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Samstag, 19. März 2016

Großer Abend mit Robert Levin und Roger Norrington in Stuttgart

 
 
82 und kein bisschen leise: Sir Roger Norrington und das RSO
Zwei Große, zwei Freunde: Robert Levin am Klavier und Sir Roger Norrington als Dirigent des Radio-Sionfonieorchesters Stuttgart des SWR gestern in der Liederhalle. Der Dirigent hatte vor zwei Tagen seinen 82. Geburtstag gefeiert, wirkte aber kein bisschen müde oder alt. Mit der leichten Präzisionshand des Altmeisters und dem gewohnten Schalk im Nacken dirigierte er die Ouvertüre zur Oper "Benvenuto Cllini" von Hector Berlioz, das Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur von Ludwig van Beethoven und nach der Pause die "große" Sinfonie C-Dur von Franz Schubert in vier Sätzen.
Der US-Amerikaner Levin, in Stuttgart bestens bekannt als der Komponist, der Mozarts C-Moll-Messe im Auftrag der Bachakademie so großartig wie kongenial vervollständigt hat, war ein ebenso herausragender Solist. Noch nie habe ich das bekannte Klavierkonzert des Bonners aus seiner Wiener Zeit so spielen gehört: leicht, zugleich aber kraftvoll und kreativ, in einem vor allem beim Finalsatz abenteuerlichen Tempo.
 
Beethoven virtuos: Robert Levin
Da rockte er das Orchester zu einem ganz neuen Beethoven, manche Geigerin tanzte instinktiv mit ihrem Instrument - es war einfach in Hochgenuss. Dabei meisterte Levin die enormen Schwierigkeiten mit unglaublich präziser Souveränität, technisch perfekt und doch so frei in der Interpretation wie nur irgend möglich, ohne die Werktreue je zu verletzen. Man konnte hören, warum Levin sämtliche Klavierkonzerte Beethovens eingespielt hat.
Auch das Orchester lief bei solchen Stars zu großen Form auf. Historisch kompetent und bewältigten die Musiker Norringtons filigrane Darbietung von Schuberts C-Dur-Sinfonie, in der sich Motive der Volksmusik mit kammermusikalischer Feinheit verschränken und vor allem im furiosen Finale zu großen instrumentalen Tutti steigern. Da noch das dramaturgische Ganze in allen motivischen Variationen und Nebenwegen spüren zu lassen und erkennbar zu machen, ist eine große Leistung von Dirigent und Orchester. Bravissimo. Das Publikum dankte mit stehenden Ovationen, die Liederhalle war bei einem normalen Abonnementkonzert endlich mal wieder voll. So soll es sein!

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