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Mittwoch, 16. August 2017

Leicht zum Abheben

Diego Galdino: Der Sommer in deinen Augen. Roman, aus dem Italienischen von Renée Legrand. Atlantik bei Hoffmann und Campe Hamburg, 265 S., 15 €

Der Autor betreibt im Hauptberuf ein kleine Café-Bar, und so leicht aufgeschäumt wie ein guter Cappuccino oder Latte macchiato  sind auch seine Romane. "Der erste Kaffee am Morgen" (2014) und "Das sizilianische Mädchen" (2016) eroberten die Herzen zahlreicher Leser - und vor allem Leserinnen. Urlaubslektüre eben, bei der man nichts allzu schwer nehmen darf. Die Handlung: Mal wieder eine Liebesgeschichte - diesmal mit einem reiferen Maler und der jungen, hübschen Tochter seiner Gastgeber auf dem Land in der Nähe von Siena. Er hat den Auftrag, die Gegend zu malen, und die naiven Eltern geben ihm die Tochter als Cicerone mit. Malerische Beschreibungen einer malerischen Landschaft und Architektur sind da zu lesen, aber auch Charakterstudien: Ein arroganter Amerikaner mit Geld und eine unerschütterlich charmante Italienerin ohne solches etwa.
Die Faszination des Unzugänglichen oder die Tatsache, dass Bares nicht nur auf Pensionswirte, sondern auch auf Frauen eine magische, blind machende Anziehungskraft ausübt, ist zwar nicht neu. Galdino aber beschreibt sie mit viel Empathie, wenn auch mit ein- bis zwei Augenzwinkern mehr als nötig. Schöne Ausblicke und schöne Anblicke hingegen haben es dem Künstler angetan - o Wunder. Das lässt schon der Titel ahnen. Der Rest ist Atmosphäre: Toskana pur, ein Reiseführer in erzählender Prosa und ohne Fotos oder Adressapparat. Der Plot darf ruhig vorhersehbar sein, das ist er auch bei Weltromanen wie Don Quijote. Doch auch hier (wie schon bei Cervantes) gibt es das überraschende Detail und Humor, der sich aus dem Zusammenstoß des Widersprüchlichen speist: Unerschöpfliche Quellen dafür sind die neugierige Wirtin, der Dorfklatsch, die Balzrituale und das Dolce vita als solches eben.
So muss leichte Unterhaltungslektüre aussehen: bekömmlich, aber unverbindlich, mehrheitsfähig und nett, aber bloß nicht zu tiefgründig oder gar problembewusst. Ein bisschen Kunst und Kultur, ein bisschen Erotik und ein bisschen Küchenpsychologie auch, aber bloß nichts Anstrengendes. Was Rosamunde Pilcher für Wales, das könnte dieser Barista Diego Galdino für die Toskana werden. Klischees? - Ja, bitte gerne. Kein Mensch kann ewig nur originell sein. Wer sich gerade mal selber zum Hals raushängt, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

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