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Montag, 13. November 2017

Rossini mit der Degerlocher Kantorei in der Michaelskirche

Sonntag, 12. November 2017: Dieses Datum werden sich Musikfreunde in Stuttgart Degerloch merken. Denn in der evangelischen Michaelskirche sang die Degerlocher Kantorei  ungewöhnlich Anspruchsvolles: Mit der Bezirkskantorin Barbara Straub hatten sich die Sänger an die "Petite messe solenelle" von Gioacchino Rossini gewagt - nur einen Tag vor dem 149. Todestag des Komponisten. Der Spezialist für die Opera buffa des Belcanto hatte sich bei seinem letzten großen Werk ausgerechnet eine Messe vorgenommen. Die ist dann aber so typisch Rossini wie nur denkbar. Deutsche Kirchenmusik klingt anders, aber was soll´s? Blickt man vergleichend auf Mozarts Requiem oder C-Moll-Messe, erkennt man in der Bezeichnung "kleine Messe" als echte ironische Untertreibung. Ist es schon bemerkenswert, dass ein komisch orientierter Komponist plötzlich eine Messe schreibt, so ist es erst Recht Rossinis Dramaturgie, die große Chornummern hier nicht etwa gleichmäßig zwischen Arien verteilt, sondern zu Beginn und am Ende konzentriert hat. Ungewöhnlich und auffallend an diesem abendfüllenden Stück ist aber auch, dass es da Märsche in der Kirche gibt, und vor allem: Die erste Fassung war für Singstimmen mit Begleitung durch Klavier und Harmonium gesetzt, erst später schrieb Rossini eine Fassung für großes Orchester lediglich, damit niemand seine Singstimmen orchestral totschlagen könne.
Genau die Originalfassung von anderthalb Stunden Dauer mit Klavier und Harmonium war an diesem Abend in der überfüllten Michaelskirche zu hören. Am Klavier saßen Andrea Amman und Dieter Alber, am Harmonium Markus Ege. Um es gleich und ganz einfach zu sagen: Das Konzert war großartig und das Publikum zu Recht begeistert. Die Dirigentin Barbara Straub hatte alles bis ins Kleinste souverän im Griff. Alle Solisten, Sopranistin Ulrike Härter, Mezzosopranistin Sisu Lustig Häntsche, Tenor Christian Wilms und Bass Lucian Eller meisterten ihre Partien sicher und ausdrucksstark.
Der Chor glänzte durch präzise Einsätze und Perfektion, wuchs erkennbar über sich hinaus durch Probenfleiß und pure Freude am Singen. Am stärksten fand ich die Tutti-Nummern wie etwa den Kanon "Cum Sancto Spiritu" im Gloria. Sehr schön: sogar Details wie die italenische Ausprache des Lateinischen stimmten. Am Schluss gab es lang anhaltenden Applaus für die gekonnte Bewältigung einer echten Herausforderung. Hier wurde wieder einmal klar, was Hans-Christoph Rademann von der Bachakademie an der Stuttgarter Chorlandschaft so beeindruckend findet.

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