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Samstag, 26. Mai 2012

Neue Lyrik von Peter Schlack

Peter Schlack in Aktion
Totgesagte leben länger: Peter Schlack war lange Zeit still, aber jetzt hat einen neuen Gedichtband vorgestellt, kürzlich beim Weinmusketier bei Guido Keller in Stuttgart-Degerloch.

Titel: "Aber heb mol an Luftzug. Schwäbische Gedichte", 103 Seiten erlesene Texte -und etliche vorgelesene. Beim Silberburg-Verlag in Stuttgart liebevoll gemacht.

Das sind Kindheitserinnerungen an Gablenberg und eine Familie im Arbeiterviertel, aber auch über die Zeitläufte und Veränderungen eines Lebens seit 1943.

Komisch, man hört und versteht gleich. Aber gedruckt sind diese Texte selbst dann sperrig, wenn man sie fast schon auswendig kennt wie das Gedicht über Nachhaltigkeit:


Vor 20 Jòhr bisch aegspart worda. Des isch noh an
Argument gwä. Heit wirsch ab-baut. Lass drs uff dr
Zong vrganga. Aber wieso sag-e des grad dir mit
daem Hetschfond-Schärhaulder-Ackermann-Komplex.

Liebevoll maulfaul: so sind die Besten der Schwaben, mit einem hintergründigen Humor und einer trockenen Selbstironie, die auch existenzielles Gruseln noch genießbar macht. Aber Vorsicht: den Wein zahlt man selber, und im Hinter- und Untergrund der ganzen Lacher lauert eine jesusmäßige Wut und Lebenserfahrung. Da spricht auch der langjährige Sozialarbeiter und Therapeut in der Jugend- und  Drogenberatung.
Schöne Widmungsgedichte lese ich: für Helmut Pfisterer ("Weltsprache Schwäbisch") oder Heinz Eberhard Hirscher zum Beispiel, den unvergesslichen Stuttgarter Schwitters-Schüler, schwäbischen Simplizissimus und Ersteller des einmaligen Granatapfelarchivs (im Land der Granatendackel eine Leistung ohnegleichen). Da wirkte vielleicht noch eine Granate nach, die 1943 im Unterstand des Luftwaffenhelfers aus dem Jahrgang 28 einschlug, vier seiner Kameraden tötete und ihm eine bleibende Abneigung gegen den Krieg verpasste.
Aber was soll´s, würde er sagen: die Jugend vergeht von selber und für meinen Drogenkonsum brauch´ ich schon lange keine Beratung mehr. Und machte sich auf den Weg zu einem langen Sommer in Finnland, der Heimat seiner Leena. Wie schon seit vielen Jahren, nur seit dem Ruhestand länger. Zu all dem gibt es da zu lesen von Natur im Hiesigen und im Finnischen, Stimmungen, Lebenserfahrungen, Kinderspiele, philosophische Überlegungen und Jazzgedichte, von denen ich gar nix versteh. Die Musik hör ich lieber.

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