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Mittwoch, 1. Mai 2013

Lyriktag im Stuttgarter Schriftstellerhaus

Die Teilnehmer (von links ober nach rechts unten): Irma Rommel, Manfred Bartsch, Widmar Puhl, Eva Christina Zeller und Wolfgang Brenneisen, der hier auch fotografiert hat und schöne Collagen macht, wie man sieht.

Am Samstag, den 23. April war wieder ein scheußliches Wetter in Stuttgart, aber 5 Lyriker trafen sich dennoch im Schriftstellerhaus. Zweck der Übung: sich bei Kaffee und Kuchen aus dem benachbarten Café Nast neue Arbeiten vorzulesen und in wohlwollende-kritischer Gegenseitigkeit zu "putzen". Das ist inzwichen eine Tradition, die vor über 20 Jahren mit Seminar der Bertelsmann-Stiftung unter der Leitung von Johannes Poethen und Jochen Kelter begann.
Seitdem treffen sich diese "Süchtigen" alle sechs Monate aus eigenem Antrieb wieder. Was sie zu dieser Form der literarisch-sozialen Fellpflege motiviert, ist zum einen der rundum verbürgte Sachverstand und zum anderen auch ein Vertrauen, das in vielen Jahren des gegenseitigen Respekts und der Sympathie entstanden ist. Das kann kein noch so professionelles Seminar der aktuellen Poetik bieten. Das ist ein so genanntes Alleinstellungsmerkmal in diesem Haus. Denn natürlich könnten wir uns auch in jedem Café treffen (das haben wir auch zwischendurch immer wieder getan), aber es ist nicht dasselbe: Kellner stören mit wohlwollenden Fragen, der Geräuschpegel im Hintergrund wird doch oft sehr vordergründig, und wenn man sich laut etwas vorlesen will, ist auch nicht jeder Kaffeehausbesucher davon begeistert. Nein: Hier kann man einfach gut arbeiten - ungestört und doch mitten im Getriebe der Großstadt, direkt beim U-Bahn-Station Charlottenplatz.
Wolfgang Brenneisen hat uns bei seiner Bildcollage einfach mal auf die Glasfassade des Kunst-Kubus am Schlossplatz montiert. Ich finde das nett, weil ja noch niemand weiß, wie gut wir uns da machen würden. Und man kann auch nie wissen, wie lange das noch möglich ist, seit gestern die Verwaltung von Schloss Sanssouci in Potsdam Blogger und freie Fotografen aufgefordert hat, alle Fotos von Schloss und Park aus dem Netz zu entfernen. Dummerweise stützt sich das auf ein Gerichtsurteil.
Das ist das jüngste und vielleicht krassteste Beispiel für die zunehmende Zahl von Versuchen, die Pressefreiheit und das Urheberrecht von Fotografen im öffentlichen Raum einzuschränken. Da findet eine Umdeutung statt, die ohne gewisse hirnlose Juristen gar nicht möglich wäre. So etwas trifft uns auch als Autoren und deshalb bellen wir - laut! Es ist wohl so: ein Winkeladvokat findet sich im demokratischen "Rechtsstaat" für jede Rechtsverdrehung, und sei sie noch so skurril! Die Freiheit, anderen Leuten auf so dreiste Weise ihre Freiheit zu nehmen, sollte bei uns niemand haben. Wir leben ja nicht in Ungarn, und auch da regen sich die Leute zu Recht über die verrückten Angriffe auf die Pressefreiheit auf. Übrigens: Die Tür geöffnet hat uns der gebürtige Ungar Akos Doma, derzeit als Stipendiat im Schriftstellerhaus und ein ebenso freundlicher wie begabter Romancier.

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