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Donnerstag, 16. Mai 2019

Ausblick der Internationalen Bachakademie Stuttgart

Henning Bey, Katrin Zagrosek, Hans-Christoph Rademann (Foto: Bulgrin)

Alle Zeichen stehen auf Neu: So könnte das Fazit von Chefdramaturg Henning Bey, Intendantin Katrin Zagrosek und dem Akademieleiter Hans-Christoph Rademann bei der Pressekonferenz zur Saison 2019/2020 lauten. Die Internationale Bachakademie Stuttgart ist nie zufrieden und immer in Bewegung, aber gerade das sorgt für gute Stimmung in der alten klassizistischen Villa am Johann-Sebastian-Bach-Platz, die gerade eine Rundum-Sanierung hinter sich hat. Im Wesentlichen wird es  in der kommenden Saison zwei strukturelle Neuerungen geben (neben Torneeen, "Bildungsreisen" der Ensembles in Bachs sächische Heimat und einer Erweiterung der Bachwoche, die künftig im Frühsommer stattfindet): Das neue Konzertformat »Hin und weg!« bezieht die Zuhörer und die Stadt durch moderierte Konzerte an für die Bach-Akademie ungewöhnlichen Orten stärker mit ein. Und eine neue Abokonzertreihe startet in Ludwigsburg durch eine Kooperation mit dem Forum am Schlosspark.
In den Wagenhallen, der Domkirche St. Eberhard und im Kunstmuseum präsentieren die Ensembles der Internationalen Bachakademie unter Hans-Christoph Rademann ihr neues Konzertformat. Zur Aufführung einer Bach-Kantate spricht der Akademieleiter über seine persönlichen Eindrücke und Zugänge zur Musik. Raum und Präsentation sind jedes Mal anders und schaffen eine eigene Atmosphäre der Begegnung, die auch im Anschluss an die Aufführung zu Gesprächen führern soll. Schön, wie sich da die starre Frontal-Routine (Chor und Orchester auf der Bühne, das Publikum im Saal) auflöst zugunsten einer lebendigen Vielfalt. Und ganz nebenbei müssen sich Chor und Orchester an sehr unterschiedliche akustische Bedingungen gewöhnen.
Neben den fünf Konzerten im Stuttgarter Beethovensaal der Liederhalle wird es eine weitere mit fünf Konzerten im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg geben. Gemeinsam ist beiden Reihen die Aufführung italienischer Weihnachtsmusik von Vivaldi, Corelli und Locatelli, von Mozarts c-Moll-Messe und der »Jupiter-Sinfonie« sowie Schönbergs »Friede auf Erden«, kombiniert mit der Sinfonie Nr. 9 von Beethoven. Da ist wieder eine gewisse Erweiterung des Repertoires zu erkennen, an der Rademann schon länger arbeitet. Doch in Ludwigsburg setzt jede Reihe im Forum auch eigene Akzente: Zu Saisonbeginn mit einer traditionellen Aufführung »BachBewegt!Tanz!«  von Mozarts Requiem und Auszügen aus der »Symphonie funèbre« von Joseph Martin Kraus. Ein weiteres Konzert ausschließlich für Ludwigsburg ist die h-Moll-Messe von Bach. Damit strahlt die Bachakademie weit in den Ballungsraum aus.
Doch Rademann wäre nicht Rademann, gäbe er sich mit inhaltlichen Plänen zufrieden. Als Ergänzung zum Nachbau der Silbermann-Truhenorgel soll der Orchesterklang noch einmal durch ein neues Instrument der Bach-Zeit verfeinert werden. Rademann will nur das Beste für seine Ensembles. Im Basso continuo des Barockorchesters fehlt noch ein Cembalo. Aber Rademann bat mit einer unnachahmlichen Mischung aus Chuzpe, ansteckender Musikbegeisterung und Geschäftssinn in dieser Sache öffentlich um Hilfe. Vor kurzem kam daraufhin eine große Spende dafür herein, und jetzt baut eine namhafte italienische Spezialwerkstatt ein Cembalo nach dem historischen Vorbild aus dem Museum. Vielleicht ist das schon nächstes Jahr zu hören.

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