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Sonntag, 22. November 2015

Michel Tabachnik und das RSO Stuttgart des SWR
Am 22.11. beim Abo-Konzert des Radiosinfonieorchesters Stuttgart des SWR: Der Schweizer Dirigent Michel Tabachnik (links) bewältigte zum Auftakt "Schreiben" von Helmut Lachenmann, der 80 wird und deshalb derzeit viel zu hören ist. Hier produzierte er Geräusche, für die Orchesterinstrumente nicht gemacht sind. Das geht mit einem Mikro in der Natur besser. Aber die Musiker haben sich brav gehalten. Im Himmel spielte dann Mozarts Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur mit Vilde Frang. Sie war nicht nur eine brillante Interpretin, sondern auch beim CD-Signieren sehr charmant und offenherzig. Schumanns Sinfonie Nr. 4 d-Moll war ein wunderbarer Ausklang.

Helmut Lachenmann
Vilde Frang




Sonntag, 15. November 2015

Die Anschläge von Paris RICHTIG diskutieren

Islamisten sind menschenverachtende, zynische Faschisten. Das zeigt sich in Paris gerade einmal mehr. Dieses Problem hat in unserer Debatte über Flüchtlinge nichts zu suchen. Je klarer das unseren Lesern wird, desto besser sind die Chancen, mörderische Fanatiker auch wirklich kompromisslos zu bekämpfen. Mit naivem Pazifismus kommen wir da leider nicht weiter. Viele müssen erst wieder lernen, was "wehrhafte Demokratie" bedeutet - und die brauchen wir jetzt. Es gibt schon Lösungsansätze, z.B. eine Geheimdienstarbeit, die sich endlich auf echte Bedrohungen (NSU, IS, NSA, TTIP) konzentriert statt auf die Bespitzelung der eigenen Bevölkerung.
Außerdem hat STERN-Chefkommentator Jörges einen sinnvollen Stufenplan vorgeschlagen: 1) Politisches Asyl, z.B. für Jesiden und von Diktaturen verfolgte Intellektuelle oder Gläubige. Das sind immer überschaubare Zahlen, daher gilt Merkels Satz, dass hier das Grundgesetz keine Obergrenze kennt.
2) Kontingente für schutzbedürftige Kriegsflüchtlinge nach der Genfer Konvention. Dazu gehört auch der Familiennachzug für Kriegsflüchtlinge, den Teile von CSU und CDU ablehnen: Wie absurd wäre es denn, Frauen und Kinder daheim Assads Fassbomben zu überlassen und hier nur die Väter oder Brüder aufzunehmen, die dann prompt einen Lagerkoller kriegen?!
3) Ein vernünftiges Einwanderungsgesetz mit legalen, aber klar geregelten Bedingungen für alle, die bei uns ein besseres Leben suchen. Ansonsten ist es absurd, dass Leute um die halbe Welt reisen, um hier als "Flüchtling" die Fürsorge anstelle anderer zu beanspruchen, die ein unbestreitbares Recht darauf haben.  Aber leider zanken sich unsere Politiker lieber und führen Wahlkämpfe, statt schnell ihre Bürokratie auf Zack zu bringen und die nötigen Gesetzesreformen durchzubringen.
Rausfliegen - und zwar schnell - müsste dagegen jeder, der massiv Gesetze bricht oder nicht respektiert, Papiere wegschmeißt, die Registrierung verweigert oder erkennbar faul in der sozialen Hängematte liegen will, also z.B. Arbeitsangebote ablehnt, Sprachkurse bzw. Integrationsunterricht und den Schulbesuch schulpflichtiger Kinder verweigert oder seine Frau und Töchter zwingt, ihr Gesicht zu verhüllen. Schade auch, dass dazu weder Frau Merkel noch Außenminister Steinmeier oder Innenminister De Maiziere klar Stellung beziehen.
Auch Merkels außenpolitischer Ansatz, das Flüchtlingsproblem dort zu bekämpfen, wo es entsteht, ist gut, aber nicht konsequent zu Ende gedacht. Es kann auf Dauer z.B. kein richtges Handeln im Falschen geben: Der Waffenhandel in Krisenregionen etwa oder "Bündnispartner" wie Saudiarabien, die mit unsren Waffen Krieg im Jemen führen und mit ihrem Geld permanent und penetrant-uneinsichtig den Wahabismus weiter exportieren, die Ursache aller islamistischen Übel. In diesem Punkt sind wir dann nicht, aber auch GAR NICHT besser als Putin, der den Diktator und Massenmörder Assad stützt, oder die islamische "Republik" Iran. Die Ursachen bekämpfen, hieße dann eben, endlich die Umgehung des Kriegswaffenkontrollgesetzes zu beenden und auch eine bisher unbekannte Kombination aus Ehrlichkeit, moralischer Konsequenz und Freundlichkeit in die Diplomatie zu bringen.
Ich habe mal gehört, wie ein Sektenführer diese Taktik als "Totschläger im Samtfutteral" beschrieb: sicher nicht angenehm, aber psychologisch höchst effektiv. Warum überlassen wir das Sektierern? Konkret: Da müssten westliche Bündnisse einfach klüger und entschlossener zugleich werden und endlich die Fähigkeit finden, Dummheiten wie die Einkreisung Russlands  durch die NATO und Völkerrechtsverstöße wie Guantanamo zu korrigieren und den Blankoscheck für jeden Rechtsbruch Israels im Umgang mit den Palästinensern zu kassieren. Außerdem fände ich es schon mittelfristig sehr viel klüger, die demokratischen Kräfte in der Türkei und deren EU-Mitgliedschaft aufrichtig zu unterstützen, statt einem Autokraten wie Recep Tayip Erdogan in den Arsch zu kriechen, damit er die türkische Schleusermafia stoppt. Die Rendite für solche Umkehr ließe sicher nicht lange auf sich warten.
Aber "Christen" wie die CSU oder die US-Republikaner torpedieren das alles noch. Da müssen wir endlich lernen, dass Widerstand gegen so ein Verhalten mit "Antiamerikanismus" nicht das Geringste zu tun hat. Es ist auch kein Antisemitismus, wenn man die undemokratische, rassistische und dopplzüngige Politik der Regierung Netaniahu kritisiert. Ebensowenig ist der Hinweis auf diktatorische, schwulenfeindliche und panslawistische Tendenzen der Putin-Regierung "russenfeindlich" oder dekadent. Klare Kante zu zeigen, wird auch an erkannt. Wer schwankt wie das Rohr im Wind, verdient keinen Respekt und wird ihn auch nicht bekommen.