Gestern im Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle: ein Highlight der multikulturellen Musikszene. Nicht dass es beim SWR Symohonieorchester weniger interkulturell zuginge: Der Gastdirigent am Donnerstag und Freitag war ein Spanier, die Erste Geigerin stammt aus Armenien, etliche der Musiker aus Asien. Wie viele Nationen noch unter dem gebürtigen Griechen und Wahl-Russen Teodor Currentzis musizieren, habe ich noch nie gefragt. Die Zahl der Herkunftsländer ist sicher zweistellig. Doch das Friedenskonzert "Touch" spielte diesbezüglich in einer anderen Liga.
Der Veranstalter ist der türkische Kulturverein Turkuaz e.V. Stuttgart, und der hervorragend vernetzte Verein bringt Künstler aller Stilrichtungen auf die Bühne: Ahmet Gül und sein Turkuaz Ensemble aus Chor und Orchester, das Kammerorchester der PH Ludwigsburg unter der Leitung von Andreas Eckhardt, der Kinderchor "Chorälchen" aus Lichtenwald unter Leitung der Mezzosopranistin Constanze Seitz, der türkische Kinderchor Stuttgart unter der Leitung von Derya Bektas. Helene Schneiderman, die Mezzosopranistin der Staatsoper Stuttgart, interpretiert mit ihrem Pianisten Götz Payer jiddische Lieder. Yaprak Sayer und Göksel Baktagir begeistern das Publikum mit melancholischen türkischen Balladen. Der israelische Gitarrist Alon Wallach spielt mit türkischen Instrumentralisten der Weltklasse an Originalinstrumenten zusammen, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Moderator Cornelius Hauptmann |
Cornelius Hauptmann, ehemaliger Opern- und Konzertsänger und als Vorstandsmitglied der Stuttgarter Hugo Wolf Gesellschaft, der demnächst auch in der Staatsoper dirigiert, moderiert das Ganze humorvoll und sachkundig. Am Exempel der h-Moll-Suite von Johann Sebastian Bach machten das Kammerorchester der PH Ludwigsburg und das Turkuaz Ensemble gleich zu Anfang klar, worum es ging: Nicht um Gelehrsamkeit, nicht um Sieg oder Niederlage geht es, sondern nur darum, zusammen gute Musik zu machen. Das ist erstens möglich und gelingt zweitens prächtig. Beim gemeinsamen Finale mit den Kinderchören, die zu dem Lied "Zünd ein Licht an!" tatsächlich Kerzen in den Händen hielten, wird es schon sehr emotional, ohne je kitschig zu wirken. Dieses Konzert war auch ein Zeichen in Zeiten, wo der türkische Präsident mal wieder andere, eher dissonante Töne anschlägt. Der Beifall will gar nicht mehr aufhören. Arm oder reich spielt da keine Rolle, Herkunft oder Bildungsstand ebenso wenig. Man lebt zusammen, singt zusammen, redet miteinander, feiert zusammen. Geht doch, und das alles sogar ganz ehrenamtlich!
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