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Donnerstag, 18. März 2021

Spott-Reime mit Tante Mu: Freie Spielerei mit dem Entsetzen

Tante Mu

tanzt ab und zu

Mutantentango nach Kung Fu


Rund und drall

Schön und prall

So kopuliert sie überall


Tante Mu

Wer bist denn Du

Du drehst Dich dauernd fort im Nu


Ohne Schmu

Tante Mu

Drückt gern beide Augen zu


Ich und Du

Tante Mu

Spielen wir schon Blinde Kuh?


Bist Du gar die Gouvernante

Die ich früher einmal kannte

Zeig Dich doch Du Erz-Mutante


Tante Mu

Schaut Dir zu

Gibt noch lange keine Ruh


Letzte Ruh

Mit Tante Mu

Ist der allergrößte Clou


Klappe zu

Tante Mu

Bist halt eine dumme Kuh


Müde bin ich, Tante Mu

Gib doch endlich wieder Ruh

Schließe beide Augen zu

Dienstag, 2. März 2021

Stuttgarter Lyrik-Köpfe: alles nur geklaut?

Kleiner aktueller Beitrag zum Thema Lyrik und die große Verachtung für Kunst in der öffentlichen Wahrnehmung - speziell zu Corona-Zeiten: Eben öffne ich einen Flyer der Stadtbücherei Stuttgart, wo Festangestellte das Programm machen und solche Dinge mehr. Da steht eine große Werbung drin für einen Stuttgarter Lyrik-Cast in Farbe. Für diesen "crossmedialen Pod- und Video-Cast werden 30 Lyrikerinnen und Lyriker der "Literaturszene Stuttgart" mit zwei Gedichten von einer Schauspielerin und einem Schauspieler präsentiert - natürlich mit Fördergeld des Kunstministeriums. 12 der klugen Köpfe werden sogar von der Stuttgarter Künstlerin Hanna Wenzel illustriert. Die zeichnerischen Prozesse sind als Video zu sehen. Ich bin seit Beginn aktiver Teil der "Stuttgarter Literatur-Szene", aber hier mal wieder nicht dabei, weil ich nicht prominent bin.

Die Bücherei schmückt sich mit den lokalen Kreativen (tut aber in der Praxis kaum je etwas für sie, es sei denn, sie haben gerade einen Preis erhalten oder so). Meist begnügt sich die Bücherei mit dem Schnorren von Büchern, die dann im Regal stehen. Nun sind die unter dem Titel "Stuttgarter Lyrik-Cast" abgebildeten Köpfe nicht 12, sondern 30. Und sie gehören zu Kolleginnen und Kollegen, die mehrheitlich gar nicht in Stuttgart leben, teilweise nie gelebt haben. Auch wenn ich Nico Bleutge aus Tübingen oder Walle Sayer aus Dettingen bei Horb sehr schätze: Sie stammen ebenso wenig wie Peter Frömmig (Marbach), Christine Langer Ulm), Eva Christina Zeller und Kaus F. Schneider (beide Tübingen) oder Tina Strohecker (Ulm, Esslingen) oder Susabeh Mohafez (Stationen: Teheran Berlin Lissabon Stuttgart Althütte Schwäbisch Hall) aus Stuttgart und der näheren Umgebung. Auch Jochen Kelter nicht (Bodenseeraum) und José F.A. Oliver (Südschwarzwald). Sie sind aber irgendwie "prominent" und haben vielmehr fast alle im Verlag Klöpfer & Meyer publiziert. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Es ist ja auch nicht böse, aber schon sehr einseitig.

Nein, es ist nicht alles nur geklaut, aber die Köpfe, meistens. Dafür fehlen andere. Vielleicht hat auch der auswählende Kollege nicht genug Ahnung von Lyrik oder ihm fehlt die Zeit für eine sorgfältigere Auswahl. Ich mache mich jetzt garantiert mal wieder unbeliebt. Aber mich tröstet, dass ich nicht allein bin. Unsichtbar wie ich sind viele. Man könnte ja nachfragen im Stuttgarter Schriftstellerhaus, beim Stuttgarter Schriftstellerstammtisch, bei Autorengruppen wie "Wrtrose". Wegen der Pandemie nicht nur ohne Aufträge, sondern weil ich als kleiner Rentner auch noch wage, nach Aufmerksamkeit für meine Kunst zu fragen, soll ich mich auch noch die Klappe halten und mich mit Begeisterung unsichtbar machen. Andere haben´s nötiger. Also verzichte ich gern aufs Geld und überlasse es denen, die es nötiger haben. Aber wieso soll meine Kunst unsichtbar sein?

Gut möglich, dass man für die Förderung durchs Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst einfach die Prominenten brauchte. Die, die oft genug eh schon a dabei sind, seit immer und ewig. Die üblichen Verdächtigen, die sich meistens gegenseitig einladen, weil sie in Juries sitzen oder Festivals leiten oder in anderen Gremien Einfluss haben. Und wenn es mit dieser Gewichtung Jahrzehnte lang so geht, komme ich halt als Stuttgarter Lyriker nicht vor. Auch wenn ich kurz vor der Pandemie der zuständigen Dame der "Stuttgarter Literaturszene" meinen neuen Lyrikband "Suleikas rebellische Kinder" schenken durfte. Der steht halt da jetzt rum. Und ich bin mal wieder nicht dabei, vermutlich einfach bloß vergessen. Und überhaupt: Man kann ja nicht alles lesen, wo kommen wir da hin? Wahrscheinich bin ich ja nur neidisch und gönne den anderen nichts. Weil ich so eitel bin und die anderen nicht. Und als alter weißer cis-Mann habe ich sowieso nichts mehr zu melden oder zu wollen.

Nach 14 Tagen meldet sich die Stadtbibliothek und gibt kund und zu wissen: Auswahlkriterium war, dass man einen Lyrikpreis aus Stuttgart oder der Region bekommen hat. Also doch Prominenz. Aber warum sagt das niemand gleich? Es könnte ja "Stuttgarter Lyrik-Preisträger" heißen. Aber dann ist es eben doch wieder Promi-PR. Lieber schmückt man sich unverdächtig scheindemokratisch mit Lokalpatriotismus, auch wenn´s nicht stimmt.