Eine exaltierte nymphomanische Tante, eine versoffene Stiefmutter mit Hang tur Esoterik, ein kettenrauchender Schlaumeiervater und eine Katze, die sich an Zwiebelmett in Papas Imbissbude zu Tode frisst: Stine alias Celestine hat´s nicht leicht beim Erwachsenwerden. Sie ist durchaus klüger und zivilisierter als ihre durchgeknallte Familie. Und die Stationen ihrer durchaus nicht gradlinig verlaufenden Emanzipation haben neben Witz auch stellerweise überraschenden Tiefgang. "Das Schwein unter den Fischen" von Jasmin Ramadan ist der Episodenroman der Generation facebook, aber da steht auch viel über deren Umgang mit älteren Menschen drin - durchaus, durchaus. Schön ist das nicht immer geschrieben, aber komisch und ehrlich und traurig - ganz wie das echte Leben. Stilprobe: "Es war am Morgen meines dreizehnten Geburtstags, als Ramona eine Tiefkühltorte föhnte und sich plötzlich auf den Boden warf: Pass auf, Stine, ich zeig dir jetzt mal, wie das mit den Tampons geht". Man kann sich denken, dass allerhand ulkige Verrenkungen folgen, gymnastische wie verbale. Wenn Jasmin Ramadan, diese junge deutsche Frau mit einem Vater aus Ägypten, so weiter macht, kann das noch was ganz Großes werden. Auf dem Weg dort hin ist sie schon: Ihr Debüt war "Soul Kitchen", und nach diesem Roman drehte Fatih Akin immerhin einen Kino-Hit. Stines Irrungen und Wirrungen sind anders, weil es da keine durchgehende Paarbeziehung oder Freundschaft gibt. Das Personal wechselt - oder Romanheldin Stine hält es sich auf liebevolle Weise vom Leib. Anders kann man ja gar nicht auf eigene Beine kommen.
"Das Schwein unter den Fischen": ein Roman von Jasmin Ramadan, Klett-Cotta Verlag Stuttgart, 272 Seiten, 17,95 €
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