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Montag, 2. Januar 2023

Kein schwereloses Silvesterkonzert in der Stuttgarter Liederhalle

 

Solist Sebastian Manz und Dirigent Andrew Manze

Am 31. 12. 2022, Silvesterkonzert meines geliebten SWR Symphonieorchesters in der Stuttgarter Liederhalle: Zum ersten Mal war das Programm eine sauber gespielte Enttäuschung - mit Ausnahme des Solisten Sebastian Manz, der die "Movements for a Clarinet Concerto" von Benjamin Britten in einer Bearbeitung von Colin Matthews ganz großartig spielte. Das Foto zeigt ihn beim Schlussapplaus zusammen mit dem britischen Dirigenten (und Geiger) Andrew Manze. Der Spezialist für historische Aufführungspraxis blieb dann aber leider in seinem Programm zu historisch und vor allem zu britisch. 

Als Einleitung ok: Chacony g-moll, Z 730 von Henry Purcell (1659 - 1695) in einer Bearbeitung für Streicher von Benjamin Britten. Weiter: Serenade to music (Orchesterfassung) von Ralph Vaughan Williams (1872 - 1958). Dann der Höhenflug des Klarinettisten Sebastin Manz spursicher und engagiert durchs irre Tempo des Finales. Nach der Pause noch einmal Henry Purcell, zum Runterkommen sozusagen nach dem Pausen-Sekt: in nomine a 7, Z 747, bearbeitet für Streicher von Andrew Manze. Und dann Variations on an Original Thema for Orchestra op. 36 von Edward Elgar (1857 - 1934). Thema und dann 14 Variationen. Sie klangen aber leider alle fast gleich: Getragen. Und dann irgendwas zwischen "Duck, Pump and Circumstances". Very british, indeed. Nur wusste ich nach spätetens 5 Variationen nicht mehr, welche gerade dran war. Wo "britische Klangvielfalt" angekündigt war, kam teutonische Tuttiwucht. Offenbar wollte der Dirigent das unbedingt so. Nein, die Queen hatte nicht Geburtstag, sie ist gerade erst gestorben und hat sich vermutlich im Grab umgedreht. "Land of Hope and Glory" ohne Gesang wie bei den BBC Proms, wie furchtbar! Wie konnte so etwas in ein Stuttgarter Silvesterkonzert kommen, wo England bei der Fußball-WM in Katar noch nicht mal gegen Deutschland gewonnen hatte? No Glory, No Hope, No Duck.

Um Missverständnissen vozubeugen: An der Qualität der Musik habe ich nichts auszusetzen, aber am Zeitpunkt und an der Zusammenstellung. Die gewohnte "Leichtigkeit" früherer Silvesterkonzerte, ihr spritziger Sex-Appeal fehlte völlig. Kein Walzer oder andere Tänze, kein Musical, keine Operettenstücke. Was es hier zu hören gab, hätte man auch nach einer Beerdigung spielen können. Für das Land von Monty Python war das entschieden zu viel Ernst.

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