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Samstag, 23. Dezember 2017

Weihnachten 2017 - ein Gedanke über Liebe

Der Stuttgarter Schlossplatz

In dem Chor, der mich seit sechs Wochen mitmachen lässt, üben wir gerade die Motette "Das Volk, das im Finstern wandelt" von Albert Becker für die Christvesper am Heiligen Abend. Und weil sie schwer ist für einen, der 40 Jahre lang fast nur getextet und nicht mehr gesungen hat, habe ich das Stück jetzt dauernd im Ohr. Es geht weiter ..."es sieht ein großes Licht". Passt. Für mich jedenfalls. Ihnen und Euch wünsche ich das von ganzem Herzen auch. Die Finsternis in der Welt ist ebenso umfassend wie banal. Aber ich finde es gut, zu wissen: Das Licht kommt immer wieder - beharrlicher als die berüchtigte Hydra, die vielköpfige Schlange der griechischen Mythologie. Ich wünsche allen Menschen, die guten Willens sind, einen ebenso freundlichen Tinnitus wie den meinigen, ein friedliches, schönes Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes, erfreuliches Jahr 2018. Ein Gedanke noch: Es stimmt, dass die Friedensvision des Propheten Jesaia vom Friedensfürsten und seiner Herrschaft (Kapitel 9) seit 3000 Jahren unerfüllt bleibt - trotz der Geburt des Messias, den man dann ja auch flugs hingerichtet hat. Das Morden, das Plündern, Stehlen, Rauben und Vergewaltigen geht weiter. Aber wie sähe es aus in der Welt, wenn niemals jemand den Menschen diese Idee vom Ende jeder Gewaltherrschaft in den Kopf gesetzt hätte? Ich glaube, allein was dadurch bewirkt wurde, ist ein echtes Wunder: Hoffnung.


Montag, 4. Dezember 2017

Bachs Weihnachtsoratorium zum 1. Advent in Stuttgart

Der Chef (ganz rechts) applaudiert: Die Gaechinger Cantorey
Manchmal sind Terminkalender merkwürdig, auch für Konzerte großer Ensembles. Diesmal bescherte der Plan der Internationalen Bachakademie Stuttgart dem Publikum schon jetzt das Weihnachtsoratorium (Kantaten I-IV) von Johann Sebastian Bach, zum 1. Advent. Hans-Christoph Rademann leitete die Instrumentalisten und zwei Dutzend Sänger seiner Gaechinger Cantorey. Die boten am Samstag und Sonntag den Zuhörern in der Liederhalle ein großartiges Konzert auf Weltklasse-Niveau, bei dem niemals auch nur der geringste Verdacht auf Langeweile aufkam. Bachs Klassiker ist ja schon Teil vorweihnachtlich-musikalischer Identitätsrituale für kulturaffine Bildungsbürger Deutschlands. Umso erstaunlicher finde ich, welche Weltklasse-Einheit reiner Barockmusik Rademann da aus geschrumpften Vokal- und Instrumentalensembles zur geformt hat. Erstklassig der makellose Chorklang, die Verständlichkeit der Texte, die Intensität und Ausdrucksstärke der Solisten. Das waren Joowon Chun (Sopran), Anke Vondung (Alt), Paul Schweinester (Tenor) und der Bassbariton Andrè Schuen, den man als Entdeckung feiern darf.
Neben den Streichern und den bei Bach so wichtigen Blechbläsern spielt das Ensemble bei den Instrumentalisten eine Besonderheit aus, die der Akademie erst seit dem letzten Sommer zur Verfügung steht: die Rekonstruktion einer Original-Truhenorgel aus der Werkstatt des berühmten Gottfried Silbermann. Dieses wunderbare Instrument aus dem Jahr 1722 wurde 1013 in der Schlosskapelle von Seehausen bei Riesa entdeckt und mit Hilfe von Mäzenen durch den Orgelbauer Christian Wegscheider in Dresden aufwändig restauriert. Es bildet seitdem das Continuo-Herzstück des barocken Klangs mit historischen Instrumenten. Und wie selbstverständlich spielt es jetzt seine tragende Rolle in Stuttgart. Als besondere "Mitmach-Zugabe" forderte Hans-Christoph Rademann das Publikum am Ende auf, den Choral "Ach mein herzliebes Jesulein" am Ende mitzusingen. Tolle Idee und sehr ungewöhnlich bei klassischer Musik - auch in Stuttgart, wo angeblich jeder zweite Einwohner in irgend einem Chor singt. Das Publikum war hin und weg.



Donnerstag, 23. November 2017

Gastkommentar zum Polly-Preis für politische Lyik

Es sollte meiner Meinung nach auch mal andere Blickwinkel geben als nur den des Bloggers himself. Deshalb kam mir die Idee des Gastkommentars (nicht gänzlich originell, das gibt´s auch bei anderen Bloggern schon). Besonders reizvoll finde ich Beiträge von Kolleginnen und Kollegen, die andere Teile der Kulturszene kennen lernen als ich.
Der Stuttgarter Autor Wolfgang Haenle (http://www.wolfgang-haenle.de/kuenstler-paare) war als Finalist zur Verleihung des Polly-Preises für politische Lyrik nach Berlin eingeladen. Hier seine Bewertung. Zur Information darüber, worum es da theoretisch geht, möge der folgende Link dienen: http://www.pollypreis.de/

Vergabe des Polly-Preises in Berlin


Um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe keinen Preis gewonnen, aber das spielt für meine persönliche Bewertung keine Rolle, es sind meine Eindrücke.
Eigentlich waren es schöne Rahmenbedingungen, das Lettrétage am Mehringdamm hat seine Heimat in einem typisch Berliner Hinterhofhaus und ist gut ebenerdig zu erreichen, ein schöner heller Raum. Während der Lesung wurde ein wenig Licht von einer sich nicht drehenden Discokugel abgestrahlt, so dass kleine Lichtpunkte zarte Akzentpunkte setzten und es gab eine Lautsprecheranlage, die sich wohltuend von den üblichen Beschallungen abhob. Note eins für das Lettrétage würde ich vergeben.
Acht von fünfzehn Autoren waren angereist, zwei aus Österreich, eine Schweizerin aus London und lediglich ein Autor aus Berlin. Gelesen wurde in alphabetischer Reihenfolge, mit dem Eintritt erhielten die Zuschauer eine Stimmkarte.
Die Texte von allen Autoren waren bekannt, weil die Anthologie bereits Anfang Oktober erschien, insofern waren keine Überraschungen zu erwarten. Die kam allerdings vonseiten des Stifters und Moderators. Er sprach zuerst ein paar einleitende Worte zu dem Wettbewerb und den Gedichten allgemeiner Art, das fand ich in Ordnung. Als er zu jedem Autor aber nichts über dessen Werdegang sagte, sondern die Texte kommentierte, war ich verblüfft, nahezu sprachlos. Das scheint mir für einen Wettbewerb in dem das Publikum abstimmen darf, nicht nur unprofessionell sondern auch unfair.
Als dann noch nahezu jeder Autor seine Texte erklärte in der Art: „Ich dachte mir folgendes bei meinem Gedicht“ oder „als nächstes hören sie ein Sonett“ wurde ich noch einsamer. Der Höhepunkt der Moderation war aber sinngemäß die Aussage des Moderators: „Wenn Sie mich fragen, dann würde ich dem nächsten Gedicht meine Stimme geben, weil es die beste Idee hatte“. Ich wäre am liebsten aufgestanden und gegangen , blieb aber aus Respekt vor den Kolleginnen und Kollegen.
Und so kam es wie es herbeigeredet wurde: Gewonnen hat der Autor, dessen Gedichte Pamphleten am nächsten kamen, ein Zuschauer sagte mir später das wäre schon populistisch gewesen. Zitat: „mit dem Geheul der ewigen Schuld und der Unverschämtheit nicht  zahlen zu wollen“ (bezieht sich auf Deutschland). Ich möchte das nicht kommentieren. Ich habe eine andere Auffassung von Lyrik, ein wenig mehr „show don´t tell“ hätte vielen Gedichten gut getan.
Hinterher habe ich mich gefragt, was das für eine Veranstaltung war. Eine Abstimmung wie bei Poetry Slam Wettbewerben ohne Slam, ich weiß es nicht. Schade für das Thema Europa und schade für die politische Lyrik. Mit einem Holzhammer auf die politische Lyrik und auf Europa zu hauen, das haben beide wahrlich nicht verdient.
Ich ärgere mich nicht über den verlorenen Preis, sondern über die Methode, wie er vergeben wurde. Mein Urteil wäre im Falle eines Gewinns nicht anders ausgefallen, sicher hätte ich ein noch schlechteres Gefühl mit nach Hause geschleppt.
Nachtrag: die Vorabjury bestand nach Aussage des Stifters aus ihm selbst und Joachim Sartorius. Eine Jury für die Vergabe hat man aus finanziellen Gründen nicht gefunden.

Montag, 20. November 2017

Thriller zum Abschalten


Agustín Martínez: "Monteperdido - Das Dorf der verschwundenen Mädchen", Kriminalroman, S. Fischer Verlag, 496 Seiten, 14,99 €
Ein verschworenes Dorf. Zwei verschwundene Mädchen. Und die düsteren Gipfel, die nur eines von ihnen wieder zurückbringen.
Hoch oben in den Pyrenäen liegt Monteperdido. Vor fünf Jahren sind die elfjährige Ana und ihre Freundin Lucía spurlos von hier verschwunden. Kaum jemand glaubt, dass sie noch am Leben sind. Da taucht völlig unerwartet die inzwischen sechzehnjährige Ana wieder auf, bewusstlos in einer Schlucht. Kommissarin Sara Campos von der Bundespolizei lässt sofort die Straßen absperren; eine verzweifelte Suche beginnt. Wo ist Lucía? Ist sie noch am Leben? Doch die Berge um Monteperdido schweigen, trügerisch rauschen die Pappelwälder, gefährlich schwillt der reißende Fluss Esera an. Unter den Bewohnern von Monteperdido greifen die Verdächtigungen um sich: War es ein Fremder oder einer von ihnen?
"Verstörende Atmosphäre, überzeugende Figuren, packende Wendungen - eine Offenbarung!" - So eine der vielen werbeträchtigen "Leser-Rezensionen".
Agustín Martínez ist einer der renommiertesten Drehbuchautoren Spaniens und schreibt unter anderem für erfolgreiche Krimiserien. Auf einer Fahrt in die Pyrenäen hörte er, wie die Einheimischen über den Fall eines vermissten Kindes sprachen. Es entstand die Idee zu ›Monteperdido‹, seinem ersten Roman, der auf Anhieb ein Bestseller und in viele Sprachen übersetzt wurde. Agustín Martínez wurde 1975 in Lorca geboren, studierte in Madrid audiovisuelle Kommunikation und arbeitet auch als Autor und Redakteur fürs Radio. Er lebt mit seiner Familie in der spanischen Hauptstadt.- weit weg vom Schauplatz dieser Geschichte. Etwas zum Abschalten.

Montag, 13. November 2017

Rossini mit der Degerlocher Kantorei in der Michaelskirche

Sonntag, 12. November 2017: Dieses Datum werden sich Musikfreunde in Stuttgart Degerloch merken. Denn in der evangelischen Michaelskirche sang die Degerlocher Kantorei  ungewöhnlich Anspruchsvolles: Mit der Bezirkskantorin Barbara Straub hatten sich die Sänger an die "Petite messe solenelle" von Gioacchino Rossini gewagt - nur einen Tag vor dem 149. Todestag des Komponisten. Der Spezialist für die Opera buffa des Belcanto hatte sich bei seinem letzten großen Werk ausgerechnet eine Messe vorgenommen. Die ist dann aber so typisch Rossini wie nur denkbar. Deutsche Kirchenmusik klingt anders, aber was soll´s? Blickt man vergleichend auf Mozarts Requiem oder C-Moll-Messe, erkennt man in der Bezeichnung "kleine Messe" als echte ironische Untertreibung. Ist es schon bemerkenswert, dass ein komisch orientierter Komponist plötzlich eine Messe schreibt, so ist es erst Recht Rossinis Dramaturgie, die große Chornummern hier nicht etwa gleichmäßig zwischen Arien verteilt, sondern zu Beginn und am Ende konzentriert hat. Ungewöhnlich und auffallend an diesem abendfüllenden Stück ist aber auch, dass es da Märsche in der Kirche gibt, und vor allem: Die erste Fassung war für Singstimmen mit Begleitung durch Klavier und Harmonium gesetzt, erst später schrieb Rossini eine Fassung für großes Orchester lediglich, damit niemand seine Singstimmen orchestral totschlagen könne.
Genau die Originalfassung von anderthalb Stunden Dauer mit Klavier und Harmonium war an diesem Abend in der überfüllten Michaelskirche zu hören. Am Klavier saßen Andrea Amman und Dieter Alber, am Harmonium Markus Ege. Um es gleich und ganz einfach zu sagen: Das Konzert war großartig und das Publikum zu Recht begeistert. Die Dirigentin Barbara Straub hatte alles bis ins Kleinste souverän im Griff. Alle Solisten, Sopranistin Ulrike Härter, Mezzosopranistin Sisu Lustig Häntsche, Tenor Christian Wilms und Bass Lucian Eller meisterten ihre Partien sicher und ausdrucksstark.
Der Chor glänzte durch präzise Einsätze und Perfektion, wuchs erkennbar über sich hinaus durch Probenfleiß und pure Freude am Singen. Am stärksten fand ich die Tutti-Nummern wie etwa den Kanon "Cum Sancto Spiritu" im Gloria. Sehr schön: sogar Details wie die italenische Ausprache des Lateinischen stimmten. Am Schluss gab es lang anhaltenden Applaus für die gekonnte Bewältigung einer echten Herausforderung. Hier wurde wieder einmal klar, was Hans-Christoph Rademann von der Bachakademie an der Stuttgarter Chorlandschaft so beeindruckend findet.

Sonntag, 12. November 2017

"Intellektuelle Wärmestube" lebt - gegen Widerstände

Autorenstammtisch im "Häusle"
Ebenfalls am Donnerstag, 9. November: Autorenstammtisch im Stuttgarter Schriftstellerhaus. Trotz Abwesenheit von Vorstand und Geschäftsführung und trotz kurzfristiger Ankündigung und Terminen bei den Stuttgarter Buchwochen etc. kamen mit mir immerhin sechs Kolleginnen &; Kollegen. Es war eine angeregte Gesprächsrunde über zweieinhalb Stunden. Traurig finde ich, dass der Autorenstammtisch vor Jahren abgeschafft wurde, weil ein Lokalpolitiker geätzt hatte, da würden Schriftsteller bloß auf Kosten der Stadt saufen. Unverschämt daran ist zweierlei: Die Diffamierung anständiger Steuerzahler und Kulturschaffender, deren Verein viel für das Kulturleben der Stadt tut, als Säufer auf Stadtkosten. Die Stadt bezahlt die Miete, um einen Nutzer für das unpraktische, aber denkmalgeschützte Haus zu haben, und wir haben unseren stets maßvoll genossenen  Wein immer selbst bezahlt. Zweitens aber ist es unverschämt, dass niemand die Autoren gegen solche Mobbingversuche aus dem Gemeinderat jemals wirklich verteidigt hat, jedenfalls nicht öffentlich. Seitdem sieht sich die Vereinsführung bemüßigt, ein Schriftstellerhaus ohne Schriftstellerstammtisch zu führen.
Wir Autoren sollten unser Hausrecht durch Anwesenheit, Mitgliedschaft im Verein und Teilnahme an Veranstaltungen auch aktiv wahrnehmen. Sonst wird es uns nämlich weggenommen, kaum dass einem Politiker ein Furz quer sitzt, obwohl es in der Satzung verbrieft ist: Das Haus soll eine "Begegnungsstätte und ein Forum für Autoren" in der Stadt sein. Der betreffende Lokalpolitiker ist längst nicht mehr im Amt, aber seine Gehässigkeit wirkt psychologisch bis heute nach.
Seit Jahren bemühe ich mich als Gründungsmitglied bei den Mitgliederversammlungen des Vereins, den Autorenstammtisch wieder zu beleben. Und jedes Mal wurde ich mit dem gleichen unzutreffenden Argument von einem traumatisierten Vorstand abgewimmelt, das sei alles sentimentaler Quatsch, im Internet-Zeitalter bräuchten Autoren keine persönlichen Treffen zwecks Kontaktpflege und Gedankenaustausch. Bullshit! Das Interesse beweist das Gegenteil.
Bei der letzten Versammlung habe ich gefordert, wenigstens dann einen offenen Stammtisch anzubieten, wenn die geplante Ersatzveranstaltung mit Referat und Diskussion ausfällt. So geschah es, und es ehrt den neuen Vorstand, mich beim Wort genommen zu haben, weil ich angeboten hatte, den Abend zu betreuen. Aber der nächste Schritt sollte ebenfalls folgen. Ein echter Stammtisch braucht einen festen Platz im Programm-Kalender, damit er planbar wird und wirklich offen ist für alle, die trotz grundsätzlichen Interesses an diesem Abend keine Zeit hatten. Erstens würde nämlich mancher dann auch mal spontan vorbeischauen, und zweitens hatten sich schon für diesen Testlauf fünf weitere KollegInnen bei mir per Email generell interessiert gezeigt.






Samstag, 11. November 2017

Don Quijote bei den Stuttgarter Buchwochen


Wolfgang Tischer (links) und Lilian Wilfart lesen aus "Don Quijote"
Das Buchcafé war gut besucht
"Spanien ist das Gastland der 67. Stuttgarter Buchwochen, die vom 9. November bis zum 3. Dezember 2017 dauern. Aus diesem Anlass lasen Lilian Wilfart und Wolfgang Tischer aus »Don Quijote von der Mancha« von Miguel de Cervantes Saaverdra – neu übersetzt und herausgegeben von Susanne Lange. Die gesamte Lesung war live auf literaturcafe.de und auf YouTube zu sehen. Und immer noch kann man auf Tischers Website literaturcafé.de die berühmte Windmühlenszene hören und sehen." (Leicht aktualisierter O-Ton literaturcafé. Tischer ist übrigens im Vorstand des Vereins Stuttgarter Schriftstellerhaus und einer der bekanntesten Buchblogger Deutschlands.)
So weit, so gut. Ich bin als alter Hispanist und Autor eines SWR-Features über 400 Jahre Don Quijote natürlich ganz begeistert über so viel Aufmerksamkeit für ein Buch, das für mich immer noch zu den besten der Welt gehört. Denn was ist dieser Roman nicht alles: Klassiker, Abenteuerroman, Spiegel Spaniens zu Beginn des 17. Jahrhunderts, Sittenbild, Satire, Schelmenroman, aber vor allem immer ein Buch über die Notwendigkeit von Idealen für die Seelenhygiene - und die Gesellschaft.
Klar, als weltfremder Büchernarr und Idealist kriegt Don Quijote ständig und nicht zu knapp auf die Mütze (oder wie Adrea Nahles damenhaft sagen würde, "auf die Fresse"), aber das geht der Maus Jerry mit dem fiesen, doofen, also Trump-tauglichen Kater Tom bei den Comics von "Tom und Jerry" genauso. Es ist der alte Reflex von Kasperle und Krokodil: ohne Klatschpritsche geht es nicht - weder wenn´s komisch sein soll, noch wenn´s eine erziehersche Wirkung haben soll. Wenn alle über den gewalttätigen Bösen lachen, kann man ja nicht von "Gewaltverherrlichung reden, schon eher über Aufklärung.
Die Welt hat im Jahr 1605 ebenso wenig wie 2017 auf einen gewartet, der sie mit seinen angeblich veralteten Idealen retten möchte. Räuber, Gauner und Ausbeuter lachen sich heute wie damals tot über einen, der des Weges kommt wie der Ritter von der traurigen Gestalt auf einem klapprigen Gaul, seinem fetten Knappen und seiner lächerlichen Rüstung, um ihnen zu zeigen, wo der Bartel den Most schon längst weggesoffen hat. Und deshalb stehen die Kirche, staatliche Autoritäten und gesellschaftliche Konventionen ganz generell in diesem Buch im Visier einer grandiosen Satire.
Seltsam, es ereignet sich ein Wunder der seltenen literarischen Art: Der Depp vom Dienst wird in der Wahrnehmung des Lesers zum reinen Toren und heimst alle Sympathien ein. Er steht nämlich nach jeder Niederlage unverdrossen wieder auf und macht weiter. Unglaublich bei dem, was da abgeht. Der Mann zeigt Standing als Träumer. Selbstverständlich ist auch das ist ein Märchen, denn die Welt ist ja nicht so, dass sie derartige Menschen für ihr Verhalten belohnen würde. Auch bei uns landen ja Idealisten und Träumer im Knast, in der Schuldenfalle, in der Psychiatrie oder in der Obdachlosigkeit, jedenfalls ganz unten. Aber es ist ein schönes Märchen, vielleicht gerade deshalb das schönste, das ich kenne. Denn es zeigt, frei nach Loriot: Ein Leben ohne Ideale und Zivilcourage ist möglich, aber sinnlos. Es mag profitabler, ehrbarer und erfolgreicher sein, doch es wäre erbärmlich.


Montag, 6. November 2017

Ein Zornausbruch gegen Rechtes Wutgerede

ISBN 978-3-99039-115-0
Gebunden mit Lesebändchen
168 Seiten,€ 15,– A/D, CHF 21

Der ausgezeichnete Pressetext: Am Beginn des neuen Essays von Rainer Juriatti steht Bedrückung: »Bedrückend die Idiotie mancher Kandidaten, die sich der Präsidentenwahl 2016 stellten.« Als man im Süden Österreichs begann, sich Waffen zu besorgen, begann Juriatti zu schreiben. Im Kern des Essays steht der Monolog eines Delinquenten, der eine Frage beantwortet: Was geschieht, wenn rechtspopulistische Parteien sich durchsetzen? Es begegnen uns altbekannte Fratzen, die zumeist rechte Propagandamaschinen leiten. Sie kennen rhetorisch kein Erbarmen, andere Parteien werden als „linke Gesinnungsstasi“ und „Freudomarxisten“ bezeichnet. Ihr Ziel ist eine grundlegende Neuordnung der Gesellschaft, damit rechtfertigen sie jegliche Form des Übergriffs. Zugleich geraten international Krisenherde in Bewegung, und das hilft rechtspopulistischen Gruppierungen in vielen europäischen Ländern – Gruppierungen, die sich gegen das herrschende System richten und Nationen fordern, die ihre Bevölkerungen vor Migranten, vor allem aber vor dem Islam beschützen sollen.
Meine Erfahrung als Leser: Im Grunde ist der vorangestellte Essay eine Art Feigenblatt - wohl auf Wunsch des Innsbrucker Verlegers entstanden. Das zeigt schon die trockerne, eher lustlos wirkende, bürokratische Sprache. Eine Pflichtübung, die das Nachfolgende erklären soll, es aber nicht wirklich tut. Der inkriminierte und diskutierte Text "eines Wiener Lokalpolitikers" wird so wenig klar benannt wie der Urheber, das hat wohl juristische Gründe. Hier spricht daher leider nicht Rainer Juriatti (geboren 1964) aus Bludenz, zuletzt wohnhaft in Graz und Wien, ein Autor von durchaus kafkaeskem Format.
Dieses sprachliche Format erschlägt mich als Leser dann mit umso größerer Wucht in dem anschließenden Theatermonolog. Das heißt, genau genommen ist es ein Trialog für einen Schauspieler: Der Politiker, eine Lautsprecher-Stimme aus dem Off und der Delinquent sind drei und könnten auch dramaturgisch durchaus drei sein. Warum also "Monolog"? Aus Personalmangel?
Im Übrigen gibt es nichts zu bemängeln an diesem im Gegensatz zum vorangsetellten Essay sehr literarischen Text. Selbst die ausgiebigen Regieanweisungen dienen der präzisen Zeichnung der Figuren, die eben sehr unterschiedlich sind: arrogantes Arschloch als ideologischer Brandstifter, kalt und brutal ausführendes Organ ("Es ist unsere Pflcht, Sie letztmalig zu fragen, ob Sie noch etwas zu sagen haben, bevor wir fortfahren"), und das wehrlose Opfer mit autobiographischen Zügen, das vor dem Erschießungskommando steht und nichts mehr zu verlieren hat.
Das Ganze macht unmissverständlich klar, was hätte kommen können, wenn 2016 die Wahl des österreichischen Bundespräsidenten anders ausgegangen wäre: eine Dystopie, eine negative Zukunftsvision, die gleichwohl ohne konkretes Gemetzel auskommt und sich mit szenischen Andeutungen begnügt. Umso mehr bleibt Raum für die Phantasie des Lesers oder Publikums, sich das Fehlende auszumalen. Das ist nun aber, typisch Jutiatti, ein rein verbales Schlachtfest. Da gab es zwar Steilvorlagen in Form tatsächlich verwendeter Begriffe, die der Autor gekonnt aufspießt, beantwortet und in dramatischer Klimax einsetzt, aber eben keine Aktion außer sechs kleinen roten Laserpunkten, die zwischendurch immer mal wieder auf das Herz des Delinquenten zielen.
Es ist die Macht der Wörter, die mich beim Lesen durch und durch zum Frieden gebracht hat. Alles ist ja noch einmal gut gegangen, doch die Rechtsradikalen sind nach wie vor da und werden keine Ruhe geben. Niemals und nirgends. Da können wir sicher sein. Ein großer Text, der mit tödlicher Konsequenz Anfänge in Form verbaler Entgleisungen zu Ende bringt. Ein Text, der Pflichtlektüre an den Schulen werden sollte.




Sonntag, 5. November 2017

Das SWR Symphonie Orchester: Wieder von der Presse ignoriert










Donnerstag, 2. November 2017: Das SWR Symphonie Orchester unter Leitung von Christoph Eschenbach spielt das Klavierkonzert Nr. 23 A-Dur von Wolfgang Amadé Mozart und Anton Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur. Ein großartiger Abend mit dem Solisten Christopher Park. Der 30jährige Bamberger deutsch-koreanischer Abstammung spielt mit filigraner Technik und viel Gefühl. Mozart als Klaviervirtuose hätte bestimmt seine Freude daran gehabt. Nach der Pause erschütterte Dirigent Eschenbach mit dem Orchester in großer Besetzung Zwerchfell und Gemüt durch eine große Bruckner-Interpretation - da wächst zusammen, was zusammengehört. Schade bis unverschämt finde ich, dass die "Stuttgarter Zeitung" es wieder einmal nicht für nötig hielt, dieses Konzert auch nur mit einer Zeile zu erwähnen oder gar zu würdigen. Kommerz in eigener Sache verdrängt hier immer mehr den viel berufenen "guten Journalismus". Mein Blog kann und will keine Konkurrenz dazu und kein Ersatz dafür sein, denn ich bekomme keinen Cent dafür.

Sonntag, 29. Oktober 2017

Eine fulminante Antrittlesung beim PEN-Club Liechtenstein

Rainer Juriatti im Schlösslekeller Vaduz
Am Sonntag, dem 29. Oktober stand im Liechtensteiner Schlösslekeller die Zeit still. Eine Stunde lang hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören können, als der Vorarlberger Rainer Juriatti beim PEN-Club seine Antrittslesung hielt. Er ist hier als "der Neue" seit einem Jahr dabei und stellte zwar kurz seine wichtigsten Bücher vor, sozusagen als Kurzporträt seiner literarischen Arbeit. Aber dann las er, wie er sagte, zum ersten Mal in seinem durchaus erfolgreichen Autorenleben aus einem noch unveröffentlichten Manuskript. Ob der Titel am Ende nun "Pablos Zeit - Briefe an den verstorbenen Sohn" lauten wird oder "Die Abwesenheit des Glücks" oder doch ganz anders, wird sich zeigen, wenn sein Buch erscheint. Zu hören war jedenfalls eine großartige Erzählung darüber, wie es den Eltern eines totgeborenen Kindes ergeht.
Juriatti wählte nach über 20 Jahren, in denen er immer wieder angefangen hatte, die Biographie seines toten Sohnes zu erzählen und immer wieder seine Versuche vernichtet hatte, schießlich die Form eines Briefromans. Das Thema "Sternenkinder" ist emotional enorm aufgeladen, und gerade deshalb, so Juriatti, sei die Gefahr extrem groß, entweder in geschwätziges Beschreiben, larmoyantes Selbstmitleid oder andere Formen depressiver  "Betroffenheitslyrik" zu verfallen. Von allem gibt er leider mehr als genug. Hier aber war ein literarisches Kunstwerk zu hören, bei dem einfach immer der Ton stimmte. Der Autor erzählt dabei nicht einfach chronologisch von einem Schicksalsschlag. Die Form des Briefes macht es in diesem Fall möglich, die Balance zwischen Emotionen und Reflexionen zu finden, aus denen am Ende erst eine Geschichte wird. Nach 22 Jahren erst reichte offenbar die Distanz zu dem Drama aus, das erzählt wird. Das zeigt die Sprache.

Da stimmte jeder Satz, da war kein Wort zu viel oder zu wenig. Der Klang war immer der Situation angemessen: poetisch, zärtlich, traurig, wütend, medizinisch distanztiert oder geradezu therapeutisch beschreibend. Da war die große Liebe eines Vaters nicht einen einzigen Wimpernschlag lang peinlich. Ein Höhepunkt war eine an den alttestamentarischen Hiob erinnernde Tirade der Gottesbeschimpfung, zu der kein ungläubiger Mensch je fähig wäre. Auch Hiob klagt Gott sein Leid, aber er klagt ihn auch an dafür, dass er ein solches Un-und Übermaß an Vernichtung, Zerstörung und Schmerz bei Unschuldigen zulässt. Und doch ist dies kein lästernder, kein blasphemischer Text, sondern mündet in eine Hoffnung, die umso ehrlicher und glaubwürdiger ist, als sie keine Verletzung großer Gefühle ausspart. Nichts wird da unter den Teppich gekehrt, aber auch nichts breit getreten. Es mag ein Kunstgriff sein, aber es ist ein guter, wenn der Autor in diesem Fall sein Ringen um den treffenden Ausdruck, das jeweils passende Wort, den richtigen Tonfall thematisiert und zu einem wichtigen Teil der Geschichte macht.
Auch wenn dem einen oder anderen Zuhörer das Thema zunächst fremd vorgkommen sein mag, gelang es Juriatti doch vom ersten Satz an, einen ungeheueren Sog zu entfalten, der keinen mehr loslässt. Diese Erzählung weckt spontan Interesse und hielt die Hörer bei der Stange, wie es hoffentlich bald auch Leser in den Bann schlagen wird. Autobiographisch inspirierte, aber große literarische Prosa: Eine Erzählung von enormer sprachlicher Wucht und Feinfühligkeit ist Juriatti hier gelungen, ein wunderbares, ein rundum großartiges Buch entsteht da. Und der dramaturgisch penibel austarierte, professionelle Vortrag des Autors tut sicher das seinige dazu, um das Publikum zu fesseln. Mehr davon! Lang anhaltender Beifall zeigte, dass dieser Text "funktioniert".



Donnerstag, 26. Oktober 2017

"Stuttgart liest ein Buch" - auch die Pfarrer der City-Kirchen

Zum dritten Mal war das Festival "Stuttgart liest ein Buch" am 25. Oktober in der Hospitalkirche zu Gast. Es ist schon guter Brauch, dass auch die Pfarrer der City-Kirchen das Buch lesen bzw. darüber sprechen, um das sich in diesen Wochen alles dreht. "Nachts ist es leise in Teheran aus theologischer Sicht" hieß die Veranstaltung in dem seit März sanierten Gotteshaus beim Evangelischen Bildungstentrum. Dass auch Pfarrer lesen, ist nicht neu. Neu aber war durchaus der eine oder andere Aspekt, den sie im Gespräch zum Thema beitragen konnten. Die iranischstämmige Autorin Shida Bazyar aus Hermeskeil hat zwar, wie Astrid Braun, Geschäftsführerin des veranstaltenden Stuttgarter Schriftstellerhauses, betont, keinen autobiografischen Roman geschrieben. Doch sie hat einen exemplarischen, sehr poetischen und zugleich politischen Roman über die Flucht aus dem Iran der Ayatollahs und die Geschichten vieler Iraner in Deutschland geschrieben. Diese Vielfalt bündelt sich in vier Stimmen, die sich bei der Erzählperspektive über vier Jahrzehnte hin abwechseln. Die vier Geistlichen sprachen über jeweils eine dieser Stimmen aus ihrer Sicht.

Pfarrer Eberhard Schwarz
1979 Behsad war das Kapitel, über welches Eberhard Schwarz sprach. Der Pfarrer der Hospitalkirche fühlt sich am ehesten der Altersgruppe des Vaters Behsad zugehörig. Als in Teheran die Revolution ausbricht und der Schah verjagt wird, ist der hoch gebildete Lehrer und kommunistische Aktivist einer von denen, die einen modernen, besseren Iran wollen. Doch dann frisst die "islamische Revolution" des Ayatollah Khomeini die politische Revolution naiver Weltverbesserer. "Die Islamisten sind einfach besser im Volk vernetzt und können einen Staat organisieren". Als sein bester Freund durch den Gottesstaat verhaftet und im Gefängnis ermordet wird, beschließt Behsad mit seiner Familie die Flucht nach Deutschland. Er scheitert, rettet aber die Familie.



Pfarrer Christoph Doll
1989 Nahid setzt den Roman aus Sicht der Mutter fort. Über diese Lektüre sprach der katholische Pfarrer Christoph Doll von St. Eberhard. Die Flucht selbst, von der heimlichen Vorbereitung bis zum Ankommen bei den freundlichen, aber seltsamen Nachbarn Walter und Ulla. Da zeigt sich Integration als Aufgabe für beide Seiten. Deutschland wird als Ziel aller kulturellen Sehnsüchte entzaubert, Kontraste zeigen sich zwischen verschiedenen Werten und Denksystemen. "Was ist meine Identität?", fragt sich die gebildete und erfolgreiche Ärztin, die auch viel gut gemeinten Unsinn und zahlreiche Klischees erlebt. Wenigstens sollen die Kinder sich waschen, wenn sie Hunde gestreichelt haben.




Monika Renninger
1999 Laleh ist das Kapitel der Tochter. Daraus las Monika Renninger einen Ausschnitt über die Vorbereitungen zu einem Besuch von Mutter und Tochter bei der zahlreichen Verwandtschaft in Teheran. Die Leiterin des Evangelischen Bildungszentrums Hospitalhof hob die Rolle der Tochter hervor, die extrem zwischen zwei grundverschiedenen Welten hin- und hergerissen ist. Die Welt des fremdartigen Gottesstaates, in dem die Frauen sich vor den Blicken der Männer verhüllen müssen, und die Welt der Frauen, die sich trickreich immer mehr kleine Freiheiten ertrotzen. Teherans öffentliche Welt und die private Welt hinter der Haustür mit einer großen Liebe zu Schönheit, Kosmetik, Poesie und Musik. Dennoch: Laleh fühlt sich in Deutschland sicherer und wohler.



Matthias Vosseler
2009 Mo erzählt von Lalehs jüngerem Bruder Mo. Über dieses Kapitel aus der Sicht des "coolen Typs" sprach Pfarrer Matthias Vosseler von der Stiftskirche. Mo ist bei Facebook und Youtube aktiv, hat Freunde in der westlichen wie der islamischen Welt. Seine Kumpels in Deutschland, seine Studentenbude, seine Interessen für Musik und Politik zeigen ihn aufgeschlossen, offen. Der engagierte Demokraten nimmt an der "grünen Revolution" der Studenten gegen das erzkonservative Regime von Mahmud  Ahmadinedschad großen Anteil. Aber noch ist der Islam im Iran intolerant und fremd. So ist Religion nicht attraktiv für junge Leute mit Sehnsucht nach Freiheit.

Nach einer guten Stunde ging das Gespräch der Theologen in einen Dialog mit dem Publikum über. Natürlich hat hier niemand über einen religiösen oder antireligiösen Roman gesprochen, den Shida Bazyar mit "Nachts ist es leise in Teheran" auch nicht geschrieben hat. Doch es wurde auch gefragt, was man denn aus theologischer Sicht mitnehmen könne. "Vielleicht unsere fragmentierte Existenz, die es mit mit all ihren Brüchen anzunehmen gilt und die auch Gott annimmt", meinte Eberhard Schwarz. Die einen sahen vor allem den gescheiterten kommunistischen Revolutionär Behsad als traurige Figur, andere aber fanden ihn abgeklärt und altersweise in seinem deutschen Exil.  Religion gehört zum Leben, wenn auch nicht immer als heilende, sondern auch als verletzende Kraft. Die Mehrstimmigkeit in Shida Bazyars Roman enthält so viel Offenheit für Kommendes, so viel Humor und Wärme, dass es auch deshalb sicher gut war, an diesem Ort über ihr Buch zu sprechen.



Mittwoch, 25. Oktober 2017

Die syrische Autorin Wajiha Said bei "Stuttgart liest ein Buch"

Wajiha Said in Bad Cannstatt
Friederike Weltzien, Michael Seehoff, Wahjiha Said, Christa Lippelt
In Stuttgart Bad Cannstatt leben zu über 60 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. Da war es nur natürlich, dass die Canstatter Stadtteilbibliothek ein Buch der syrisch-kurdischen Schriftstellerin Wajiha Said vorstellte, die am 24. Oktober zum Festival "Stuttgart liest ein Buch" kam. Frau Said beschreibt ein ähnliches Schicksal wie die Protagonistin in dem Roman "Nachts ist es leise in Teheran" von der Hermeskeiler Deutsch-Iranerin Shida Bazyar. Nur ist Saids Buch kein Roman, eher eine orientalische Mischung aus Dokumentation, Lyrik, Reportage und Erzählung. In jedem Fall hat "Stuttgart liest ein Buch" mit dieser Auswahl den Horizont erweitert: Zum einen kam das aktuelle Schicksal der Kurden ins Blickfeld, zum anderen die Situation syrischer Flüchtlinge in Stuttgart. Von denen waren auch etliche gekommen, um Wajiha Said zu hören, die mit ihrer Familie sechs Länder auf der Flucht vor dem Assad-Regime durchquert hat und nun in Weinstadt lebt.
"Durchreisen" heißt denn auch ihr Buch mit Fluchterinnerungen, die auf Arabisch und Deutsch zu hören waren. Sie hat bereits 13 Bücher geschrieben, darunter eines über die Lage syrischer Frauen und eins über politische Häftlinge in ihrem Land. Nach mehreren Verhören durch den Geheimdienst Assads und Morddrohungen in ihrer nordsyrischen Heimatstadt Al-Hasaka beschloss die Familie zu fliehen. Durch den Irak ging es in die Türkei und von dort über Bulgarien, Albanien, Kroatien und Österreich nach Südwestdeutschland, wo sie Aufnahme in einer Flüchtlingsunterunft fand. Unter diesen Bedingungen zu schreiben, ist extrem - ebenso extrem wie das, was die Autorin auf der Flucht erlebt hat. Auf die Frage des Moderators Michael Seehoff, ob sie unterwegs erneut gewaltsame Übergriffe erlebt habe, antwortete die kleine Frau: "Auch während der Flucht wandert die Gewalt erst einmal mit." Die Lesung war vorbereitet von der Pfarrerin und Übersetzerin Friederike Weltzien (ganz links im Bild), und die deutsche Stimme von Wajiha Said war Christa Lippelt (ganz rechts).

Souyar (mit Saz) und Sängerin Lounar Said
Die musikalische Sprache der studierten Arabisch-Lehrerin zu hören, war auch ohne Sprachkenntnisse eine Freude. Kurdisch im Unterricht oder in der Öffentlichkeit zu sprechen ist in ihrer Heimat verboten, wie früher (und vielleicht bald wieder?) in der Türkei. Geschrieben hat sie daher immer schon auf Arabisch. Gewidmet ist ihr Buch den kurdischen Opfern der gewaltsamen Zusammenstöße in ihrer Heimatregion, für die es viel Verständnis im einst geteilten Deutschland gibt. Die Kurden leben als vierfach geteiltes Volk in Syrien, Irak, Iran und Türkei. Saids Sohn Souyar und ihre Tochter Lounar begleiteten den poetisch-politischen Abend mit kurdischen Liedern voller Heimweh und Patriotismus. Die musikalisch begabten Kinder gehen noch in BAMF-Kurse und besuchen Vorbereitungsklassen einer weiterführenden Schule. Sie lernen intensiv Deutsch wie ihre schreibende Mutter, aber das alles braucht einfach Zeit. Deutsch ist zwar die Sprache der Dichter und Denker, aber gerade darum nicht nur attraktiv für Menschen, die bleiben wollen, sondern auch sauschwer. So erleben es viele Flüchtlinge, denen auch der Autor dieser Zeilen als ehrenamtlicher Lehrer im ehemaligen Bürgerhospital begegnet. Noch ist die deutsche Übersetzung von Wajiha Saids "Durchreisen" nicht fertig. Es fehlen noch einige Kapitel, es fehlt vielleicht auch noch ein Lektorat, es fehlt vor allem noch ein deutschsprachiger Verlag. Bisher liegt das Buch auf Arabisch vor, andere Ausgaben sind geplant. Aber einen Verlag zu finden ist hierzulande schwer, und so konnte man hier ein Werk im Entstehen beobachten.

Wajiha Said mit ihrer Familie und Michael Seehoff
Wajiha Said ist mit ihrem "work in progress" dennoch schon in ganz Europa unterwegs - mit einem engagierten mündlichen Vortrag - und möglichst immer unterstützt von ihrem Mann und ihren Kindern. Die kleine Frau ist ein charmantes Energiebündel und wird ihren Weg ganz sicher machen. Alexandra Kirchner von der Stadtteilbibliothek Bad Cannstatt hat ihr auf Vermittlung von Michael Seehoff mit ihrem Team schon einmal einen warmherzigen Empfang bereitet. Interkulturelle Erfahrung hat man hier wirklich zur Genüge. Nach der Lesung konnte man sich bei Häppchen und Getränken im Gespräch noch persönlich kennen lernen und Fragen stellen. Auch das kleine Büffett hatte das ebenso freundliche wie kompetente Bibliotheks-Team passend bestückt.











Dienstag, 24. Oktober 2017

Anweisung zur "Schwarzen Legendenbildung"? Das Stuttgarter RAF - Grab

Stammheim, 17. Oktober 1977: Vor 40 Jahren fand der nie geklärte "Selbstmord" von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Karl Raspe in Stuttgart-Stammheim statt. Sie wurden damals auf persönliche Anordnung von OB Manfred Rommel (CDU) auf dem Dornhaldenfriedhof beerdigt, denn "mit dem Tod muss jede Feindschaft enden". Als wir jetzt das Grab sehen wollten, sagte man uns in der Friedhofsverwaltung, es sei nicht erlaubt, uns den Ort zu nennen. Wir haben ihn trotzdem gefunden. Das Grab ist gepflegt, aber die Schrift fast nicht mehr zu lesen. Wer ist dafür verantwortlich, solche gesetzwidrig irreführenden Anordnungen zu geben?
Erschreckend viele Menschen finden nichts dabei, in solchen Zusammenhängen, wo es um ideologische Grabenkriege geht, Fakten zu vertuschen, falsche Begriffe zu verwenden und Aufklärung zu behindern. Auch 40 Jahre danach scheint fast niemand an der Wahrheit interessiert zu sein, sondern nur daran, Feindbilder zu pflegen und Gegner "unsichtbar" zu machen. Nichts anderes tun Bilderstürmer wie die Taliban mit den Buddha-Statuen von Bamyan oder Boko Haram mit den Mausoleen von Timbuktu und der IS in Palmyra. Ich möchte mit so einem Denken nicht auf einer Stufe stehen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Für mich ist dieses Grab KEIN Kulturgut, nur eben auch weder Pilgerstätte noch No-Go-Area. Es könnte vielmehr ein Ort nachdenklicher Begegnung mit unserer Geschichte sein. Aber die Diskussion bei Facebook ist wert, sie zu dokumentieren:

Susanne Lühr Ich würde das Grab eines Herrenmenschen nie besuchen wollen, ist mir auch ziemlich egal wie es aussieht

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· 22. Oktober um 13:27
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Doris Mueller
Doris Mueller Das waren Terroristen, die Unschuldige sinnlos ermordet haben in radikaler Verblendung, genau wie die irrsinnigen Terroristen heute! Da wär mir das auch vollkommen egal. Mein Mitgefühl gilt den Opfern und da besonders noch ihren lebenden Verwandten, die meist traumatisiert sind.

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· 22. Oktober um 13:52 · Bearbeitet
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Henning Hirsch
Henning Hirsch die RAF hat sich ihre Opfer zumeist sehr genau ausgesucht. Mordete also nicht ziellos, wie es die heutigen Terroristen tun. Und ob jemand wie H.M. Schleyer mit tiefbrauner Vergangenheit unschuldig war, sei mal dahingestellt ... sie wurden gefasst, verurteilt, ihrer gerechten Strafe zugeführt, einige haben sich in Haft das Leben genommen. Weshalb also soll man, falls es einen - aus welchen Beweggründen auch immer heraus - interessiert, nicht die Gräber besuchen dürfen?

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6
· 22. Oktober um 14:19
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Doris Mueller
Doris Mueller Habe ich das etwa verboten??? Auf dem linken Terrorismus - Auge blind zu sein bedeutet leider oft auch, unschuldige Fahrer und Polizisten, etc., die dabei ums Leben kamen, die überlebenden Angehörigen sowieso gerne außer Acht zu lassen. Braunes Unrecht wird nicht durch linkes Unrecht wieder gut gemacht, und als Rechtfertigung taugts schon gar nicht! Das ist in meinen Augen mehr als unanständig. Mord bleibt Mord, egal unter welchem Vorzeichen. Meine Meinung steht dazu nach 40 Jahren wirklich fest.
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Marion Bradtmüller
Marion Bradtmüller Terroristen, egal welcher Couleur, haben für mich das Recht auf ein Gedenken verwirkt, weil sie die Menschlichkeit verlassen haben. Daher sollten ihre Körper verbrannt und die Asche in alle Winde zerstreut werden. Ich halte es da mit den Worten von H. Heine...

»Nicht gedacht soll seiner werden!«
Aus dem Mund der armen alten
Esther Wolf hört ich die Worte,
Die ich treu im Sinn behalten.
Ausgelöscht sein aus der Menschen
Angedenken hier auf Erden,
Ist die Blume der Verwünschung -
Nicht gedacht soll seiner werden!

Herz, mein Herz, ström aus die Fluten
Deiner Klagen und Beschwerden,
Doch von ihm sei nie die Rede -
Nicht gedacht soll seiner werden!

Nicht gedacht soll seiner werden,
Nicht im Liede, nicht im Buche -
Dunkler Hund im dunkeln Grabe,
Du verfaulst mit meinem Fluche!

Selbst am Auferstehungstage,
Wenn, geweckt von den Fanfaren
Der Posaunen, schlotternd wallen
Zum Gericht die Totenscharen,

Und alldort der Engel abliest
Vor den göttlichen Behörden
Alle Namen der Geladnen -
Nicht gedacht soll seiner werden!

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· 22. Oktober um 16:10
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Sigi Königsberg
Sigi Königsberg · 6 Gemeinsame Freunde
Übrigens: In der Regel werden Gräber nach 25 Jahre eingeebnet. Es gibt keinen Grund, dass dieses Terroristen-Grab überhaupt noch existiert.

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· 22. Oktober um 16:43
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Susanne Lühr
Susanne Lühr Wenn jemand das Grab von Piaf, Morrisson
oä besucht kann ich das verstehen. Aber ein Ausflug an das Grab eines selbstherrlichen
Mörders?

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5
· 22. Oktober um 17:14
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Kein Mensch hat was von einem "Recht auf Gedenken" gesagt. Aber man kann es keiner Familie und keinem Freund usw. verbieten. Genau das aber ist der indirekte (und nutzlose!) Versuch durch angeordnete Auskunftsverweigerung zu erreichen, wofür es keine gesetzliche Handhabe gibt.

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Gunhilde Herzig-Schürmann
Gunhilde Herzig-Schürmann · 2 Gemeinsame Freunde
Ein Grab besucht man, um Verstorbener zu gedenken, mit denen man sich auf irgendeine Weise verbunden fühlt. Warum soll man diesem Mörderpack, das Krieg gegen ein ganzes Land geführt hat, in irgendeiner Form gedenken!?

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· 22. Oktober um 18:01
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Horst Ruppricht
Horst Ruppricht Ich verstehe Dich Widmar.

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· 22. Oktober um 21:23
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Franziska Hauser
Franziska Hauser Mein Großvater hat zu mir gesagt "Ich habe erlebt wie Menschen sich 1933 in Wahnsinnige verwandelt haben. Nach zehn Jahren Kampf im Untergrund haben wir erkennen müssen, dass der braune Terror nur durch den roten Terror zu bekämpfen ist. Ich glaube nichtmehr an Demokratie. Aber vielleicht werdet ihr es schaffen." Das ist nur ein Zitat eines jüdischen Resistancekämpfers, bei dem sich jeder denken kann was er will.

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· Gestern um 07:44
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Thomas Wessels
Thomas Wessels Bewaffneter Kampf ist nur gerechtfertigt wenn es keine demokratische Möglichkeit zur Veränderung gibt. Bei uns kann sich jeder politisch engagieren, es gibt Parteien die so ziemlich alles mögliche vertreten. Daher ist jedweder Versuch unser System gewaltsam zu verändern, etwas undemokratisches. Und eigentlich nur Fanatiker die wissen für ihre Ziele keine Mehrheit bekommen zu können, greifen zum Mittel der Gewalt.

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Widmar Puhl
Widmar Puhl Wir wissen alle, dass bewaffneter Kampf als Mittel der Politik falsch ist. Aber Geschichtsklitterung löst das Problem auch nicht.

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Widmar Puhl
Widmar Puhl Leute, ich bin ziemlich entsetzt über so viel Unwissen. Ein Terrorist ist laut dem Erfinder des Begriffs, Bakunin, einer, der wahllos tötet und eben dadurch Angst und Schrecken (Terror) verbreitet. Wer seine Opfer gezielt aussucht, ist ein Fanatiker, Mörder oder Guerrila, ein Krimineller, meinetwegen auch eine arme verirrte Seele, aber kein Terrorist; das ist Schwarze Legende. Auf keinen Fall aber ist er ein "Herrenmensch"; das träfe eher auf Leute wie Hanns-Martin Schleyer zu. Auch Mörder haben aber manchmal eine Familie, die um die verlorene Tochter bzw. den verlorenen Sohn trauert. Da kann das Grab sehr wohl länger als 25 Jahre gepflegt sein. Und wer sich aus Interesse an Zeitgeschichte dafür interessiert, so ein Grab zu besuchen, verherrlicht oder rechtfertigt keineswegs das Geschehen oder gar die Täter von damals. Wer aber keine Informationen darüber will oder sie verfälscht, verfälscht Geschichte. Und ich finde, das geht gar nicht!!

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Thomas Wessels
Thomas Wessels Widmar Puhl in Deutschland sind zum Beispiel auch die Wege zu den Gräbern von NAZI Verbrechern nicht ausgeschildert. Dies finde ich genauso richtig wie dieses Grab von verblendeten Mördern.

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Widmar Puhl
Widmar Puhl "Ausgeschildert" hieße ja, es gäbe Hinweisschilder, um das Grab zu finden. Die gibt es nicht. Es gibt aber auch kein Recht für Politiker oder Beamte, Anweisungen zur Auskunftsverweigerung zu erlassen. Und das hat NICHTS mit Sympathie oder Antipathie zu tun, aber VIEL mit mit Irreführung.

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Alfredo Heinemann
Alfredo Heinemann Das ist wohl komplizierter als viele denken. Unser Staat scheint auch nicht ganz astrein zu sein: http://www.jurablogs.com/go/heute-vor-40-jahren-1

Rote Armee Fraktion, RAF, Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe, Irmgard Möller, Karl-Heinz…
Widmar Puhl Um Facebook zu zitieren: "Es ist kompliziert". Unser Staat ist ein Rechtsstaat, der sich weiß Gott nicht immer an die eigenen Regeln hält. NSU, NSA-Affäre oder die behördlich geduldete Entführung deutscher Staatsbürger aus Deutschland (z.B. Murat Kurnaz) durch die CIA nebst jahrelanger Haft in Guantanamo ohne Gerichtsverfahren oder die politisch gesteuerte Einäugigkeit der Justiz im Streit um Stuttgart 21 sind nur ein paar Beispiele dafür. Die Wiedervereinigung ohne Volksabstimmung (wie im Grundgesetz vorgesehen), die Einführung des Euro, die Bankenrettung 2009 oder vieles an der EU-Praxis in Brüssel wären weitere große Kapitel. Meiner Meinung nach haben wir jedoch nichts besseres. Der Rechtsstaat existiert, aber er ist in Gefahr. Dazu habe ich auch mein Buch "Die Quellen des Zorns - Gefahr für Rechtsstaat & Demokratie" geschrieben, denn da geht es um komplexe Zusammenhänge und viele längere Geschichten über berechtigten Vertrauensverlust.

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Marion Bradtmüller
Marion Bradtmüller lieber Widmar, dass du da nicht hingegangen bist um dein Knie vor diesen Verbrechern zu beugen ist mir eh klar. Aber ich bleibe bei meiner - sicherlich nicht sehr versöhnlichen - oben genannten Meinung. und für mich sind sie Terroristen, Bakunin hin, Bakunin her.
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Das ist halt leider ein irreführender Begriff. Warum reicht "fanatische Mörder" nicht? Und wer hat ein Interesse daran, Tatsachen zu vertuschen bzw. Auskünfte zu verweigern? Die beharrliche Verwendung des sachlich falschen Begriffs "Terroristen" ist schon ein schwerwiegendes Indiz dafür, dass hier von interessierter Seite eine politisch "schwarze" Legende gestrickt wird, der Tatsachen von Herzen wurscht sind: Fake News! So was ägert mich. Denn es ist schon tief in die Psyche von Millionen Menschen eingedrungen. Auch bin mit dieser Gehirnwäsche aufgewachsen.
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Herr Erdogan nennt auch jeden, der ihm nicht passt, einen "Terroristen". Hat er etwa Recht?!
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Marion Bradtmüller
Marion Bradtmüller Widmar Puhl was unterscheidet Terroristen und fanatische Mörder?
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Eure Meinung sei Euch von Herzen gegönnt. Aber doch bitte nicht mit falschen Begriffen arbeiten, oder? Das ist einfach ebenso unnötig wie ärgerlich, weil Meinungen keine Fakten sind.
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Widmar Puhl
Widmar Puhl Liebe Marion Bradtmüller , der Unterschied besteht darin, dass Terroristen wahllos töten und fanatische Mörder ihre Opfer ganz gezielt aussuchen, z.B. unter führenden Köpfen des "Kapitalismus" oder einer "zionistischen Weltverschwörung" oder whatever. Keines hat eine Rechtfertigung, aber der Unterschied ist völlig klar.
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Doris Mueller
Doris Mueller Gut. Mag sein. Aber sie haben ganz viele Unbeteiligte rücksichtslos terrorisiert. Ich denke nicht zuletzt an Mogadischu u.v.a. mehr und an die mörderischen Erpressungsversuche gegrnüber der Bundesregierung inkl. Helmut Schmidt. Ist das so, dass Bakunin die Deutungshoheit des Begriffes hat? Ist das qzer durch alle historischen Kreise aller Couleur allgemeiner Konsens? Weil, für mich spielt das respektloserweise keine große Rolle. Ich find's auch nicht entscheidend, wie man diese Schwerverbrecher nennt.

Alfredo Heinemann ... und bei uns ist ein "Terrorist" Präsident geworden: http://www.faz.net/.../jose-mujica-im-interview-die-linke... In Deutschland diktieren Sieger die Geschichte und das Volk taumelt blind hinterher.

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Marion Bradtmüller
Marion Bradtmüller Aber dieser wunderbare Mensch war doch 'nur' Guerillero.....😉
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Alfredo Heinemann
Alfredo Heinemann Wurde außerdem nicht geselbstmordet ..