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Sonntag, 12. November 2017

"Intellektuelle Wärmestube" lebt - gegen Widerstände

Autorenstammtisch im "Häusle"
Ebenfalls am Donnerstag, 9. November: Autorenstammtisch im Stuttgarter Schriftstellerhaus. Trotz Abwesenheit von Vorstand und Geschäftsführung und trotz kurzfristiger Ankündigung und Terminen bei den Stuttgarter Buchwochen etc. kamen mit mir immerhin sechs Kolleginnen &; Kollegen. Es war eine angeregte Gesprächsrunde über zweieinhalb Stunden. Traurig finde ich, dass der Autorenstammtisch vor Jahren abgeschafft wurde, weil ein Lokalpolitiker geätzt hatte, da würden Schriftsteller bloß auf Kosten der Stadt saufen. Unverschämt daran ist zweierlei: Die Diffamierung anständiger Steuerzahler und Kulturschaffender, deren Verein viel für das Kulturleben der Stadt tut, als Säufer auf Stadtkosten. Die Stadt bezahlt die Miete, um einen Nutzer für das unpraktische, aber denkmalgeschützte Haus zu haben, und wir haben unseren stets maßvoll genossenen  Wein immer selbst bezahlt. Zweitens aber ist es unverschämt, dass niemand die Autoren gegen solche Mobbingversuche aus dem Gemeinderat jemals wirklich verteidigt hat, jedenfalls nicht öffentlich. Seitdem sieht sich die Vereinsführung bemüßigt, ein Schriftstellerhaus ohne Schriftstellerstammtisch zu führen.
Wir Autoren sollten unser Hausrecht durch Anwesenheit, Mitgliedschaft im Verein und Teilnahme an Veranstaltungen auch aktiv wahrnehmen. Sonst wird es uns nämlich weggenommen, kaum dass einem Politiker ein Furz quer sitzt, obwohl es in der Satzung verbrieft ist: Das Haus soll eine "Begegnungsstätte und ein Forum für Autoren" in der Stadt sein. Der betreffende Lokalpolitiker ist längst nicht mehr im Amt, aber seine Gehässigkeit wirkt psychologisch bis heute nach.
Seit Jahren bemühe ich mich als Gründungsmitglied bei den Mitgliederversammlungen des Vereins, den Autorenstammtisch wieder zu beleben. Und jedes Mal wurde ich mit dem gleichen unzutreffenden Argument von einem traumatisierten Vorstand abgewimmelt, das sei alles sentimentaler Quatsch, im Internet-Zeitalter bräuchten Autoren keine persönlichen Treffen zwecks Kontaktpflege und Gedankenaustausch. Bullshit! Das Interesse beweist das Gegenteil.
Bei der letzten Versammlung habe ich gefordert, wenigstens dann einen offenen Stammtisch anzubieten, wenn die geplante Ersatzveranstaltung mit Referat und Diskussion ausfällt. So geschah es, und es ehrt den neuen Vorstand, mich beim Wort genommen zu haben, weil ich angeboten hatte, den Abend zu betreuen. Aber der nächste Schritt sollte ebenfalls folgen. Ein echter Stammtisch braucht einen festen Platz im Programm-Kalender, damit er planbar wird und wirklich offen ist für alle, die trotz grundsätzlichen Interesses an diesem Abend keine Zeit hatten. Erstens würde nämlich mancher dann auch mal spontan vorbeischauen, und zweitens hatten sich schon für diesen Testlauf fünf weitere KollegInnen bei mir per Email generell interessiert gezeigt.






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