Ich bin es müde, meine Freundesliste bei Facebook von Hand "auszumisten". Das Entfernen von Schwurblern, Covid-19-Leugnern und Links- oder rechtsidentitären Fanatikerinnen & Fanatikern von Hand kostet viel Zeit, Kraft und Nerven. Ich meine Leute, die rumpöbeln und mit denen man nicht mehr diskutieren kann, für die jeder Mann einfach nur eine Zielscheibe femininistischer Attacken ist und jeder in Deutschland geborene Mensch ein Rassist. Leute, die keine andere Meinung als die eigene gelten lassen, für die Fakten bloß Meinungen sind, die nur noch Kampfbegriffe absondern und uns mit Hass agitieren wollen, die ein anderes Deutschland wollen als den liberalen demokratischene Rechtsstaat. Wenn sie dieses Deutschland eine Diktatur nennen und Menschen, die sich impfen lassen wollen oder Wissenschaftlern vertrauen, mit Nazi-Mitläufern vergleichen etc. Das hat nämlich mit Meinung nichts mehr zu tun. Die mögen bitte gehen.
Seit einer Weile radikalisieren sich nämlich viele unbemerkt im Netz, die ich mit fast 5.000 fb-Freunden nicht kontrollieren kann und will. Da unterstützt jemand zum Beispiel jahrelang Flüchtlinge und fängt plötzlich an, gegen sie zu hetzen und radikal islamophobe oder echt rassistische Posts rauszuhauen. Ich respektiere grundsätzlich andere Meinungen, die ich nicht teile, auch schräge. Das gibt aber niemandem das Recht, mich als anmaßend und überheblich zu diffamieren, weil ich mehr weiß als manche anderen, weil ich z.B. Bücher lese und kluge Menschen kenne. Da brauche ich einfach einen emotionalen Schutz, eine Art Poller. Ich will nicht mehr jeder und jedem erklären, warum er/sie/es ein Arschloch ist. Das sollen sie selber merken.
Vielleicht ist dafür manchmal eine Provokation nötig. Zum Beispiel indem ich darauf hinweise, dass ich den OB Boris Palmer in Tübingen gegen Versuche seiner und meiner grünen Parteigenossen in Schutz nehme, die ihn ausgerechnet am Tag der Bücherverbrennung wegen einer umstrittenen Äußerung mundtot machen und aus der Partei ausschließen wollen. Die Delegierten des Landesparteitags haben nämlich das Forum für ein Scherbengericht über Boris Palmer missbraucht. Auch ich finde, dass seine Äußerung (die ich nicht wiedergeben werde!) formal unter aller Sau ordinär und dumm ist, dass nicht gekennzeichnete Zitate nicht gehen (weil sie eben nicht selbsterklärend sind) und und dass Satire nicht einfach durch die Absicht entsteht, eine zu machen. Aber so geht das nicht. Ihr wollt ihm ja nicht dem Kopf waschen, Ihr wollt ihn nicht mehr ertragen müssen! Das wird auch nicht besser, wenn es fast in so großer demonstrativer Geschlossenheit geschieht wie einst bei SED-Parteitagen. Hier hat die Partei der Toleranz, der Redefreihdeit, der bunten Vielfalt, namentlich aber Annalena Baerbock jenes Eigentor geschossen, auf das unsere Gegner lange sabbernd gewartet haben. Pünktlich zu Beginn des Wahlkampfes.
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