An dieser Stelle möchte ich weitgehend unkommentiert die Email-Korresspondenz mit den angeblich zuständigen Behörden in Baden-Württemberg zu Fragen über die Effizienz von Luftfiltern für Schulen und Kulturstätten in der Pandemie dokumentieren. Denn jede Woche sterben Menschen an Covid-19 und stecken sich in Schulklassen Menschen an, jede Woche gehen Künstler aufs Sozialamt und müssen Betriebe schließen. Doch während die Monate vergehen, gibt es keine Antworten und nichts, was die Bezeichnung Dialog verdient hätte. Es gilt lediglich das geflügelte Wort "Wenn man nicht mehr weiter weiß, gibt es einen Arbeitskreis". Die Herrschaften prüfen uns zu Tode.
An das Landesgesundheitsamt Stuttgart beim Regierungspräsidium, 24. 09. 2020
Betrifft: Luftfilter gegen Coronaviren
Sehr geehrte Damen & Herren,
Gibt es eigentlich noch keine
verlässlichen zu Untersuchungen über innovative, aerosol-abtötende Raumluftfilter? Bei dem Thema finde ich im Internet auffallend viel von
Nichts - außer Industriewerbung. Das Institut für Musikmedizin an der
Universität Freiburg hat z.B. seine Richtlinien seit 20. Juli nicht mehr
aktualisiert. Etwas zum Stand der Dinge wäre da sicher eine Hilfe.
Künstler, vor allem Musiker, sind keine Klimatechniker. Ich habe im
Nachgang eines kleinen Literaturfestivals jedoch im Lockdown begonnen,
bezahlbare technische Lösungen vor allem für kleinere und mittlere Räume im
Internet zu suchen. Gerade kleine Veranstalter mit relativ kleinen
Räumen klagen in der Corona-Pandemie über enorme Probleme bei Proben und
Konzerten, Lesungen oder Theateraufführungen. Ein Normalbetrieb würde hier
sicher mehr Einnahmen als staatliche Zuschüsse schaffen und wäre besser
für alle Beteiligten. Das Thema hat mir monatelang keine Ruhe gelassen,
weil ich selbst begeisterter Amateur-Chorsänger bin und auch als Lyriker
mit Vereinen und Buchhandlungen bei Lesungen zusammen arbeite. Haben
Sie diese Industrie bzw. solche Geräte im Blick oder noch nicht?
Eine Lösung des Luftfilter-Problems scheint hier mit einer
überschaubaren technischen Investition möglich zu sein. Auch ich bin
kein Klimatechniker, habe aber die Studien und Empfehlungen des
Instituts für Musikmedizin an der Uni Freiburg gelesen und fand z.B. bei meinen
Recherchen einen Ansprechpartner, der auch Beratung bietet. Die
Firma, die ich Ihnen zu einer genaueren Prüfung empfehlen möchte (und
die mir keine Provision bezahlt!), ist zertifiziert durch die
Hohenheimer Institute und gerade dabei, Kontakt zum Institut für
Musikmedizin an der Universität Freiburg zu suchen. Außerdem spricht sie
gezielt Kirchen an: http://www.dinnovative.de/ <http://www.dinnovative.de/
Weiter führende Links:
Coronavirus und Luftreinhaltung: Neu-Ulmer Firma entwickelt Luftfilter gegen Viren | Südwest Presse Online <https://www.swp.de/suedwesten/staedte/neu-ulm/corona-coronavirus-luftreiniger-test-neu-ulmer-firma-luftfilter-ventilator-aerosole-viren-50441659.html <https://www.swp.de/suedwesten/staedte/neu-ulm/corona-coronavirus-luftreiniger-test-neu-ulmer-firma-luftfilter-ventilator-aerosole-viren-50441659.html>>
Neuer Corona-Luftfilter entwickelt: "99,8 Prozent werden getötet" <https://www.infranken.de/ratgeber/gesundheit/coronavirus/neuer-corona-luftfilter-entwickelt-998-prozent-werden-getoetet-art-5024369 <https://www.infranken.de/ratgeber/gesundheit/coronavirus/neuer-corona-luftfilter-entwickelt-998-prozent-werden-getoetet-art-5024369>>
Dinnovative Luftfilter erfolgreich gegen Corona-Viren - Gastronomie-Report <https://www.gastronomie-report.de/luftfilter-corona-viren/ <https://www.gastronomie-report.de/luftfilter-corona-viren/>>
Am hilfreichsten für alle Kulturschaffenden wäre sicher eine
pragmatische Allianz von Politik, Verwaltung, Kirchen, Verbänden und
Kulturträgern bzw. Veranstaltern, um das Problem zu lösen. Nur wenn alle
wichtigen Entscheidungsträger das Thema erst einmal im Blick haben,
kann man hoffen, das sich nicht erst dann etwas bewegt, wenn es einen
Impfstoff gibt und die Hälfte aller Veranstalter nicht mehr existiert.
Es ist mir übrigens aufgefallen, dass Cornelius Hauptmann, der
Intendant der Stuttgarter Oper, vor ca. 3 Wochen in der "Stuttgarter
Zeitung" einen ausführlichen Bericht über seine Beobachtungen bei den
Salzburger Festspielen zur "Schachbrett-Belegung" bei Saalplänen
veröffentlicht hat. Damit ist eine weit bessere Raumbelegung als bislang
in BW möglich, ohne dass es Erkrankunhgen gab. Die denkbaren
Infektionsketten wären leicht verfolgbar gewesen. Dannoch hat es keine
wahnehmbare Reaktion von Behörden oder Kultusministerium gegeben.
Warum
verweigern sich Politik und Behörden allem Anschein nach einer
sachlichen Debatte mit Fachleuten über existenzielle Fragen der
Gesundheitsvorsorge im Kulturbetrieb? Bekomme ich auch von Ihnen keine
angemessene Antwort, muss ich mich als Blogger des Problems öffentlich
annehmen.
Mit freundlichen Grüßen,
Widmar Puhl
Am 14.10.2020 um 18:06 schrieb Buergerreferent (SM STU):
Sehr geehrter Herr Puhl,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 24. September 2020, die dem
Sozialministerium zuständigkeitshalber zugesandt wurde. Bitte
entschuldigen Sie die verspätete Rückmeldung. Aufgrund der hohen
Anzahl an Fragen zum Coronavirus kommt es bei der Beantwortung derzeit
zu Verzögerungen. Dafür bitten wir um Verständnis.
Das Land Baden-Württemberg hat zur Virusübertragung durch Aerosole
einen Expertenkreis „Aerosole“ im Ministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst eingerichtet. Dabei geht es zunächst darum, aus
allen Fachbereichen die aktuellen Informationen zusammentragen, offene
Fragen zu identifizieren und Infektionsrisiken wissenschaftlich
abzuschätzen. In der Folge können derzeitige Schutzkonzepte und deren
Kombinationen bewertet werden.
Welche Maßnahmen letztendlich erfolgversprechend sein werden, bleibt
daher noch abzuwarten.
Darüber hinaus überprüft die Landesregierung, auch in Abstimmung mit
dem Bund und den anderen Ländern, permanent alle Maßnahmen anhand des
aktuellen Infektionsgeschehens und des ständig wachsenden Wissens über
das Virus und die Krankheit. Dabei gibt es nicht den einen
Wissenschaftler, der alleine das Vorgehen bestimmt – so funktioniert
Wissenschaft nicht und auch Politik kann so nicht gut funktionieren.
Wir beraten uns mit einer ganzen Bandbreite von Expertinnen und
Experten aus zahlreichen Fachgebieten, die selbst forschen und die
nationale und internationale Studien- und Forschungslage intensiv
beobachten, auswerten, diskutieren und beurteilen. Nicht zuletzt
sitzen in den Fachabteilungen der Landesministerien und in den
Gesundheitsämtern zahlreiche Expertinnen und Experten aus Theorie und
Praxis zu Gesundheit und Medizin, Bildung, Erziehung, Wirtschaft und
vielen weiteren relevanten Themengebieten.
Mit freundlichen Grüßen
Bürgerreferenten-Team
Beate Blechschmidt
Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg
Else-Josenhans-Straße 6, 70173 Stuttgart
Telefon (0711) 123-3888
E-Mail:Buergerreferent@sm.bwl.de <mailto:Buergerreferent@sm.bwl.de>
www.sozialministerium-bw.de <http://www.sozialministerium-bw.de/>
Am 15. Oktober meine Antwort als Bürger, Blogger und Autor:
Sehr geehrte Frau Blechschmidt,
Ihre gestrige Antwort auf meine Anfrage hat mich ziemlich verärgert.
Nicht nur ist sie ein Dokument der Hilflosigkeit. Sie beleidigt auch
meinen Verstand. Uneingeschränktes Verständnis habe ich für
Verzögerungen, die sich aus ungewöhnlich vielen Anfragen ergeben.
Absolut kein Verständnis habe ich jedoch für wohlfeile Allgemeinplätze
statt konkreter Antworten auf konkrete Fragen (zur Not hätte schon ein schichtes "Wie
wissen es nicht, tun aber dies und jenes dagegen" geholfen). Ich bin
schon verärgert darüber, dass meine Anfrage ans Landesgesundheitsamt im
Regierungspräsidium "zuständigkeitshalber" ans Sozialministerium
verwiesen wurde. Denn es geht um Fragen, die das Gesundheitswesen und
Klimatechnik betreffen, wenn auch mit Folgen für das Schicksal von Millionen Schülern, Lehrern
und Kulturschaffenden mit ihrern Familien. Kein Wort dazu!
Letztlich geht es ja nicht um wissenschaftlich "letzte Antworten" (die
es nicht gibt, was wir alle wissen!), sondern um eine politische
Einschätzung und Stellungnahme bzw. Handreichung, vor der sich die
Landesregierung offenbar seit Monaten drückt. Zwischen den Zeilen steht
nämlich, dass man dort das Thema sehr wohl zur Kenntnis genommen hat,
aber nicht darauf einzugehen gedenkt. Leider das übliche Verfahren in
der Bürokratie. Mit einer offenen, sachlichen oder gar kompetenten
Debatte und Aufklärung hat das alles aber nichts zu tun. Umso wichtiger
finde ich, eben diese anzustoßen- möglichst öffentlich. Deshalb lasse
ich mich nicht so abspeisen.
Mit freundlichen Grüßen,
Widmar Puhl
P.S.: Inzwischen gibt es einen längeren Blog-Beitrag zu diesem Thema (siehe unten). Erste Zeitungen berichten über Schulen, die solche Luftfilter auf eigene Kosten angeschafft haben. Doch Universitäten und Ministerien hüllen sich immer noch in Schweigen. Das Umweltbundesamt (ohne medizinische, physikalische oder gar organisatorisch-logistische Kompetenz in der Sache) warnt vor dem Einsatz von Luftfilteranlagen. Die Mainstream-Medien ignorieren mehrere Testberichte, die auf t-online veröffentlicht wurden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen