Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatstheater, die jetzt bis Januar schließen müssen: Lasst den Kopf nicht hängen! Ich danke Euch sehr fürs bisherige Durchhalten, für all die kreativen Ideen und Extra-Bemühungen, die wunderbaren Produktionen. Eine Politik, die sich nur nach statistischen Algorythmen richtet, opfert Sport und Gastronomie den Kitas und die Kultur den Schulen.
Diese Heilige Kuh wird zudem unprofessionell, stur und ohne Phantasie und Kreativität gemanagt. Das macht mich wütend, weil man jetzt sehen kann: All diese faulen Kompromisse funktionieren nicht. Die Chance, winterliches Stoßlüften durch Raumluftfilter zu ersetzen, wurde ignorant und arrogant verschlafen. Kinder müssen Masken tragen und in der Schule möglichst Abstand halten, werden aber auf dem Schulweg in überfüllte Busse und Bahnen geschickt und dürfen oft ihre Freunde nicht sehen. Die Bundesregierung gibt 5 Milliarden für Laptops, aber es gibt kein einheitliches Lehrprogramm, viele Schulen haben immer noch kein WLAN und viele Lehrer können mit den Geräten nicht umgehen - falls die denn überhaupt geliefert wurden. Niemand traut den Lehrern zu, den Unterricht kompetent coronagemäß zu organisieren, dabei kennen sie die Verhältnisse vor Ort am besten. Ganz im Gegenteil: Man verbietet es ihnen oder lässt sie bei der Technik hängen! Und dafür nimmt man immense psychische und emotionale Kollateralschäden in Kauf.
Die Kultur bleibt ein Jahr ohne Publikum, ohne reguläre Einnahmen, ohne echte Wertschätzung und Respekt. Denn was ist respektvoll an den Almosen, die weder zum Leben noch zum Sterben reichen und fürs Nichtstun ausgezahlt werden, wenn jeder Daimler-Monteur und jede Bürokauffrau in Kurzarbeit mehr bekommt? Was ist respektvoll an der Einstufung als "nicht systemrelevant" und der Gleichsetzung mit "Spaß"? Es ist eine einzige bittere Demütigung für Künstler, die ihre Arbeit mit heiligem Ernst machen! Und sie ist doppelt kränkend, wenn gleichzeitig Geschäfte und Marktbuden, Friseursalons und Nagelstudios offen bleiben. Es ist ungerecht, so ein Sonderopfer für so lange Zeit nur von einer Branche zu verlangen, die dabei kaputt geht oder irreversiblen Schaden nimmt, psychisch und finanziell.
Ganz zu schweigen von den Schäden, die der ausbleibende Trost der Menschen durch Live-Begegnungen mit Musik, Tanz, Theater, Literatur und Kunst hinterlässt, die fehlenden Anregungen aus den Gesprächen und Diskussionen hinterher. Richtig, Kunst und Kultur sind Orte der Begegnung. Aber das sind Schulen auch, nur dass sich im Konzerten oder im Theater bisher keine nachweisbaren Infektionen ereignet haben. Politiker sollten das nicht vergessen im "Land der Dichter und Denker"!
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