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Sonntag, 10. Februar 2019

José F.A. Oliver: Andalusischer Alemanne, globaler Heimatdichter













Wiedersehen mit einem alten Wegbegleiter im Literaturhaus Stuttgart: José F.A. Oliver habe ich 1994 lennen gelernt, im Stuttgarter Schriftstellerhaus, einen Dichter aus Hausach im Kinzigtal. Andalusien beginnt im Schwarzwald, lernte ich damals. José ist in Hausach geboren - als Sohn andalusischer Gastarbeiter, ein waschechter Alemanne mit dem Erbe Federico García Lorcas im Blut. In Hausach gab es 1961, als er geboren wurde, ein böhmisches, ein spanisches und ein alemannisches Dorf. Er ist mehrsprachig aufgewachsen und mit seinen Liedern, Gedichten und Essays seither auf der Suche nach Verständigung im Unverständlichen, singt und schreibt mehrsprachig. 
Inzwischen fotografiert er auch, wie das Bild zeigt, das er während seines Gesprächs mit Michael Braun im Literaturhaus an die Wand projizierte. Das Foto erzählt die Geschichte "weggeworfener Menschen", deren Nachlässen er in einem chaotischen Antiquariat Istanbuls begegnete. Die Katze schläft in einem Koffer voller Briefe, Ansichtskarten und Erinnerungsfotos, die da für wenig Geld angeboten wurden. José ist viel unterwegs, weil auch er wie ich versucht, die unbegreifliche Welt annäherungsweise durch Reisen zu begreifen. Handy-Fotos sind ihm dabei Gedächtnisstützen, die sich zuweilen als kleine Kunstwerke selbständig machen. Schweiz, Ägypten, Peru, Türkei. Er war gerade gründlich weg durch ein Stipendium, als ich ihn suchte und die Telekom seine Telefonnummer und Mailadresse versemmelt hatte (das kenne ich nur allzu gut). Nun haben wir Smartphone-Nummern ausgetauscht, um wieder auf dem Laufenden zu bleiben. Jetzt also kommt die ganze Welt nach Hausach und nicht nur Andalusien und Böhmen.

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