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Sonntag, 9. November 2025

Ein neuer Stern am Dirigentenhimmel: Nicolo Umberto Foron debütiert in Stuttgart

Nicolo Umberto Foron beim Schlussapplaus

Am 6. November stand beim ersten Mittagskonzert des SWR Symphonie Orchesters in der neuen Saison ein halber Stuttgarter und möglicher künftiger Lokalmatador am Pult: Nicolo Umberto Foron hatte Auszüge aus Ludwig van Bethovens Musik zu Goethes Trauerspiel "Egmont" und die Sinfonie Nr. 9 Es-Dur von Dmitrij Schostakowitsch als Programm gewählt. Der Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle war gut gefüllt dank einiger Reisegruppen und Schulklassen, die mit lautem Jubel auf die Begrüßung durch die Moderatorin Tabea Dupree reagierten und auch sonst die Geräuschkulisse höher hielten als am Abend.

Was folgte, war ein wunderbares Konzert. Das gut aufgelegte Orchester spielte die rasante Ouvertüre (Sostenuto - Allegro), alle vier Zwischentaktmusiken (Andante, Larghetto, Allegro, Sostenuto e risoluto) und die finale Siegessinfonie (Allegro con brio), nur der Chor fehlte. Vor allem die brillanten Streicher sind hier hervozuheben.

In der Pause hatte Foron, rothaarig wie ein Wikinger, sogar die Nerven, sich von Tabea Dupree live interviewen zu lassen, und zeigte sich dabei gut gelaunt. Der 27 Jahre junge Dirigent wurde 1998 in Genua geboren und ist in Bielefeld und Stuttgart aufgewachsen. Schon mit zehn Jahren wurde er Dirigierschüler des legendären Jorma Panula. Nach dem Abitur (mit 16!) begann er ein Dirigierstudium in Amsterdam und anschließend ein Masterstudium in London. Mit 21 Jahren machte er an der Royal Academy of Music sein Konzertexamen. Seit 2023 ist Foron Assistenzdirigent des London Symphony Orchestra. Beim internationalen Dirigierwettbewerb "Jeunesses Musicales" in Bukarest gewann er 2021 den ersten Preis, bei der Donatella Flick Conducting Competition 2023. Also ein echter Überflieger und Charmebolzen.

Danach ging es weiter mit der Sinfonie Nr. 9 Es-Dur von Dmitrij Schostakoswitsch (1906 - 1975) in fünf Sätzen, die dennoch relativ kurz ist. Sie sollte eines "Sieges-Sinfonie" für Josef Stalin nach dem Zweiten Weltkrieg sein und wurde doch streckenweise zu einer heimlichen Karikatur. Stalin hatte eine extrem hohe Fistelstimme, und man meint sie vor allem im ersten Motiv des ersten Satzes zu hören: kurz, aber laut, ein Flötenfalsett in den höchsten Tönen, das im Allegro über das Ende des Tötens mehrfach wiederholt wird. Der kurze zweite Satz (Moderato) ist dem mühevollen Wiederaufbau gewidmet, der Dritte (Presto) der Wiedersehensfreude der Überlebenden, der Vierte (Largo) der Trauer um die 29 Millionen Kriegstoten. Der fünfte Satz (Allegretto) ist eine Art Siegesparade-Musik. Vor allem die phänomenalen Bläser und das fulminante Schlagwerk haben sich hier ausgezeichnet. Der lang anhaltende Beifall und die Bravo-Rufe waren hoch verdient.

  




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