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Sonntag, 20. Mai 2012

Katholikentag 2012 in Mannheim: eine Baustelle
















Ein Zentrum für Männer und Frauen ist noch eigens benannt und wohl noch nicht normal in dieser Kirche. Im Karl-Friedrich-Gymnasium hatten sich die Geschlechter trotzdem mehr zu sagen als Gläubige und Vertreter der Amtskirche. Frauen in Amt und Würden? - Fehlanzeige. Ein Platz für Schwule und Geschiedene am Tisch des Herrn? - Ebenfalls Fehlanzeige. Abschaffung des Zölibats als Voraussetzung zum Priesteramt? - Nicht einmal eine Diskussion wert für die Vertreter der Amtskirche. Dabei wurde der Zölibat nicht von Gott bestimmt, sondern auf dem Konzil zu Konstanz, um die Erbteiliung von Kirchengütern durch Priesterkinder zu unterbinden. Frauen im Priesteramt hat nicht etwa Jesus abgelehnt, sondern eine Clique klerikaler Frauenhasser im finsteren Mittelalter. Da kann man nur hoffen, dass aus der Baustelle irgendwann im 21. Jahrhundert wieder etwas Bewohnbares wird.
In der Schule übrigens, wo ich einen Workshop über Gioconda Belli hielt, die "Dichterin der Liebe" aus Nicaragua, zeigt sich auf Mitleid erregende Weise den Verfall des deutschen Bildungssystems: Undichte Fenster, bröckelnder Putz, 50 Jahre alte Tische und Stühle. Das ist die Atmosphäre, die zu lernen anregen soll? Hier wurde Pisa gezüchtet, hier wurden die Ideale der humanistischen Bildung kaputt gespart. Aber immerhin wird renoviert. Wollen wir hoffen, dass bis zum Winter wenigstens die Heizung wieder funktioniert. - Gut Ding will Weile haben. Aber was Bildung und Kirche angeht, werden die Menschen den Bau wohl selbst in die Hand nehmen müssen, wenn zu ihren Lebzeiten noch etwas draus werden soll.

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