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Sonntag, 21. Juli 2013

Triumph der Liebe und des Belcanto über Bosheit und schlechtes Libretto: "Ricciardo e Zoraide" bei Rossini in Wildbad

In der Mitte (von links): Alessandra Marinelli als Zoraide und Maxim Mironov als Ricciardo

Das war zwar "nur" eine konzertante Opernaufführung unter der Leitung des jungen spanischen Dirigenten José Miguel Pérez-Sierra. Aber erstens war die Musik wunderschön und zweitens kann da schon mal kein Regisseur was verhunzen. Drittens aber waren da vor allem zwei junge Sänger in den Hauptrollen zu hören, die sicher noch die ganz große Karriere machen werden. Die Sopranistin Alessandra Marianelli (Zoraide) und der Tenor Maxim Mironov (Ricciardo) in den Hauptrollen waren einfach umwerfend und sangen, als wären sie an der Met in New York oder an der Mailänder Svala und nicht in der überhitzten alten Trinkhalle eines Kurortes im Schwarzwald. Klasse!
Vor allem die Duette (auch der musikalisch-dramatische Zickenzoff zwischen der Königin Zomira Silvia Beltrami und der vom König vergeblich angehimmelten, entführten Zoraide), Terzette und Quartette waren Höhepunkte von Rossinis Schöngesang. Das aufwändige Bühnenbild des "Tell" musste noch für eine Vorstellung stehen bleiben, das hat sicher zu der Entscheidung beigetragen, diese Oper konzertant aufzuführen. Musikalisch geschadet hat es ihr nicht. Der junge Dirigent machte seine Sache ausgezeichnet, die Virtuosi Brunensis und der Chor Camerata Bach ebenfalls.
Aber auch der Bösewicht sang eine furiose Partie: Der Amerikaner Randal Bills (im Bild ganz links) hat eine Tenorstimme von stahlharter Strahlkraft - ideal für den Tyrannen, den er hier zu geben hatte. Seit der letzten Spielzeit gehört er fest zum Ensemble der Oper Leipzig, aber Gastrollen führten ihn schon um die ganze Welt. Zusammen mit Mironov und Artavazd Sarsyan, der Ricciardos Freund Ernesto gab, standen hier drei Tenöre in einer Oper auf der Bühne - eine Seltenheit, aus der ein Komponist wie Rossini aber durchaus Funken schlug. Die drei ergänzten sich prächtig.
Das Libretto ist schnell erzählt und eigentlich belanglos - bloß ein wildes Durcheinander historisch falscher Orientalismen plus Gefälligkeitsarien für eine überflüssige Figur (Zoraides Vater): Finsterer Tyrann, Herrscher von Nubien, raubt Braut eines Kreuzritters, die ihn standhaft abweist und mittels einer unglaubwürdigen Mischung aus List, Gewalt und ziemlich dämlichen Intrigen von ihrem Verlobten und dessen Freunden befreit wird. Der Text wimmelt nur so von Platitüden und Klischees, aber wa soll´s. Unmotiviert blieben zudem einige wenige Chor-und Orchesterpassagen aus dem Off: Da wurden die Musiker zunächst aufgenommen und echoten dann recht sinnlos ein bisschen herum. Solche kleinen Einschränkungen nimmt man als Musikfreund aber gerne hin, wenn im übrigen so engagiert und phantastisch gespielt und gesungen wird wie hier.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Hallo,

Guillaume Tell mit Juan Diego Florez aus Pesaro
Sonntag, 11.Aug.18:00Uhr
Rai3 hier
http://www.radiorai.rai.it/dl/portaleRadio/popup/player_radio.html?v=3

Gruß
lotus-eater