Sein Rückblick auf 50 die Geschichte der einzigen akademischen Gesellschaft ohne Fachgrenzen ist auch eng mit seiner Laufbahn als Forscher und seinem Wirken im Ehrenamt für die Ideale des Humanismus im Sinne der Humboldt-Brüder verbunden.
Zugleich wurde deutlich, dass die Humboldtgesellschaft an Überalterung leidet und dringend jüngere Mitglieder braucht, damit die Arbeit weiterhin fruchtbar sein kann. Hat man heute auch überwiegend den Eindruck, der Name Humboldt inspiriere vor allem Ärzte und Naturwissenschaftler, so zeigen vor allem die älteren Mitglieder der Humboldtgesellschaft, dass Sprachwissenschaftler, Philosophen, Theologen und andere Vertreter der Geisteswissenschaften sich mindestens ebenso davon angesprochen fühlen können. Sie waren zahlreicher in der Versammlung vertreten als vermutet.
Den Festvortrag hielt Prof. B. Andrzejewski von der Universität Poznan (Polen). Der Ordinarius für Philosophie und Germanistik sprach lebhaft, kenntnisreich und unterhaltsam über "Die Sprachphilosophie der deutschen Aufklärung und Romantik". Was Deutsche und Polen vereint, ist nicht nur die lange Liste der Stipendiaten, die der Schwestergesellschaft, der wissenschaftlichen Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die Grundlagen ihrer Karriere an Hochschulen in aller Welt verdanken. Es ist auch eine lange gemeinsame Geschichte im Geist wissenschaftlichen Austausches und europäischen Denkens.
Nachdenken über die Sprache als Instrument, Ausdrucksmittel und zugleich Speicher des Wissens und der zwischenmenschlichen Kommunikation wird heute eher unterbewertet. Sprachkompetenz indessen ist eine zwingende Voraussetzung für jede so oft berufene Medienkompetenz im Zeitalter von Internet und globaler Kommunikation. Und ohne zu wissen, woher man kommt, kann niemand auch nur ahnen, wohin er geht.
Hausherr ist der Rechtsanwalt Ulrich von Heinz, der die Humboldtgesellschaft herzlich zu einem Rundgang durch Haus und Park empfing. Ehrfürchtig drängten sich die Besucher in diesem Arbeitszimmer, wo Ulrich von Heinz versuchte, die Atmosphäre aus klassizistischen Gipsabgüssen antiker Statuen und Reliefs aus Rom zu erklären, mit denen Alexander von Humboldt seine ästhetische und intellektuelle Verbundenheit mit der Antike unterstrich. Ein Besuch der Singakademie, der Parrochialkirche (der humboldtschen Pfarrei) und des Pergamonmuseums vervolltsändigten das Programm. Nur eines hätte man sich noch gewünscht: mehr junge Teilnehmer und Teilnehmerinnen.
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