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Sonntag, 13. September 2020

Wild, bunt, lebendig: Grafitti-Kunst im Stuttgarter Hauptbahnhof

Eben zurück vom Hauptbahnhof Stuttgart. Dessen für S21 verwüstete Große Halle hat das Kunstmuseum jetzt für eine internationale Street Art Ausstellung (Grafitti-Kunst) genutzt. Nach meiner Meinung ist die das Beste, was diesem Bonatz-Bauwerk seit Jahren geschieht: eine aktuelle Demonstration von Weltoffenheit, Vielfalt, Humor und Lebensfreude inmitten von Destruktion, Chaos, Hass und Corona. Bis zum, 31. Januar 2021 kann man sehen, was Künstler aus aller Welt hier machen und gemacht haben. Schon jetzt, noch vor der offiziellen Eröffnung, ist die Schau ein beliebter Selfie-Treffpunkt nicht nur für junge Leute und Durchreisende. Das Publikum ist so bunt gemischt wie die Stile und Bilder. So viel Leben in einem für tot erklärten Bau ist einfach eine Wucht und haut mich aus den Socken, obwohl das überhaupt nicht meine Kunstrichtung ist.

Wer genau hinschaut, entdeckt die beliebten Comic-Figuren der hintersinnigen Dialekt-Cartoons Äffle und Pferdle neben einer mittelalterlichen Pestmaske aus Venedig, teils witzigen und teils melancholischen Blicken auf das, was die Menschen seit dem Lockdown durch die Pandemie beschäftigt: Die Suche nach einem Impfstoff in einem tierischen Labor, das anmutet wie die Karikatur der Suche nach dem Stein der Weisen durch mittelalterliche Alchimisten. Das Horten von Klopapier. Mutter-Kind-Dramen mit Maske. Sehnsucht. Sex und Distanz. Gewalt, Albträume, aber auch Phantasiegestalten aus dem Pandämonium der Surrealisten, arabische Kalligraphie. 

 

 

 

 



 

 

 

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