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Dienstag, 24. September 2019

Auftakt der interkulturellen Woche in Stuttgart

Mezzosopreanistin Cornelia Lanz

Am 22. September war Kulturtag intensiv angesagt: Am Vormittag Gottesdienst zur Eröffnung der interkulturellen Woche in der Evangelischen Stadtkirche Feuerbach mit der Mezzosopranistin Cornelia Lanz und der Salamaleque Dance Company "Dancers Across Boarders" über Gebete von Flüchtlingen in Seenot. Das Motto des Gottesdienstes lautete "In Seenot", und dazu sang Lanz "Someone to watch over me" von George Gershwin, die traurige Vanitas-Elegie "Flow my tears" von John Dowland (1596), ein düsteres Lied über Einsamkeit und Nacht. Es folgten im Wechsel mit Lesungen, einem Kurzfilm und einer kurzen Predigt von Asylpfarrer Joachim Schlecht Arien aus der Händel-Oper "Oreste" und der Mozart-Oper "Idomeneo", die sich beide um Schiffbruch drehen, sowie einige englische Volkslieder.
Ungewöhnlich im Kirchenraum und dennoch absolut passend durch den tiefen Ernst von Inszenierung und Darbietung waren zwei Tanz-Aufführungen der internationalen, multikulturellen Salamaleque Dance Compady / Dancers across Boarders. Wenn schon König David im Alten Testament vor dem Altar tanzte, um seiner Freude Ausdruck zu geben, warum nicht auch Tanz aus Trauer um die Toten des Mittelmeeres? Etliche saßen im Kirchenraum, die Verwandte oder Freunde während der Flucht übers Meer verloren haben. Über die aktuelle Situation der Flüchtlinge und Versuche der Politik, einer neuen und humaneren Europäischen Flüchtlingspolitik auf den Weg zu helfen, ging es nach dem Gottesdienst in einer Podiumsdiskussion, die Michael Zeiss leitete. Der ehemalige Chefredakteur des SWR-Fernsehens hatte neben Fachleuten auch Flüchtlingshelfer und einen Flüchtling dazu eingeladen, der eindrucksvoll von drei gescheiterten Versuchen erzählte, im Schlauchboot von der Türkei aus Griechenland zu erreichen.
Ist Stuttgart ein "sicherer Hafen"? Die Frage wird derzeit überall diskutiert. Von einem grünen OB ohne Ratsmehrheit regiert, hat sich die Landeshauptstadt bisher noch nicht der Initiative "Sicherer Hafen" verschiedener deutscher Städte angeschlossen, obwohl hier eine vorbildliche Flüchtlingearbeit stattfindet und die Integrationsrate hoch ist. Doch die Akzeptanz von Fremden lässt nach, vor allem wenn sie eine dunkle Hautfarbe haben. Da haben die Kirchen, Medien und Verbände eine wichtige Vermittlungsaufgabe, um manche überschießende Gefühlsreaktion zu versachlichen.


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