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Montag, 30. Januar 2017

Musikalischer Buchtipp


Singen als interreligiöse Begegnung
Musik für Juden, Christen und Muslime
Herausgeber: Bernhard König, Tuba Isik und Cordula Heupts
Verlag Ferdinand Schöningh

Können Juden, Christen und Muslime miteinander singen? Können sie ihre sakrale Musik miteinander teilen? Kann Musik gar zu einem Aktivposten im interreligiösen Dialog werden? In zahlreichen Gesprächen wurden jüdische, christliche und muslimische Expertinnen und Experten aus Theologie und Musik mit diesen Fragen konfrontiert. Ergänzend zu diesen Interviews werden in teils wissenschaftlichen, teils essayistischen Beiträgen Grundzüge einer »Theorie des interreligiösen Singens« entwickelt. Dabei treffen theologisch, ästhetisch und kulturgeschichtlich fundierte Reflektionen auf experimentelle Gedankenspiele und überraschende Perspektivwechsel: Eine Fundgrube für alle, die Musik lieben und denen der interreligiöse Dialog am Herzen liegt.

Wo verlaufen im gemeinsamen, religionsübergreifenden Singen die Grenzen des theologisch Zulässigen? Gibt es im Islam überhaupt religiöse Musik? „Dürfen“ Christen und Muslime in die Gesänge der Synagoge einstimmen? Und welche Rolle kann die Musik Johann Sebastian Bachs in der Begegnung mit Juden und Muslimen spielen? Fragen wie diese wurden bislang kaum gestellt – geschweige denn systematisch erforscht. In seiner Summe zeichnet dieses Buch deshalb auch das erstmalige Ausloten eines neuen, interdisziplinären Forschungsfeldes nach. Auch die Frage, ob und warum Muslime gerne singen findet in einem gleichnamigen Aufsatz ihre Antwort. Der Sammelband enthält Gespräche und Beiträge von und mit Petra Bahr, Ahmet Gül, Omar Hamdan, Cordula Heupts, Tuba Isik, Milad Karimi, Bernhard König, Karl-Josef Kuschel, Steven Langnas, Assaf Levitin, Ivo Markovic, Jascha Nemtsov, Christoph Schwöbel, Klaus von Stosch, Saad Thamir, Barbara Traub und Alon Wallach. Fast alle Autoren und Gesprächspartner waren beim PRIMUM-Projekt und Stuttgart als Leiter von Workshops und bei Bühnenproduktionen der Bachakademie aktiv. Sie haben das Singen als Brücke zwischen den Kulturen und als Medium religiöser wie menschlicher Begegnung von Judentum, Christentum und Islam erlebt und geschaffen.
 
Der Herausgeber Bernhard König ist Komponist und ein begnadeter Musikpädagoge. Er leitete bei der Bachakademie drei Jahre lang das Chor- und Workshop-Projekt TRIMUM, bei dem die theoretische und praktische Probe aufs Exempel stattfand. Heute ist der interreligiöse Chor eine Dauereinrichtung und institutionell beim Stuttgarter Lehrhaus verankert (und gefördert!). Jetzt fehlt eigentlich nur noch die erste CD-Einspielung mit Hörproben aus dem entstehenden Repertoire geistlicher Musik und religiös inspirierter Musik aus allen drei monotheistischen Religionen!