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Samstag, 5. Juli 2025

Miyu Matsumoto interpretiert Schubert meisterhaft

Miyu Matsumoto
An diesem Wochenende war schon vor Beginn viel los. Doch trotz der populären Jazz Open auch auf dem nahe gelegenen Stuttgarter Schlossplatz war der Fruchtkasten neben der Stiftskirche zur Musik Pause um 12.30 Uhr rappelvoll. Die Japanerin Miyu Matsumoto spielte auf dem historischen Schiedmayer-Konzertflügel aus den goldenen Zeiten der Stuttgarter Klavierbauindustrie Werke von Olivier Messiaen (1908 - 1992) und Robert Schumann (1810 - 1856). Zu hören waren aus den Preludes von Messiaen Nr. I "La Colombe" (Die Taube) und Nr. III "Le Nombre léger" (Die leichte Zahl). Es folgte Schumanns Klaviersonate Nr. 2 g-Moll, ein Meisterwerk der Romantik in einer wahrhaft meisterhaften Interpretation.

War die nach Angaben des Komponisten "natürliche" Klangfarbenmalerei noch eine angemessen kurze Fingerübung aus der Feder des zeitgenössischen Komponisten aus dem französischen Avignon, so wurde sie doch von Matsumoto nicht als gering abgetan. Sie zeigte schon hier viel Fingerspitzengefühl für Rhythmik und Klangfarben sowie absolute technische Präzision. Seine Klaviersonate g-Moll hat Robert Schumann selbst einmal ein "ziemlich wildes Stück" genannt. Doch die an Bach geschulte Meisterschülerin von Florian Wiek von der Stuttgarter Musikhochschule ritt diesen Tiger mit Bravour. Schon das Tempo-Notat zum ersten Satz ist ungewöhnlich ("So rasch wie möglich"). Es folgten ein getragener, kurzer zweiter Satz ("Andantino"), ein Scherzo im dritten Satz (Sehr rasch und markiert") und ein furioses Rondo zum Abgang im vierten Satz ("Presto"). Ein souveräner Vortrag, begeisterter Applaus.

Miyu Matsumoto wurde 2005 in Japan geboren und debütierte schon als Schülerin mit dem Klavierkonzert Nr. 1 von Johann Sebastian Bach. 2023 war sie Organistin in einer Kirche in Nara (Japan) und nahm an dem dem Meisterkurs "Virtuoso & Belcanto" in Lucca teil, wo sie u.a. Unterricht bei Peter Nagy, Till Fellner und Riccardo Cecchetti erhielt. 2024 spielte sie ein Klavierkonzert als Solistin in Kyoto und erhielt ein Stipendium bei der Internationalen Sommerakademie Radolfzell. Seit März 2025 studiert sie bei Professor Florian Wiek und erhielt im April den Platinum Award der Brahms International Online Competition. Ich glaube, von dieser Pianistin werden wir noch öfter hören.
 

 

 

 


 

 

 

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