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Sonntag, 29. Oktober 2017

Eine fulminante Antrittlesung beim PEN-Club Liechtenstein

Rainer Juriatti im Schlösslekeller Vaduz
Am Sonntag, dem 29. Oktober stand im Liechtensteiner Schlösslekeller die Zeit still. Eine Stunde lang hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören können, als der Vorarlberger Rainer Juriatti beim PEN-Club seine Antrittslesung hielt. Er ist hier als "der Neue" seit einem Jahr dabei und stellte zwar kurz seine wichtigsten Bücher vor, sozusagen als Kurzporträt seiner literarischen Arbeit. Aber dann las er, wie er sagte, zum ersten Mal in seinem durchaus erfolgreichen Autorenleben aus einem noch unveröffentlichten Manuskript. Ob der Titel am Ende nun "Pablos Zeit - Briefe an den verstorbenen Sohn" lauten wird oder "Die Abwesenheit des Glücks" oder doch ganz anders, wird sich zeigen, wenn sein Buch erscheint. Zu hören war jedenfalls eine großartige Erzählung darüber, wie es den Eltern eines totgeborenen Kindes ergeht.
Juriatti wählte nach über 20 Jahren, in denen er immer wieder angefangen hatte, die Biographie seines toten Sohnes zu erzählen und immer wieder seine Versuche vernichtet hatte, schießlich die Form eines Briefromans. Das Thema "Sternenkinder" ist emotional enorm aufgeladen, und gerade deshalb, so Juriatti, sei die Gefahr extrem groß, entweder in geschwätziges Beschreiben, larmoyantes Selbstmitleid oder andere Formen depressiver  "Betroffenheitslyrik" zu verfallen. Von allem gibt er leider mehr als genug. Hier aber war ein literarisches Kunstwerk zu hören, bei dem einfach immer der Ton stimmte. Der Autor erzählt dabei nicht einfach chronologisch von einem Schicksalsschlag. Die Form des Briefes macht es in diesem Fall möglich, die Balance zwischen Emotionen und Reflexionen zu finden, aus denen am Ende erst eine Geschichte wird. Nach 22 Jahren erst reichte offenbar die Distanz zu dem Drama aus, das erzählt wird. Das zeigt die Sprache.

Da stimmte jeder Satz, da war kein Wort zu viel oder zu wenig. Der Klang war immer der Situation angemessen: poetisch, zärtlich, traurig, wütend, medizinisch distanztiert oder geradezu therapeutisch beschreibend. Da war die große Liebe eines Vaters nicht einen einzigen Wimpernschlag lang peinlich. Ein Höhepunkt war eine an den alttestamentarischen Hiob erinnernde Tirade der Gottesbeschimpfung, zu der kein ungläubiger Mensch je fähig wäre. Auch Hiob klagt Gott sein Leid, aber er klagt ihn auch an dafür, dass er ein solches Un-und Übermaß an Vernichtung, Zerstörung und Schmerz bei Unschuldigen zulässt. Und doch ist dies kein lästernder, kein blasphemischer Text, sondern mündet in eine Hoffnung, die umso ehrlicher und glaubwürdiger ist, als sie keine Verletzung großer Gefühle ausspart. Nichts wird da unter den Teppich gekehrt, aber auch nichts breit getreten. Es mag ein Kunstgriff sein, aber es ist ein guter, wenn der Autor in diesem Fall sein Ringen um den treffenden Ausdruck, das jeweils passende Wort, den richtigen Tonfall thematisiert und zu einem wichtigen Teil der Geschichte macht.
Auch wenn dem einen oder anderen Zuhörer das Thema zunächst fremd vorgkommen sein mag, gelang es Juriatti doch vom ersten Satz an, einen ungeheueren Sog zu entfalten, der keinen mehr loslässt. Diese Erzählung weckt spontan Interesse und hielt die Hörer bei der Stange, wie es hoffentlich bald auch Leser in den Bann schlagen wird. Autobiographisch inspirierte, aber große literarische Prosa: Eine Erzählung von enormer sprachlicher Wucht und Feinfühligkeit ist Juriatti hier gelungen, ein wunderbares, ein rundum großartiges Buch entsteht da. Und der dramaturgisch penibel austarierte, professionelle Vortrag des Autors tut sicher das seinige dazu, um das Publikum zu fesseln. Mehr davon! Lang anhaltender Beifall zeigte, dass dieser Text "funktioniert".



Donnerstag, 26. Oktober 2017

"Stuttgart liest ein Buch" - auch die Pfarrer der City-Kirchen

Zum dritten Mal war das Festival "Stuttgart liest ein Buch" am 25. Oktober in der Hospitalkirche zu Gast. Es ist schon guter Brauch, dass auch die Pfarrer der City-Kirchen das Buch lesen bzw. darüber sprechen, um das sich in diesen Wochen alles dreht. "Nachts ist es leise in Teheran aus theologischer Sicht" hieß die Veranstaltung in dem seit März sanierten Gotteshaus beim Evangelischen Bildungstentrum. Dass auch Pfarrer lesen, ist nicht neu. Neu aber war durchaus der eine oder andere Aspekt, den sie im Gespräch zum Thema beitragen konnten. Die iranischstämmige Autorin Shida Bazyar aus Hermeskeil hat zwar, wie Astrid Braun, Geschäftsführerin des veranstaltenden Stuttgarter Schriftstellerhauses, betont, keinen autobiografischen Roman geschrieben. Doch sie hat einen exemplarischen, sehr poetischen und zugleich politischen Roman über die Flucht aus dem Iran der Ayatollahs und die Geschichten vieler Iraner in Deutschland geschrieben. Diese Vielfalt bündelt sich in vier Stimmen, die sich bei der Erzählperspektive über vier Jahrzehnte hin abwechseln. Die vier Geistlichen sprachen über jeweils eine dieser Stimmen aus ihrer Sicht.

Pfarrer Eberhard Schwarz
1979 Behsad war das Kapitel, über welches Eberhard Schwarz sprach. Der Pfarrer der Hospitalkirche fühlt sich am ehesten der Altersgruppe des Vaters Behsad zugehörig. Als in Teheran die Revolution ausbricht und der Schah verjagt wird, ist der hoch gebildete Lehrer und kommunistische Aktivist einer von denen, die einen modernen, besseren Iran wollen. Doch dann frisst die "islamische Revolution" des Ayatollah Khomeini die politische Revolution naiver Weltverbesserer. "Die Islamisten sind einfach besser im Volk vernetzt und können einen Staat organisieren". Als sein bester Freund durch den Gottesstaat verhaftet und im Gefängnis ermordet wird, beschließt Behsad mit seiner Familie die Flucht nach Deutschland. Er scheitert, rettet aber die Familie.



Pfarrer Christoph Doll
1989 Nahid setzt den Roman aus Sicht der Mutter fort. Über diese Lektüre sprach der katholische Pfarrer Christoph Doll von St. Eberhard. Die Flucht selbst, von der heimlichen Vorbereitung bis zum Ankommen bei den freundlichen, aber seltsamen Nachbarn Walter und Ulla. Da zeigt sich Integration als Aufgabe für beide Seiten. Deutschland wird als Ziel aller kulturellen Sehnsüchte entzaubert, Kontraste zeigen sich zwischen verschiedenen Werten und Denksystemen. "Was ist meine Identität?", fragt sich die gebildete und erfolgreiche Ärztin, die auch viel gut gemeinten Unsinn und zahlreiche Klischees erlebt. Wenigstens sollen die Kinder sich waschen, wenn sie Hunde gestreichelt haben.




Monika Renninger
1999 Laleh ist das Kapitel der Tochter. Daraus las Monika Renninger einen Ausschnitt über die Vorbereitungen zu einem Besuch von Mutter und Tochter bei der zahlreichen Verwandtschaft in Teheran. Die Leiterin des Evangelischen Bildungszentrums Hospitalhof hob die Rolle der Tochter hervor, die extrem zwischen zwei grundverschiedenen Welten hin- und hergerissen ist. Die Welt des fremdartigen Gottesstaates, in dem die Frauen sich vor den Blicken der Männer verhüllen müssen, und die Welt der Frauen, die sich trickreich immer mehr kleine Freiheiten ertrotzen. Teherans öffentliche Welt und die private Welt hinter der Haustür mit einer großen Liebe zu Schönheit, Kosmetik, Poesie und Musik. Dennoch: Laleh fühlt sich in Deutschland sicherer und wohler.



Matthias Vosseler
2009 Mo erzählt von Lalehs jüngerem Bruder Mo. Über dieses Kapitel aus der Sicht des "coolen Typs" sprach Pfarrer Matthias Vosseler von der Stiftskirche. Mo ist bei Facebook und Youtube aktiv, hat Freunde in der westlichen wie der islamischen Welt. Seine Kumpels in Deutschland, seine Studentenbude, seine Interessen für Musik und Politik zeigen ihn aufgeschlossen, offen. Der engagierte Demokraten nimmt an der "grünen Revolution" der Studenten gegen das erzkonservative Regime von Mahmud  Ahmadinedschad großen Anteil. Aber noch ist der Islam im Iran intolerant und fremd. So ist Religion nicht attraktiv für junge Leute mit Sehnsucht nach Freiheit.

Nach einer guten Stunde ging das Gespräch der Theologen in einen Dialog mit dem Publikum über. Natürlich hat hier niemand über einen religiösen oder antireligiösen Roman gesprochen, den Shida Bazyar mit "Nachts ist es leise in Teheran" auch nicht geschrieben hat. Doch es wurde auch gefragt, was man denn aus theologischer Sicht mitnehmen könne. "Vielleicht unsere fragmentierte Existenz, die es mit mit all ihren Brüchen anzunehmen gilt und die auch Gott annimmt", meinte Eberhard Schwarz. Die einen sahen vor allem den gescheiterten kommunistischen Revolutionär Behsad als traurige Figur, andere aber fanden ihn abgeklärt und altersweise in seinem deutschen Exil.  Religion gehört zum Leben, wenn auch nicht immer als heilende, sondern auch als verletzende Kraft. Die Mehrstimmigkeit in Shida Bazyars Roman enthält so viel Offenheit für Kommendes, so viel Humor und Wärme, dass es auch deshalb sicher gut war, an diesem Ort über ihr Buch zu sprechen.



Mittwoch, 25. Oktober 2017

Die syrische Autorin Wajiha Said bei "Stuttgart liest ein Buch"

Wajiha Said in Bad Cannstatt
Friederike Weltzien, Michael Seehoff, Wahjiha Said, Christa Lippelt
In Stuttgart Bad Cannstatt leben zu über 60 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. Da war es nur natürlich, dass die Canstatter Stadtteilbibliothek ein Buch der syrisch-kurdischen Schriftstellerin Wajiha Said vorstellte, die am 24. Oktober zum Festival "Stuttgart liest ein Buch" kam. Frau Said beschreibt ein ähnliches Schicksal wie die Protagonistin in dem Roman "Nachts ist es leise in Teheran" von der Hermeskeiler Deutsch-Iranerin Shida Bazyar. Nur ist Saids Buch kein Roman, eher eine orientalische Mischung aus Dokumentation, Lyrik, Reportage und Erzählung. In jedem Fall hat "Stuttgart liest ein Buch" mit dieser Auswahl den Horizont erweitert: Zum einen kam das aktuelle Schicksal der Kurden ins Blickfeld, zum anderen die Situation syrischer Flüchtlinge in Stuttgart. Von denen waren auch etliche gekommen, um Wajiha Said zu hören, die mit ihrer Familie sechs Länder auf der Flucht vor dem Assad-Regime durchquert hat und nun in Weinstadt lebt.
"Durchreisen" heißt denn auch ihr Buch mit Fluchterinnerungen, die auf Arabisch und Deutsch zu hören waren. Sie hat bereits 13 Bücher geschrieben, darunter eines über die Lage syrischer Frauen und eins über politische Häftlinge in ihrem Land. Nach mehreren Verhören durch den Geheimdienst Assads und Morddrohungen in ihrer nordsyrischen Heimatstadt Al-Hasaka beschloss die Familie zu fliehen. Durch den Irak ging es in die Türkei und von dort über Bulgarien, Albanien, Kroatien und Österreich nach Südwestdeutschland, wo sie Aufnahme in einer Flüchtlingsunterunft fand. Unter diesen Bedingungen zu schreiben, ist extrem - ebenso extrem wie das, was die Autorin auf der Flucht erlebt hat. Auf die Frage des Moderators Michael Seehoff, ob sie unterwegs erneut gewaltsame Übergriffe erlebt habe, antwortete die kleine Frau: "Auch während der Flucht wandert die Gewalt erst einmal mit." Die Lesung war vorbereitet von der Pfarrerin und Übersetzerin Friederike Weltzien (ganz links im Bild), und die deutsche Stimme von Wajiha Said war Christa Lippelt (ganz rechts).

Souyar (mit Saz) und Sängerin Lounar Said
Die musikalische Sprache der studierten Arabisch-Lehrerin zu hören, war auch ohne Sprachkenntnisse eine Freude. Kurdisch im Unterricht oder in der Öffentlichkeit zu sprechen ist in ihrer Heimat verboten, wie früher (und vielleicht bald wieder?) in der Türkei. Geschrieben hat sie daher immer schon auf Arabisch. Gewidmet ist ihr Buch den kurdischen Opfern der gewaltsamen Zusammenstöße in ihrer Heimatregion, für die es viel Verständnis im einst geteilten Deutschland gibt. Die Kurden leben als vierfach geteiltes Volk in Syrien, Irak, Iran und Türkei. Saids Sohn Souyar und ihre Tochter Lounar begleiteten den poetisch-politischen Abend mit kurdischen Liedern voller Heimweh und Patriotismus. Die musikalisch begabten Kinder gehen noch in BAMF-Kurse und besuchen Vorbereitungsklassen einer weiterführenden Schule. Sie lernen intensiv Deutsch wie ihre schreibende Mutter, aber das alles braucht einfach Zeit. Deutsch ist zwar die Sprache der Dichter und Denker, aber gerade darum nicht nur attraktiv für Menschen, die bleiben wollen, sondern auch sauschwer. So erleben es viele Flüchtlinge, denen auch der Autor dieser Zeilen als ehrenamtlicher Lehrer im ehemaligen Bürgerhospital begegnet. Noch ist die deutsche Übersetzung von Wajiha Saids "Durchreisen" nicht fertig. Es fehlen noch einige Kapitel, es fehlt vielleicht auch noch ein Lektorat, es fehlt vor allem noch ein deutschsprachiger Verlag. Bisher liegt das Buch auf Arabisch vor, andere Ausgaben sind geplant. Aber einen Verlag zu finden ist hierzulande schwer, und so konnte man hier ein Werk im Entstehen beobachten.

Wajiha Said mit ihrer Familie und Michael Seehoff
Wajiha Said ist mit ihrem "work in progress" dennoch schon in ganz Europa unterwegs - mit einem engagierten mündlichen Vortrag - und möglichst immer unterstützt von ihrem Mann und ihren Kindern. Die kleine Frau ist ein charmantes Energiebündel und wird ihren Weg ganz sicher machen. Alexandra Kirchner von der Stadtteilbibliothek Bad Cannstatt hat ihr auf Vermittlung von Michael Seehoff mit ihrem Team schon einmal einen warmherzigen Empfang bereitet. Interkulturelle Erfahrung hat man hier wirklich zur Genüge. Nach der Lesung konnte man sich bei Häppchen und Getränken im Gespräch noch persönlich kennen lernen und Fragen stellen. Auch das kleine Büffett hatte das ebenso freundliche wie kompetente Bibliotheks-Team passend bestückt.











Dienstag, 24. Oktober 2017

Anweisung zur "Schwarzen Legendenbildung"? Das Stuttgarter RAF - Grab

Stammheim, 17. Oktober 1977: Vor 40 Jahren fand der nie geklärte "Selbstmord" von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Karl Raspe in Stuttgart-Stammheim statt. Sie wurden damals auf persönliche Anordnung von OB Manfred Rommel (CDU) auf dem Dornhaldenfriedhof beerdigt, denn "mit dem Tod muss jede Feindschaft enden". Als wir jetzt das Grab sehen wollten, sagte man uns in der Friedhofsverwaltung, es sei nicht erlaubt, uns den Ort zu nennen. Wir haben ihn trotzdem gefunden. Das Grab ist gepflegt, aber die Schrift fast nicht mehr zu lesen. Wer ist dafür verantwortlich, solche gesetzwidrig irreführenden Anordnungen zu geben?
Erschreckend viele Menschen finden nichts dabei, in solchen Zusammenhängen, wo es um ideologische Grabenkriege geht, Fakten zu vertuschen, falsche Begriffe zu verwenden und Aufklärung zu behindern. Auch 40 Jahre danach scheint fast niemand an der Wahrheit interessiert zu sein, sondern nur daran, Feindbilder zu pflegen und Gegner "unsichtbar" zu machen. Nichts anderes tun Bilderstürmer wie die Taliban mit den Buddha-Statuen von Bamyan oder Boko Haram mit den Mausoleen von Timbuktu und der IS in Palmyra. Ich möchte mit so einem Denken nicht auf einer Stufe stehen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Für mich ist dieses Grab KEIN Kulturgut, nur eben auch weder Pilgerstätte noch No-Go-Area. Es könnte vielmehr ein Ort nachdenklicher Begegnung mit unserer Geschichte sein. Aber die Diskussion bei Facebook ist wert, sie zu dokumentieren:

Susanne Lühr Ich würde das Grab eines Herrenmenschen nie besuchen wollen, ist mir auch ziemlich egal wie es aussieht

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· 22. Oktober um 13:27
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Doris Mueller
Doris Mueller Das waren Terroristen, die Unschuldige sinnlos ermordet haben in radikaler Verblendung, genau wie die irrsinnigen Terroristen heute! Da wär mir das auch vollkommen egal. Mein Mitgefühl gilt den Opfern und da besonders noch ihren lebenden Verwandten, die meist traumatisiert sind.

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· 22. Oktober um 13:52 · Bearbeitet
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Henning Hirsch
Henning Hirsch die RAF hat sich ihre Opfer zumeist sehr genau ausgesucht. Mordete also nicht ziellos, wie es die heutigen Terroristen tun. Und ob jemand wie H.M. Schleyer mit tiefbrauner Vergangenheit unschuldig war, sei mal dahingestellt ... sie wurden gefasst, verurteilt, ihrer gerechten Strafe zugeführt, einige haben sich in Haft das Leben genommen. Weshalb also soll man, falls es einen - aus welchen Beweggründen auch immer heraus - interessiert, nicht die Gräber besuchen dürfen?

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· 22. Oktober um 14:19
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Doris Mueller
Doris Mueller Habe ich das etwa verboten??? Auf dem linken Terrorismus - Auge blind zu sein bedeutet leider oft auch, unschuldige Fahrer und Polizisten, etc., die dabei ums Leben kamen, die überlebenden Angehörigen sowieso gerne außer Acht zu lassen. Braunes Unrecht wird nicht durch linkes Unrecht wieder gut gemacht, und als Rechtfertigung taugts schon gar nicht! Das ist in meinen Augen mehr als unanständig. Mord bleibt Mord, egal unter welchem Vorzeichen. Meine Meinung steht dazu nach 40 Jahren wirklich fest.
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Marion Bradtmüller
Marion Bradtmüller Terroristen, egal welcher Couleur, haben für mich das Recht auf ein Gedenken verwirkt, weil sie die Menschlichkeit verlassen haben. Daher sollten ihre Körper verbrannt und die Asche in alle Winde zerstreut werden. Ich halte es da mit den Worten von H. Heine...

»Nicht gedacht soll seiner werden!«
Aus dem Mund der armen alten
Esther Wolf hört ich die Worte,
Die ich treu im Sinn behalten.
Ausgelöscht sein aus der Menschen
Angedenken hier auf Erden,
Ist die Blume der Verwünschung -
Nicht gedacht soll seiner werden!

Herz, mein Herz, ström aus die Fluten
Deiner Klagen und Beschwerden,
Doch von ihm sei nie die Rede -
Nicht gedacht soll seiner werden!

Nicht gedacht soll seiner werden,
Nicht im Liede, nicht im Buche -
Dunkler Hund im dunkeln Grabe,
Du verfaulst mit meinem Fluche!

Selbst am Auferstehungstage,
Wenn, geweckt von den Fanfaren
Der Posaunen, schlotternd wallen
Zum Gericht die Totenscharen,

Und alldort der Engel abliest
Vor den göttlichen Behörden
Alle Namen der Geladnen -
Nicht gedacht soll seiner werden!

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· 22. Oktober um 16:10
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Sigi Königsberg
Sigi Königsberg · 6 Gemeinsame Freunde
Übrigens: In der Regel werden Gräber nach 25 Jahre eingeebnet. Es gibt keinen Grund, dass dieses Terroristen-Grab überhaupt noch existiert.

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· 22. Oktober um 16:43
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Susanne Lühr
Susanne Lühr Wenn jemand das Grab von Piaf, Morrisson
oä besucht kann ich das verstehen. Aber ein Ausflug an das Grab eines selbstherrlichen
Mörders?

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· 22. Oktober um 17:14
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Kein Mensch hat was von einem "Recht auf Gedenken" gesagt. Aber man kann es keiner Familie und keinem Freund usw. verbieten. Genau das aber ist der indirekte (und nutzlose!) Versuch durch angeordnete Auskunftsverweigerung zu erreichen, wofür es keine gesetzliche Handhabe gibt.

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Gunhilde Herzig-Schürmann
Gunhilde Herzig-Schürmann · 2 Gemeinsame Freunde
Ein Grab besucht man, um Verstorbener zu gedenken, mit denen man sich auf irgendeine Weise verbunden fühlt. Warum soll man diesem Mörderpack, das Krieg gegen ein ganzes Land geführt hat, in irgendeiner Form gedenken!?

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· 22. Oktober um 18:01
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Horst Ruppricht
Horst Ruppricht Ich verstehe Dich Widmar.

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· 22. Oktober um 21:23
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Franziska Hauser
Franziska Hauser Mein Großvater hat zu mir gesagt "Ich habe erlebt wie Menschen sich 1933 in Wahnsinnige verwandelt haben. Nach zehn Jahren Kampf im Untergrund haben wir erkennen müssen, dass der braune Terror nur durch den roten Terror zu bekämpfen ist. Ich glaube nichtmehr an Demokratie. Aber vielleicht werdet ihr es schaffen." Das ist nur ein Zitat eines jüdischen Resistancekämpfers, bei dem sich jeder denken kann was er will.

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· Gestern um 07:44
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Thomas Wessels
Thomas Wessels Bewaffneter Kampf ist nur gerechtfertigt wenn es keine demokratische Möglichkeit zur Veränderung gibt. Bei uns kann sich jeder politisch engagieren, es gibt Parteien die so ziemlich alles mögliche vertreten. Daher ist jedweder Versuch unser System gewaltsam zu verändern, etwas undemokratisches. Und eigentlich nur Fanatiker die wissen für ihre Ziele keine Mehrheit bekommen zu können, greifen zum Mittel der Gewalt.

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Widmar Puhl
Widmar Puhl Wir wissen alle, dass bewaffneter Kampf als Mittel der Politik falsch ist. Aber Geschichtsklitterung löst das Problem auch nicht.

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Widmar Puhl
Widmar Puhl Leute, ich bin ziemlich entsetzt über so viel Unwissen. Ein Terrorist ist laut dem Erfinder des Begriffs, Bakunin, einer, der wahllos tötet und eben dadurch Angst und Schrecken (Terror) verbreitet. Wer seine Opfer gezielt aussucht, ist ein Fanatiker, Mörder oder Guerrila, ein Krimineller, meinetwegen auch eine arme verirrte Seele, aber kein Terrorist; das ist Schwarze Legende. Auf keinen Fall aber ist er ein "Herrenmensch"; das träfe eher auf Leute wie Hanns-Martin Schleyer zu. Auch Mörder haben aber manchmal eine Familie, die um die verlorene Tochter bzw. den verlorenen Sohn trauert. Da kann das Grab sehr wohl länger als 25 Jahre gepflegt sein. Und wer sich aus Interesse an Zeitgeschichte dafür interessiert, so ein Grab zu besuchen, verherrlicht oder rechtfertigt keineswegs das Geschehen oder gar die Täter von damals. Wer aber keine Informationen darüber will oder sie verfälscht, verfälscht Geschichte. Und ich finde, das geht gar nicht!!

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· 49 Min · Bearbeitet
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Thomas Wessels
Thomas Wessels Widmar Puhl in Deutschland sind zum Beispiel auch die Wege zu den Gräbern von NAZI Verbrechern nicht ausgeschildert. Dies finde ich genauso richtig wie dieses Grab von verblendeten Mördern.

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Widmar Puhl
Widmar Puhl "Ausgeschildert" hieße ja, es gäbe Hinweisschilder, um das Grab zu finden. Die gibt es nicht. Es gibt aber auch kein Recht für Politiker oder Beamte, Anweisungen zur Auskunftsverweigerung zu erlassen. Und das hat NICHTS mit Sympathie oder Antipathie zu tun, aber VIEL mit mit Irreführung.

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Alfredo Heinemann
Alfredo Heinemann Das ist wohl komplizierter als viele denken. Unser Staat scheint auch nicht ganz astrein zu sein: http://www.jurablogs.com/go/heute-vor-40-jahren-1

Rote Armee Fraktion, RAF, Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe, Irmgard Möller, Karl-Heinz…
Widmar Puhl Um Facebook zu zitieren: "Es ist kompliziert". Unser Staat ist ein Rechtsstaat, der sich weiß Gott nicht immer an die eigenen Regeln hält. NSU, NSA-Affäre oder die behördlich geduldete Entführung deutscher Staatsbürger aus Deutschland (z.B. Murat Kurnaz) durch die CIA nebst jahrelanger Haft in Guantanamo ohne Gerichtsverfahren oder die politisch gesteuerte Einäugigkeit der Justiz im Streit um Stuttgart 21 sind nur ein paar Beispiele dafür. Die Wiedervereinigung ohne Volksabstimmung (wie im Grundgesetz vorgesehen), die Einführung des Euro, die Bankenrettung 2009 oder vieles an der EU-Praxis in Brüssel wären weitere große Kapitel. Meiner Meinung nach haben wir jedoch nichts besseres. Der Rechtsstaat existiert, aber er ist in Gefahr. Dazu habe ich auch mein Buch "Die Quellen des Zorns - Gefahr für Rechtsstaat & Demokratie" geschrieben, denn da geht es um komplexe Zusammenhänge und viele längere Geschichten über berechtigten Vertrauensverlust.

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Marion Bradtmüller
Marion Bradtmüller lieber Widmar, dass du da nicht hingegangen bist um dein Knie vor diesen Verbrechern zu beugen ist mir eh klar. Aber ich bleibe bei meiner - sicherlich nicht sehr versöhnlichen - oben genannten Meinung. und für mich sind sie Terroristen, Bakunin hin, Bakunin her.
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Das ist halt leider ein irreführender Begriff. Warum reicht "fanatische Mörder" nicht? Und wer hat ein Interesse daran, Tatsachen zu vertuschen bzw. Auskünfte zu verweigern? Die beharrliche Verwendung des sachlich falschen Begriffs "Terroristen" ist schon ein schwerwiegendes Indiz dafür, dass hier von interessierter Seite eine politisch "schwarze" Legende gestrickt wird, der Tatsachen von Herzen wurscht sind: Fake News! So was ägert mich. Denn es ist schon tief in die Psyche von Millionen Menschen eingedrungen. Auch bin mit dieser Gehirnwäsche aufgewachsen.
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Herr Erdogan nennt auch jeden, der ihm nicht passt, einen "Terroristen". Hat er etwa Recht?!
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Marion Bradtmüller
Marion Bradtmüller Widmar Puhl was unterscheidet Terroristen und fanatische Mörder?
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Eure Meinung sei Euch von Herzen gegönnt. Aber doch bitte nicht mit falschen Begriffen arbeiten, oder? Das ist einfach ebenso unnötig wie ärgerlich, weil Meinungen keine Fakten sind.
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Liebe Marion Bradtmüller , der Unterschied besteht darin, dass Terroristen wahllos töten und fanatische Mörder ihre Opfer ganz gezielt aussuchen, z.B. unter führenden Köpfen des "Kapitalismus" oder einer "zionistischen Weltverschwörung" oder whatever. Keines hat eine Rechtfertigung, aber der Unterschied ist völlig klar.
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Doris Mueller
Doris Mueller Gut. Mag sein. Aber sie haben ganz viele Unbeteiligte rücksichtslos terrorisiert. Ich denke nicht zuletzt an Mogadischu u.v.a. mehr und an die mörderischen Erpressungsversuche gegrnüber der Bundesregierung inkl. Helmut Schmidt. Ist das so, dass Bakunin die Deutungshoheit des Begriffes hat? Ist das qzer durch alle historischen Kreise aller Couleur allgemeiner Konsens? Weil, für mich spielt das respektloserweise keine große Rolle. Ich find's auch nicht entscheidend, wie man diese Schwerverbrecher nennt.

Alfredo Heinemann ... und bei uns ist ein "Terrorist" Präsident geworden: http://www.faz.net/.../jose-mujica-im-interview-die-linke... In Deutschland diktieren Sieger die Geschichte und das Volk taumelt blind hinterher.

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Marion Bradtmüller
Marion Bradtmüller Aber dieser wunderbare Mensch war doch 'nur' Guerillero.....😉
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Alfredo Heinemann
Alfredo Heinemann Wurde außerdem nicht geselbstmordet ..