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Montag, 25. März 2019

Brahms & Schostakowitsch: Perfekt ausbalanciert


Am vergangenen Freitag in der Stuttgarter Liederhalle: Pablo Heras-Casado als Gastdirigent beim SWR Symphonieorchester macht eine gute Figur. Der Spanier bewältigt die 5. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch mit ihrem Zwiespalt zwischen der Heroisierung des Stalinismus und der Trauer um dessen Opfer perfekt, das Orchester reagiert feinfühlig und stark auf diese Herausforderung. Ein erfolgreicher Ritt auf der Rasierklinge für die hervorragend ausbalancierten Instrumentalisten.

Am Anfang des Abends standen zwei geistliche Chorwerke von Brahms, gesungen vom SWR Vokalensemble: Eine teils eindrucksvoll wuchtige, teils schwebend klare Interpretation der A-Capella-Motette "Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen?" mit hörbaren Anklängen an Vorbilder wie Johann Sebastian Bach. Es folgte das zweite und letzte der großen orchesterbegleiteten Chorwerke des Komponisten. Das war große Vokalkunst. Was Brahms und Schostakowitsch verbindet: die Todesahnung und die Melancholie. Und wie die "Stuttgarter Zeitung" zu Recht bemerkte: Diese Art der Kooperation der Klangkörper könnte man öfter vertragen. Mehr davon wäre gewiss kein Fehler!
Das wäre übrigens auch ein Thema für sich - ein andermal: Der Gastdirigent war ein Spanier, die Erste Geigerin stammt aus Armenien, etliche der Musiker aus Japan. Dann sind, so viel ich weiß, Franzosen, Briten (Brexit, war da was?), Italiener, Schweizer dabei. Wie viele Nationen insgesamt unter der Regie des gebürtigen Griechen und Wahl-Russen Teodor Currentzis zusammen musizieren, habe ich noch nie gefragt. Die Zahl der Herkunftsländer ist sicher zweistellig, doch was man hört, ist eine harmonische Einheit.

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