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Sonntag, 19. Februar 2017

Eine Woche im Tannheimer Tal: wie drei Urlaubswochen im Sommer

Basislager: Hotel Tyrol in Haldensee
Es ist nicht weiter zu fahren als nach Oberstdorf im Allgäu, liegt aber in Österreich: Das Tannheimer Tal in durchschnittlichen 1100 m Höhe, Europas größtes Loipengebiet. Ist aber auch ein Paradies für Winterwanderer und alpines Skifahren. Neben den Hauptorten Tannheim, Grän, Haldensee und Schattwald gibt es noch einige kleinere, aber alle haben das gleiche herrliche Klima, fast identische Schneebedingungen und freundliche Einwohner, die davon leben, Touristen mit bezahlbaren Preisen auszunehmen. Dazu gibt es aber viel Service: Shuttlebus zu allen Bergbahnen, Wanderstöckeverleih in allen Hotels (alles gratis, sogar die Bahnen von Montag bis Donnerstag für Hotelgäste), nur wenige Garagen, aber viele Sauna-Angebote, überall gutes Essen und Trinken.
Im Winter wird es hier richtig kalt (-20 Grad C sind keine Seltenheit, vor allem in schattigen Lagen oder größeren Höhen), aber Schnee gibt es manchmal erst ab Februar. Wir hatten Glück.

Als wir Mitte Januar ankamen, schneite es seit drei Tagen ununterbrochen. Also: Ski und Rodel gut. Die Straßen sind prima geräumt, mit guten Winterreifen kommt man praktisch überall sicher hin. Nur zu den Busfahrern sollte man einen respektvollen Abstand einhalten: Die fahren auch auf Neuschnee wie die Teufel, aber ohne Ketten!


Dorfkirche in Grän

Im ganzen Tal verstreut findet man Sehenswürdigkeiten wie die historischen Dorfkirchen von Grän oder Tannheim.
Wir wollten aber erst einmal wissen, ob es über den Wolken auch schon wieder Sonne gibt. Es gab keine.
Also Erkundigungen über die einzige blaue (leichte) Abfahrt in der Nähe: Der Schachenlift in Grän ist ein Schlepplift zur Mittelstation des Füssner Jöchle mit einer Pistenlänge von 1 km.


Seilbahn aufs Füssener Jöchle
Mittelstation Füssner Jöchle
  
Prima für einen Wiedereinstieg mit Skilehrer nach 50 Jahren Pause. Der hat mich mitsamt der geliehenen Skiausrüstung (Ski, Schuhe, Helm) grade mal 100 Euro gekostet. Es war großartig und sturzfrei - trotz Schneetreiben das pure Vergnügen: noch kein Wochenende in Sicht, die Piste frisch beschneit und fast für mich allein da. Noch keine Eisplatten, dafür prächiger Pulverschnee.

Von der Talstation Füssener Jöchle geht es links durch Wald zum Lift zurück
Aber morgen werde ich mir eine Skibrille kaufen. Denn wenn das hier richtig sonnig wird, bin ich sonst bald schneeblind.











Der Rückweg zu Fuß führt durch tief verschneite Wälder.




Am nächsten Morgen zeigt der Blick aus dem Fenster: Die Wolken sind definitiv auf dem Rückzug. Nicht nur in Haldensee.










Am Neunerköpfle bläst der Wind gewaltige Schneefahnen in den blauen Himmel: -18 Grad C, und gottlob hab ich jetzt meine Schneebrille.










Die Aussicht ist wahrhaft phantastisch. Fachleute können von hier oben (rechts in der Bildmitte) sogar die Zugpitze sehen: ganz selten.




Von der Talstation der Neunerköpfle-Bahn purzelt man fast automatisch hinterm Parkplatz in das Hotel Schwarzer Adler, wo es den besten - und portionsmäßig größten - Apfelstrudel im ganzen Tal gibt.  Da ist Shaun das Schaf Dauergast im Foyer.





Zweiter Versuch am Füssener Jöchle: Wir steigen bei klarem Sonnenschein und beißender Kälte den geräumten (!) Wanderweg vom Jöchle zum Gamskopf. Hier ist es schon richtig hochalpin.

Beim Aufstieg kommen uns Wanderer vom Gipfelkreuz entgegen - und Skifahrer, die vom Jöchle aus mit einem Sessellift bis kurz unter den Gipfel kommen. Vorsicht, keine Abgrenzung: Wenn einer der Skifahrer seine Bretter nicht voll im Griff hat, kann es bei der relativ steilen Lage brenzlig werden.













Weiter unten öffnet sich dann eine weite Skiarena. Da kribbelt´s mich in den Beinen, ich möchte gleich mitfahren. Aber meine bestellten Leih-Ski stehen unten beim Schachenlift. Ich habe mich nicht mit ihnen hier hochgetraut, denn das Mittelstück ist sehr steil und würde mich bestimmt überfordern.

Der Winter zaubert bizarre Skulpturen aus dem Bergwald. Für all das hätte ich kaum einen Blick, wenn ich hier auf Skiern stünde.
Meine Piste wartet noch etwas weiter unten.


Ein anderer Tag, ein anderes Highlight: Winterwanderung zum Vilsalpsee bei Schattwald. Es ist bitter kalt - gefühlt weit unter -20 Grad C sogar am hellen Mittag.







Still und starr
liegt der See -
vor Staunen.











Viele Touristen lassen sich fahren. Für Neuschnee haben die Gespanne auch Kufen. Wir laufen lieber.

Um so ein Bild halbwegs aus der Nähe zu machen, muss man frieren



















Den ganzen Januar über ist im gesamten Tannheimer Tal ein internationales Ballonfahrertreffen. Da lernen Träume das Fliegen - jeden Tag woanders hin.









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