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Freitag, 13. März 2020

Schloss Fest Spiele Ludwigsburg 2020

Künsterisch wertvoll: Das Programmbuch


Ein Fest der Künste, Demokratie und Nachhaltigkeit


Die Ludwigsburger Schlossfestspiele starten mit einem komplett neuen Team neu durch. Am Mittwoch gab es dazu eine gruselige Pressekonferenz, weil jeder im Raum wusste, dass jetzt jederzeit jede Veranstaltung abgesagt werden kann. Aber der neue Intendant Jochen Sandig macht gute Miene zum bösen Spiel und will erst mal sein erstes Jahr überstehen. Symptomatisch ist, dass das Festival jetzt "Internationale Festspiele Baden-Württemberg" heißt. Trotz Corona versucht Jochen Sandig, sie zu einem zu einem Fest für alle Künste, Demokratie und Nachhaltigkeit umzubauen. Seymptomatusch für diesen Neuanfang ist auch das tolle Programmbuch, ein wirkliches, tatsächliches Buch zum Aufheben.
Innovative und gattungsübergreifende Formate sollen Musik, Tanz, Literatur und Bildende Kunst miteinander verbinden. Typisch dafür sind Projekte, die zur Beteiligung der Zuschauer oder zum Diskurs einladen und neues Publikum neugierig machen. Auffallend im künstlerisch gestalteten Programm mit wunderbaren, poppigen Falschfarben-Fotos sind große Opern in kleiner Besetzung, herausragende Kammermusikabende, viele deutsche Erstaufführungen, mehr als nur eine Hommage an Beethoven, gefragte Stars und junge Talente, berühmte Ensembles und (gottlob!) das traditionelle Festspielorchester. Schönes Detail am Rande: Das Festival ist absolut paritätisch mit Männern und Frauen besetzt, auch das Team der MacherInnen.
Intendant Jochen Sandig (links) und sein Team

2020 finden die Schlossfestspiele vom 7. Mai bis 28. Juni in Ludwigsburg und Baden-Württemberg statt, so Corona das zulässt. Der Vorverkauf hat jedenfalls gestern schon mal begonnen.
Schloss Fest Spiele: Wie ein Dreiklang in der Musik die harmonische Gleichzeitigkeit von Tönen bedeutet, so sollen die drei Begriffe Schloss Fest Spiele als gleichberechtigtes Miteinander für dieses Festival stehen: Vom barocken Schloss und seiner Festkultur geht es aus, und im freien Spiel mit den Künsten setzt sich die Gesellschaft mit sich selbst auseinander. Jochen Sandig als Kopf des Ganzen hat da mächtig gewirbelt.
Intendant Jochen Sandig


Der Mann ist in der Regionalen, überregionalen und internationalen Kulturszene bestens vernetzt, mit Politikern übrigens auch (was nicht schaden kann!). Er bringt eine große Portion Neugier mit, ist offen und eloquent, sympathisch und überzeugend - das braucht man an dieser Stelle.

Künste, Demokratie und Nachhaltigkeit zusammen

Zum Beginn des neuen Jahrzehnts 2020 hat sich das Team der Ludwigsburger Schlossfestspiele aktiv für den Wandel entschieden: Motiviert durch die globale Agenda 2030 der Vereinten Nationen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren gegründet wurden, hat man die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung als Orientierung auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit und Menschlichkeit übernommen. Jochen Sandig und seine Leute möchten den Wandel zur Nachhaltigkeit mit ihrem Programm mitgestalten und dafür Menschen in Bewegung setzen. Sie stellen während des Festivals und schon vorab im Programmbuch ihren Partnern, Künstlern und Wegbegleitern drei Fragen: Wo stehst Du? Was bewegt Dich? Wohin gehen Wir? Nicht, das jeder das schon wüsste. Aber man wird ja mal fragen dürfen.
Für die Schlossfestspiele gibt es aber auch schon Antworten: Ihr Zentrum ist Ludwigsburg, sie wollen ihre 88-jährige Tradition mit Utopien verbinden und gemeinsam mit Künstlern und Publikum eine zukunftsfähige Gesellschaft gestalten. Heißt: Reiserkosten minimieren, Vernetzung mit anderen lokalen Partnern in der Fläche maximieren. Und wenn Corona die physische Begegnung ausbremst, dann wird eben virtuell aufgerüstet - mit Live-Streams und Medianpartnern.
Der Bundestag hat im November 2019 für drei Jahre eine einmalige Förderung der Ludwigsburger Schlossfestspiele von 3 Mio. Euro beschlossen. Dieses Geld aus der Poilitik für Kultur dient der Verknüpfung der Themen Demokratie und Nachhaltigkeit mit konkreten künstlerischen Projekten. Die Hälfte des gplanten Umsatzes ist zwar schon erwirtschaftet, aber dieses Geld könnte auch, ganz platt gesagt, Überlebenshilfe sein.
Zu dieser politischen Perspektive passt die Schirmherrschaft: Bundespräsident a.D. Prof. Horst Köhler ist Ehrenbürger der Stadt Ludwigsburg und hat an der Entwicklung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mitgewirkt. Er und seine Frau Eva Luise Köhler übernehmen als Paar die Schirmherrschaft der Schlossfestspiele gemeinsam.

Programm

Das Programm der Ludwigsburger Schlossfestspiele konzentriert sich im Wesentlichen auf die Wochenenden von Mai und Juni (meist Donnerstag bis Sonntag). Es bietet mit "Veranstaltungspaketen" auch den Gästen von auswärts Planungshilfen für eine kompakte Kulturreise in die barocke Residenzstadt als Fest für alle Sinne. Man kann aus über 50 Veranstaltungen mit über 70 Vorstellungen wählen.
Die Liste der eingeladenen Künstler ist prominent und lang: Sasha Waltz, die Sopranistin Marlis Petersen, das Mandelring Quartett, der RIAS Kammerchor und René Jacobs, die Instrumentalisten Isabelle Faust, Sol Gabetta und Kristian Bezuidenhout, das Tanztheater Wuppertal (Pina Bauschs »Vollmond«), die Gaechinger Cantorey mit Hans-Christoph Rademann, der Dirigent Teodor Currentzis, der Bariton Dimitris Tiliakos, Blockflöten-Meisterin Dorothee Oberlinger mit dem Ensemble L’arte del mondo, Choreographin Lucinda Childs, der Pianist Jan Lisiecki und das Chamber Orchestra of Europe, die Gambistin Hille Perl mit Ensemble, die Dirigentin Alondra de la Parra, die Einstürzenden Neubauten, der Cellist Nicolas Altstaedt mit dem Pianisten Alexander Lonquich, der Tänzer und Choreograph Israel Galván, derr Bariton Christoph Prégardien und das Oberon Trio, die Dirigentin Anu Tali, die Sopranistin Catherine Foster, die Junge Deutsche Philharmonie, die Accademia del Piacere, Vokalsensembles wie Amarcord und Calmus Ensemble, die Urban Strings, das Ensemble Connaught Brass, der Virtuose Tamás Pálfalvi, der Tänzer Edivaldo Ernesto und die Perkussionistin Robyn Schulkowsky sowie das Festspielorchester. Voriges Jahr im September wusste noch niemand, ob es überleben würde.
Besondere Veranstaltungs- und teils auch Beteiligungsformate sind u.a. der Kulturumzug beim "Europa Wander Konzert", die Fassaden überwindende »Pixelsinfonie«, das weltweite Hausmusik-Projekt »Piano City«, das gemeinschaftliche Tanzen mit Circle Time Dabke in ganz Baden-Württemberg und das »Internationalen Straßenmusikfestival«. Für Familien eignet sich insbesondere das Konzert »The Silence of Sound«, und natürlich gibt es wieder beliebte Klassik Open Air mit Feuerwerk.
Entdeckungen und Raritäten gibt es reichlich, z.B. die Opera miniatura »La Bohème«. Filmkunst und Musik verbinden sich bei »Moving Picture 946-3« von Gerhard Richter und Corinna Belz, bei Luftaufnahmen der Erde des Umweltaktivisten J. Henry Fair sowie bei einem Saz Musik Fest.
Um gesellschaftspolitischen Austausch geht es bei der Tagung des World Human Forums sowie beim Projekt Welt BürgerInnen, einem neuen, künstlerisch-musikalischen Resonanzraum für aktuelle Fragestellungen. Zwei Kunstinstallationen, »The Bell Project« von Hiwa K und das Musikprojekt »Traces« der Stuttgarter Künstlerin Nevin Aladağ, flankieren die Festspiele zum Teil noch mehrere Monate länger. Wir werden immer wieder von dieser Festival hören bzw. lesen. So oder so. Versprochen.

Weitere Infos zum Programm gibt Pressefrau Christine Diller:
https://www.schlossfestspiele.de/de/index.htm
Ludwigsburger Schlossfestspiele gGmbH
Internationale Festspiele Baden-Württemberg
Palais Grävenitz
Marstallstraße 5
71634 Ludwigsburg
Telefon +49 (0)7141 9396 60
c.diller@schlossfestspiele.de

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