Chefdirigent der Stuttgarter Oper, schrieb schon vor Wochen einen langen Artikel über seine positiven Erfahrungen von den Salzburger Festspielen, wo 900 von 1200 Plätzen der großen Felsenreitschule mit einem Schachbrett-Muster besetzt (und verkauft!) werden konnten. Gestern berichtete Hans Christoph Rademann der "Stuttgarter Zeitung" vom Musikfest Erzgebirge mit fast vollen Kirchen. Aber niemand redet mit solchen Fachleuten, obwohl für beide Veranstaltungsreihen keine einzige Infektion bekannt ist. Stattdessen will Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann Musikunterricht und Schulchöre weiterhin verbieten und zwingt Symphonieorchester zu ruinösen Auftritten vor 500 Leuten in der 2000 Plätze fassenden Stuttgarter Liederhalle. Die "eiserne Schwäbin" Eisenmann (CDU) versteht zwar nichts von Musik und Theater, bleibt aber in Sachen Kultur stur bei Vorgaben vom Mai, obwohl das Publikum für Literatur und klassische Musik das disziplinierte Publikum überhaupt ist. Auf jeden Fall disziplinierter als die Kinder, die sie distanzlos in Kitas und Schulklassen schickt. Noch schlimmer ist wohl, dass es auf den Schulhöfen eine strikte Trennung von Klassen bzw. Lerngruppen gibt, aber nur eine Raucherecke für die Älteren. "Rauchen ist tödlich": Der Slogan bekommt da eine neue Bedeutung.

Langsam greifen seriöse Journalisten (z.B. beim BR) dieses Problem und mögliche Lösungen auf. Aber eine breite öffentliche Debatte gibt es darüber bis heute nicht. Corona-Regeln werden ja anscheinend nur für Wacken oder Disco-Clubs gemacht. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen) wackelt dabei zustimmend mit seinem greisen Haupt und gibt ahnungslos den besorgten Landesopa. Dabei stammt der Slogan von ihm, er wolle eine "Politik des Zuhörens" machen. Doch hier hört er genauso wenig zu wie seine umstrittene Kultusministerin und Stellvertreterin. Derlei Unsinn richtet schweren finanziellen und psychischen Schaden bei vielen Kulturschaffenden und beim Publikum an. Die ganze Kulturlandschaft ist davon betroffen, von der Hochkultur bis hin zum Gesangsverein. Viele Amateure und Profis werden aufgeben, viele Veranstalter schließen. All das führt zu einem weiteren großen, unnötigen Vertrauensverlust in unsere Politik, die beharrlich schöne Sonntagsreden hält und im Alltag ignoriert, das Kunst und Kultur ein Lebensmittel - nein: ein Überlebensmittel sind. 

Es mag ja sein, das Politiker, Fachleute, Großveranstalter, Verbände und Behördenleiter in Hinterzimmern bereits diskutieren, dass die Köpfe rauchen, und wirklich ernsthaft nach Lösungen suchen. Doch wenn sie dies tun, geschieht das nicht öffentlich. Und das ist nicht nur ein Skandal von erlesener Dummheit, sondern auch ein Misstrauensvotum in Richtung Volk. Für wie dämlich muss man uns halten und wie paranoid muss man sein, um zu befürchten, Aufklärung über Fragen und Probleme, die uns alle auf den Nägeln brennen, könnte gefährlich sein?! Es ist doch seltsam, dass wir inzwischen mehr über das Virus Corona Sars Cov 2 und Covid 19 wissen als über Klimanlagen, die im Vergleich zu diesem ganzen biologischen und medizinischen Fachwisssen geradezu simpel sind. 

Die Menschen können fast jede Wahrheit ganz gut vertragen, aber keine Ungewissheit. Und am wenigsten verstehen sie (mich eingeschlossen), dass sie sich mit künstlich erzeugten Unwissenheiten abfinden sollen. Wenn das Problem ist, dass wir gute Geräte haben, aber die Hersteller nicht genug liefern können, sagt es uns. So etwas lässt sich ändern, und dafür Millionen oder auch Milliarden in die Hand zu nehmen, macht jedenfalls Sinn. Wenn wir noch keine guten Geräte haben, dann sagt uns das! Wir verfolgen fast täglich im Fernsehen den Entwicklungswettlauf der Pharmaindustrie um Impfstoffe gegen Covid 19 und bekommen keinen Nervenzusammenbruch, weil die Sache sich hinzieht. Also, wenn Raumluftreiniger besser, billiger, besser verfügbar sein müssen, sagt es uns verdammt noch mal! Dann kann man herausfinden, wo die Probleme liegen, und sich an die Arbeit machen, um sie zu lösen. Und wenn wichtige wissenschaftliche Untersuchungen fehlen, dann macht sie endlich und tut die Ergebnisse allen kund! Aber wacht endlich auf. Die letzten sechs Monate habt Ihr fest geschlafen oder Öffentlichkeit lebenswichtige Informationen vorenthalten.

Montag, 21. September 2020

Lost Places der Kultur in Stuttgart: Die Villa Berg und das alte SWR-Fernsehstudio


Wir haben Lost Places in Stuttgart besucht: Die historische Villa Berg im gleichnamigen Park soll endlich saniert werden. Meine Bilder von heute zeigen noch ein letztes Mal 20 Jahre Stillstand und Verfall: Tiefgaragen, die seit langer Zeit keinem Auto mehr Parkraum bieten: einfach zu. Ein wunderschöner Park mit altem Baumbestand, der legendäre Sommerfeste, Open Air Konzerte und Produktionsfeten gesehen hat. 

 

 

 

 

 

Hier habe ich meine Frau kennen gelernt und ein ganzes Arbeitsleben verbracht.

Das einst schönste Casino Deutschlands mitten im Grünen soll abgerissen werden, ebenso die alten SDR-Fernsehstudios, damit ein Investor dort teure Eigentumswohnungen bauen kann.

Wir sahen Bauzäune, um die schon Efeu, Wein und Geschichten von Künstlerkarrieren, Amouren und Besoffenheiten ranken. Seit 2005 steht das Gebäude leer, gebaut 1853 als  Sommerresidenz des württembergischen Kronprinzen- und späteren Königspaares Karl und Olga. 1913 kaufte sie die Stadt, 1955 ging sie an den Süddeutschen Rundfunk (SDR) der einen Sendesaal für Live-Übertragungen und Konzerte einbaute. 2007 verkaufte er die Villa Berg und cdie dazugehöprigen Fernsehstudios an eine Investorengruppe. Als die in Konkurs ging und auch eine weitere Investorengruppe nur Stillstand produzierte und so den Verfall beschleunigte, kaufte die Stadt Stuttgart 2010 das Anwesen für 300 000 Euro zurück und will jetzt für 64 Millionen den Bau sanieren und zu erinem Kunst- und Kulturzentrum machen. Zehn weitere Jahre geschah nichts außer einer Bürgerbefragung über ein Nutzungskonzept. Es wird Neues entstehen - auf Ruinen.

Ab dem kommenden Jahr soll gebaut werden bzw. abgerissen, und dann wird nichts mehr so aussehen sie heute. Eine zentrale Stätte der Stuttgarter Kulturgeschichte wird verschwinden. Mit blutet das Herz, wenn ich daran denke.

Jetzt, in der Übergangszeit, zieren Porträts von Musikern, Sängern, Schowmastern und Schauspielern die großen vernagelten Fenster, weil sie hier gearbeitet haben. Vor allem meine Frau hat viele von ihnen als Studiofotografin abgelichtet und auch privat kennen gelernt. Von Harry Belafonte konnte sie gar nicht mehr aufhören zu erzählen. Es war einmal und wird nicht mehr. Aus die Maus. Babala.

Ein denkmalgeschützter und trotzdem einsturzgefährdeter Sendesaal, in dem viele Weltkarrieren begonnen haben, unter anderem von Wolfgang Dauner und Harald Schmidt. Ein verwunschener Studiobau, wo heute noch das SWR Vokalensemble und das SWR Symphonieorchester mit Teodor Currentzis proben. Wie viele Interviews habe ich hier gemacht? Wie viele Arbeitsbesprechungen mit Detlef Clas, dem Leiter der Hörfunkredaktion "Wissen", und seinen Kolleginnen & Kollegen?


Kostbare Art-Deco-Leuchten stehen im Park um die alte Villa, mit Farbe beschmiert oder durch Hydranten "verziert" wurden. Tröge für Pferde, die hier nicht mehr saufen. Studiogebäude, die der Park langsam überwuchert. 

 

 

 

 

 

Die Terrassen zur Stadt hin sind gesperrt und verfallen weiter. Nur wo früher Rentner mit großen Holozfiguren auf einem Schachbrett im Boden spielten, sah ich noch einen einsamen Bodybuilder mit einer schweren Steinplatte trainieren. Er muss irgendwo über den Zaun geklettert sein, um in Ruhe seinem Sport frönen zu können.

Von den Beeten und Blumenrabatten sind nur noch die steinernen Umfassungen zu sehen. Es stehen sogar noch einzelne verwitterte Sitzbänke. Für uns Ort vieler Mittagspausen.

Auf der Rückseite der Villa sieht man, dass schon Bäume auf dem Dach Fuß gefasst haben. Noch augenfälliger: Der Park wird wohl auch für polizeilich unerwünschte abendliche oder nächtliche Partys während der Corona-Pandemie genutzt.

Tagsüber sind Radfahrer, Jogger und Badminton-Spieler zu sehen, aber auch Familien mit kleinen Kindern.

Ich will gar nicht wissen, wer sich nachts hier herumtreibt. Der Mann vom Betriebssschutz, der sich mit einem Elektroauto anschleicht, könnte dazu wohl einiges erzählen.

Hier haben wir ein ganzes Arbeitsleben verbracht. Und überall das Stuttgarter Wahrzeichen des 21. Jahrhunderts: Bauzäune. Irgendwie, ich kann mit nicht helfen, ist das für mich zu einem Symbol für die Entwertung kreativer Arbeit in den letzten 20 Jahren geworden.

In diesem Park wohnt eine große Schar lauter Gelbkopfamazonen. Die Fachleute rätseln, ob die ersten der akklimatisierten Tropenvögel aus der nahen Wilhelma in die Freiheit flogen oder aus einem Käfig geflüchtet sind.

Auf dem Hof der so genannte Ü-Garage parken keine Übertragungswagen mehr, sondern Baumaschinen. Hier bin ich als Videotext-Redakteur wohl tausend Mal durch einen heute zugeschütteten Tunnel den Hügel hinunter in den Hörfunk gelaufen, wenn ich etwas aus der Nachrichtenredaktion holen musste oder einen Nebenjob im Studio hatte.

In der Ü-Garage roch es immer nach Holz und Leim, weil nebenan die Kulissenwerkstatt lag. Auch Busse mit Studiogästen kamen oft hier an, weil die Wendeplatte frei bleiben musste.


Samstag, 19. September 2020

Verlorener Komponist & Teufelsgeiger, weiblich

Das erste Konzert des SWR Symphonie Orchesters nach sieben (7) Monaten in der Stuttgarter Liederhallle begann in einder unwirklichen Atmosphäre: Die Politik erlaubt nur 500 Zuhörer in einem Raum mit 2000 Plätzen, obwohl wir das seit den Salzburger Festspielen besser wissen. Das Publikum war kulturell dermaßen ausgehungert, dass man ihm gestern vermutlich auch Christian Lindner als musikalische Messias hätte vorsetzen können. Das Programm, das Chefdirigent Teodor Currentzis mit einem Teil der Musiker bot, war mit Helmut Lachenmann (2. Bild) zunächst leider nur orchestriertes Gestammel und Theatermusik ohne auch nur eine einzige Harmonie. Was der 85jährige als "Zwei Gefühle - Musik mit Leonardo für Sprecher und Ensemble" rezitierte, war leider nur verhackstückte Sprache. Das konnte Kurt Schwitters schon vor 100 Jahren besser. 

Warum man ausgerechnet Leonardo da Vinci braucht, um Irritation und scheinbare Aktualität zu formulieren, ist mir ein Rätsel. Doch dann kam Patricia Kopatchinskaja und rettete den Abend. Mit der Auftragskomposition "Possible Places For Violin And Ensemble" von Dmitri Kourliasnski ( * 1976) zeigten Solistin und Orchester, dass Neue Musik mehr ist als akustische Umweltverschmutzung bzw. der Missbrauch ungeeigneter Instrumente zur Erzeugung ohrverletzender Geräusche.

Vor allem mit der barocken "Battaglia für Streicher und Basso Continuo" von Ignaz Franz Biber verführte die Kopatchinskaja Orchester und Publikum zu Lust und Spielfreude voller Rhythmus und Tempo jenseits musikalischer Altersgrenzen. Teils als lockendes Weib, teils als Amazone, die Geige und Bogen wie Schwert und Schild führte, zeigte sie echtes Musiktheater und mitreißend viel Spaß an der Freude. Wie groß ihre musikalische wie darstellerische Bandbreite ist, war in dem rührenden Duett mit Teodor Currentzis zu sehen und zu hören, mit dem das lyrische Poem "Anahit" von Giacinto Scelsi begann (1905 - 1988): Sie sang, wie der Dirigent am Boden sitzend, zur zarten Melodie eines alten Kinder- oder Liebesliedes. Ihre Körpersprache ganz Kind, ganz mädchenhafte Unschuld in Weiß. Auch dann, als alle Harmonie und Träumerei längst abgestreift war und sie die Geige wie um ihr Leben spielte. Man muss Currentzis lassen, dass es ihm immer wieder gelingt, Solisten ganz sie selbst sein und Neues ausprobieren zu lassen. Da flog nicht nur die Haartolle des Chefs, sondern auch sein Schal. So wurde, was in humorlosem teutschen Bierernst begann, doch insgesamt ein großartiger Konzertabend.


Sonntag, 13. September 2020

Wild, bunt, lebendig: Grafitti-Kunst im Stuttgarter Hauptbahnhof

Eben zurück vom Hauptbahnhof Stuttgart. Dessen für S21 verwüstete Große Halle hat das Kunstmuseum jetzt für eine internationale Street Art Ausstellung (Grafitti-Kunst) genutzt. Nach meiner Meinung ist die das Beste, was diesem Bonatz-Bauwerk seit Jahren geschieht: eine aktuelle Demonstration von Weltoffenheit, Vielfalt, Humor und Lebensfreude inmitten von Destruktion, Chaos, Hass und Corona. Bis zum, 31. Januar 2021 kann man sehen, was Künstler aus aller Welt hier machen und gemacht haben. Schon jetzt, noch vor der offiziellen Eröffnung, ist die Schau ein beliebter Selfie-Treffpunkt nicht nur für junge Leute und Durchreisende. Das Publikum ist so bunt gemischt wie die Stile und Bilder. So viel Leben in einem für tot erklärten Bau ist einfach eine Wucht und haut mich aus den Socken, obwohl das überhaupt nicht meine Kunstrichtung ist.

Wer genau hinschaut, entdeckt die beliebten Comic-Figuren der hintersinnigen Dialekt-Cartoons Äffle und Pferdle neben einer mittelalterlichen Pestmaske aus Venedig, teils witzigen und teils melancholischen Blicken auf das, was die Menschen seit dem Lockdown durch die Pandemie beschäftigt: Die Suche nach einem Impfstoff in einem tierischen Labor, das anmutet wie die Karikatur der Suche nach dem Stein der Weisen durch mittelalterliche Alchimisten. Das Horten von Klopapier. Mutter-Kind-Dramen mit Maske. Sehnsucht. Sex und Distanz. Gewalt, Albträume, aber auch Phantasiegestalten aus dem Pandämonium der Surrealisten, arabische Kalligraphie. 

 

 

 

 



 

 

 

Dienstag, 8. September 2020

FREIHEIT FÜR MARIA KALESNIKAVA - ein offener Brief von Kulturschaffenden an Merkel

Hier ein ein Offener Brief von Kulturschaffenden an die Bundeskanzlerin bezüglich der Verschleppung von Maria Kalesnikava.

Jochen Sandig, Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele, war dieser Tage mit Maria Kalesnikava im Austausch über eine künstlerische Zusammenarbeit im Rahmen der Ludwigsburger Schlossfestspiele 2021.

Mit herzlichen Grüßen,

Christine Diller, 

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

 

OFFENER BRIEF – „FREIHEIT FÜR MARIA KALESNIKAVA“

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

 

am frühen Morgen des 7. September 2020 ist Maria Kalesnikava im Stadtzentrum vom Minsk von maskierten Männern in einem schwarzen Lieferwagen entführt worden. Seither fehlen gesicherte Informationen über ihren Verbleib. Agenturmeldungen zufolge wurde von staatlicher weißrussischer Seite am heutigen 8. September der Versuch unternommen, sie und ihre Kollegen Anton Rodnenkow und Iwan Krawzow in die Ukraine abzuschieben. Rodnenkow und Krawzow befinden sich demnach mittlerweile in der Ukraine. Maria Kalesnikava soll sich jedoch einer Abschiebung durch Zerreißen ihres Reisepasses widersetzt haben. Man muss davon ausgehen, dass sich Frau Kalesnikava jetzt in Gewahrsam der weißrussischen Sicherheitskräfte bzw. des Geheimdienstes KGB befindet.

Frau Kalesnikava ist eine belarussische Musikerin, Kuratorin, die Art-Direktorin des Minsker Kulturprojektes „Ok16“ und ein führendes Mitglied des Koordinationsrats der Belarussischen Opposition. Zuvor hatte sie 12 Jahre in Stuttgart studiert und gearbeitet, u.a. als PR-Managerin des renommierten Neue-Musik-Festivals ECLAT. Sie leitete mehrere Projekte in Stuttgart und Minsk u.a. in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut.

Diese Entführung hat sich vor dem Hintergrund der massiven Zivilproteste in Belarus ereignet, die seit den Präsidentschaftswahlen am 9. August 2020 andauern und jede Woche Hunderttausende Menschen im ganzen Land auf die Straßen bringen. Maria Kalesnikava war die Vertreterin des Wahlkampfstabs des Präsidentschaftskandidaten Viktor Babariko, den das Lukaschenko-Regime hinter die Gitter gebracht hat. Zusammen mit der Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanovskaja, die nach unabhängigen Schätzungen die Wahl gewonnen hat, sowie mit Veronika Tsepkalo, der Frau des Präsidentschaftskandidaten Valeri Tsepkalo, bildete Maria Kalesnikava die Spitze der Protestbewegung. Ihre Mitstreiterinnen Tichanowskaja und Tsepkalo wurden beide von den belorussischen Geheimdiensten gezwungen, das Land zu verlassen. Tichanowskaja berichtete, man habe sie und ihre Kinder bedroht. 

Da es seit Wochen Berichte über Folter, Gewalt und Entführungen in Belarus gibt, sind wir zutiefst besorgt über das Schicksal von Maria Kalesnikava.

Wir begrüßen, dass Bundesaußenminister Heiko Maas sich gestern sehr deutlich öffentlich zu diesem Fall geäußert hat. Frau Bundeskanzlerin, wir appellieren heute mit höchster Dringlichkeit an Sie, dass Sie persönlich – auch vor dem Hintergrund Ihres Vorsitzes in der Europäischen Union – gemeinsam mit Ihren europäischen Amtskollegen alle politischen Möglichkeiten ausschöpfen, um den Verbleib von Frau Kalesnikava schnell aufzuklären, ihre Sicherheit zu gewährleisten und ihre sofortige Freilassung zu erwirken.

Mit herzlichem Dank im Voraus und freundlichen Grüßen

Christine Fischer, Intendantin Musik der Jahrhunderte, Leiterin Festival ECLAT

Prof. Martin Maria Krüger, Präsident Deutscher Musikrat e.V., Vorsitzender Musikfonds e.V.

Gerhart R. Baum, Bundesminister a.D., Vorsitzender des Kulturrats NRW

Petra Olschowski, Staatssekretärin Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg

Dr. Julia Cloot, Präsidentin Internationale Gesellschaft für Neue Musik, Deutsche Sektion

Viktor Schoner, Intendant Staatsoper Stuttgart

Jochen Sandig, Intendant Ludwigsburger Schlossfestspiele

Sasha Waltz, Choreographin

Sergej Newski, Komponist

Katja Petrowskaja, Schriftstellerin 

Manos Tsangaris, Direktor der Sektion Musik der Akademie der Künste Berlin, Künstlerischer Leiter Münchener Biennale

Björn Gottstein, Künstlerischer Leiter Donaueschinger Musiktage

Dr. Regula Rapp, Rektorin Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Paul-Georg Dittrich, Regisseur 

Miron Hakenbeck, Dramaturg 

Titus Engel, Dirigent

Viktoriia Vitrenko, Vorstand InterAKT Initiative e.V.

Jasmin Schädler, Vorstand InterAKT Initiative e.V.

Vincent Stefan, Musiker, Regisseur, Komponist 

Steven Walter, Leiter Podium Esslingen

Hanns Zischler, Schauspieler, Schriftsteller

Samir Odeh-Tamimi, Komponist, Stellv. Direktor Sektion Musik Akademie der Künste Berlin

Julia Gerlach, Sekretär der Sektion Musik Akademie der Künste

Rainer Pöllmann, Musikredakteur und Co-Leiter Festival Ultraschall Berlin

Lucia Ronchetti, Komponistin

Katharina Raabe, Lektorin, Suhrkamp Verlag

Ilma Rakusa, Übersetzerin

Jens Cording, Kulturmanager

Elke aus dem Moore, Direktorin der Akademie Schloss Solitude

Martina Grohmann, Intendantin Theater Rampe

Paula Kohlmann, Dramaturgin Theater Rampe

Dr. Lydia Jeschke, Redaktionsleitung Neue Musik und Jazz im SWR

Dr. Stefanie Stegmann, Leitung Literaturhaus Stuttgart

Kerstin Preiwuß, Schriftstellerin 

Thorsten Schütte, Filmakademie Baden-Württemberg

Ulrike Groos, Direktorin Kunstmuseum Stuttgart

Hans-Georg Kaiser, Intendant Freiburger Barockorchester

Hans D. Christ, Direktor Württembergischer Kunstverein

Iris Dressler, Direktorin Württembergischer Kunstverein

Prof. Martin Schüttler, Komponist, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Prof. Angelika Luz, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Franz Martin Olbrisch, Vizepräsident Internationale Gesellschaft für Neue Musik, Deutsche Sektion

Freitag, 7. August 2020

Sektierer aller Länder, vereinigt Euch!

Die Corona-Leugner und Maskenverweiger, vor allem die Demonstranten gegen angeblich willkürliche Einschränkungen, kommen mit den absurdesten Begründungen für ihr unfassbar asoziales, egoistisches und gemeingefährliches Verhalten daher. Ich habe Respekt vor jedem überzeugten Atheisten, Christen, Muslim oder Juden, auch vor echten Anhängern anderer Religionen, sogar vor Impfgegnern, selbst wenn´s schwer fällt. Schon weniger vor Ärzten, die gegen Bezahlung per Post Atteste an "Patienten" verschicken, die sie nie gesehen haben, damit diese Menschen keine Schutzmaske tragen müssen. Das ist einfach nur kriminell. Aber was passiert da gerade wirklich im Zeichen der Corona-Pandemie?

Vor einger Zeit schrieb ich, die Pandemie und die staatlichen Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus würden noch massenhaft die Praxen der Psychiater füllen. Jetzt reicht der Platz in Psychiatrien und Arztpraxen nicht mehr. Darauf war unser System noch weniger vorbereitet als auf den plötzlichen Mangel an Klopapier und Schutzmasken. Nun laufen "mündige Patienten" zu Zehntausenden Amok und feiern Corona-Parties.

Die katholische und die evangelische Kirchen melden Kirchenaustritte ohne Ende. Schulen, Hochschulen, Theater, Konzertsäle mussten schließen, Touriusmus, Vereine und Gastronomie übten sich schmerzhaft in Vernunft und Disziplin. Gleichzeitig aber laufen unvernünftige Menschen in hellen Scharen Verschwörungsmystikern, politischen Hetzern und Psychopathen nach. Teils behaupten diese Leute sogar, das Virus Covid 19 gebe es gar nicht. Man darf ja dumm sein, aber darf man das auch als Wissenschaftler? Man darf ja anderer Meinung sein über Grundrechte als die Regierung. Aber darf mann das auf Demos laut in die Welt brüllen und dann unser Land eine "Diktatur" nennen?

Ich denke wirklich, zur Zeit ist kein Verschwörungsmythos zu dumm und kein Irrglaube zu blöd für Leute, die ihre Mitte verloren haben und gar nicht wissen, wovon sie reden. Vielleicht fing das an mit einem gewissen Daniel Kübelböck, der in der ersten Staffel der unsäglichen Show "Deutschland sucht den Superstar" als Ziel seines Lebens und Berufswunsch angab: "Ich will berühmt werden!" Er hatte nichts gelernt und die Schule abgebrochen, er sang und konnte es nicht. Er konnte gar nichts und wusste noch weniger. Die Leute lachten darüber, und deshalb warf ihn der Sender nicht hinaus. Auch Lacher machen eben Einschaltquoten. Dass der Sender sich schamlos an Daniels Menschenwürde bereichert hat, interessierte die Spaßgesellschaft nicht. Die Selbstentblößung bei Dschungelcamps, in voyeuristischen TV-Containern und anderer Medien-Trash ließ die letzten Schamgrenzen fallen. Die logiosche Konsequenz war die immer häufiger gestellte Frage: Wenn man mit solchem Mist  mehr verdienen kann als mit ehrlicher Arbeit, wozu noch lernen und arbeiten?

Die Schöpfungsgeschichte, nach der wir unser Brot "im Schweiße unseres Angesichts" essen sollten, war da schon ebenso zum Teufel wie der Wert der Arbeit. Dann kam beim ZDF die Zeit der Rateshows, bei denen man mit sinnfreiem Spezialwissen viel Geld gewinnen konnte. Da war es dann auf einmal genauso wichtig, die Namen der Teletubbies zu kennen, wie zu wissen, wer Anne-Sophie Mutter ist, Freddie Mercury oder die neue deutsche Literatur-Nobelpreisträgerin. Die Botschaft war: Alles ist gleich wichtig, eben weil nichts wichtig ist. Das nannte man dann "Demokratisierung des Wissens". Die Entwertung der Werte und der Wissenschaft war nicht mehr aufzuhalten. Der geistige Diebstahl am Urheber durch meist ungebildete Besitzer von Rechenkapazität wurde zum goldenen Kalb der globalisierten Wirtschaft. Amazon und andere Internetkonzerne ebneten den Weg zu dem Glauben an das Recht auf Unwissenheit, Dummheit und Faulheit, der heute allgegenwärtig ist: Wenn etwas nichts wert ist, darf man´s doch wohl klauen, oder etwa nicht?

Heute machen solche Leute Politik und verleumden guten Journalismus als "Lügenpresse". Sie haben längst auch andere als monetäre oder moralische Werte verschoben und die Axt an die Fundamente von Freiheit, Demokratie und Grundrechten gelegt. Sie verbitten sich jede Kritik als "Einmischung in innere Angelegenheiten" und sind "nicht bereit, mit Außenstehenden über unsere Personalentscheidungen zu diskutieren". Sie erklären ihre Darmwinde zum Dogma, bezeichnen Wissen als "Fake News", haben die "alternativen Fakten" erfunden und halten die echten Fakten irgendwann ehrlich für eine Meinung. Geht´s noch?

Bolsonaro in Brasilien, Trump in den USA, Erdogan in der Türkei, Putin in Russland, diverse orientalische Despoten und ihre Irrglaubensbrüder nebst diversen Fernsehpredigern haben ihren zahlreichen Anhängern und Grupies ins Gehirn geschissen, mit Verlaub. Man muss einfach endlich die Zusammenhänge sehen und das System erkennen, das erst den Westen spalten und dann Demokratie und Freiheit abschaffen möchte. Das Motto heißt: "Sektierer aller Länder, vereinigt Euch!" Denn nur gemeinsam sind wir verblödet und verantwortungslos genug für so viel Psychopathologie auf einmal. Zu besichtigen derzeit auf Demos "gegen Corona". Schon mal mit einem Virus diskutiert? - Eben. 

Da könnte ja auch jeder kommen und dem großen Vorsitzenden der "kommunistischen Partei Chinas" (hallo?!) Menschenrechte und internationales Recht erklären wollen. Xi J Wer solchinping ist kein Kommunist. Er ist der gnadenlos autoritäre Chef eines Staatskonzerns, ein Imperialist und Militarist, ein Rassist und Nationalist. Die kommunistische Partei Chinas ist kein Gleichmacher, sondern war schon immer etwas gleicher als die anderen. Ganz wie die anderen Sektierer aller Länder. Die Pandemie kommt ihnen wie gerufen. Aber mit Lügen werden sie niemanden satt machen, keine Kranken heilen und keine Impfstoffe finden. Das Virus ist der wirkliche Gleichmacher. Es kennt keinen Respekt  vor niemandem, keine Angst vor Einschüchterung, keine Autorität. Glaubt man in China oder sonst irgendwo in der Welt, es gebe ein Recht auf Zynismus und Dummheit?

Was hat das alles mit China zu tun? - Nun ja: Aus China ist das Virus gekommern, und trotzdem unterschätzen die im Zentralkommitee es dort bis zum heutigen Tag. So gehören sie also zu den gewissenlosen Sektierern, die da fröhlich Ringelpiez mit Anfassen spielen. Ihr Guru heißt Mao Tse Tung. Wie dämlich kann man bloß sein? Leute, wenn Ihr einen Gott braucht oder irgendwo austreten wollt, sucht Euch doch einen richtigen Glauben und keinen Aberglauben! Ich kann verstehen, dass man mit dem Kontrollverlust durch eine Pandemie und die Maßnahmen der Regierung gegen die Ansteckungsgefahr nicht klar kommt. Aber warum sollte ich dann auch noch den größten Irrsinn glauben, den übelsten Verbrechern nachlaufen und auf die schlimmsten Manipulationen hereinfallen, die gerade zur Verfügung stehen? Wer kann, weil er das Heil sucht, das Unheil im Unwissen und in der Lüge übersehen?