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Freitag, 11. September 2015

Einfache Regeln statt sinnloser Flüchtlingsdebatten!

Zum Thema Flüchtlinge wird endlos diskutiert, wo einfach nur schnell gehandelt werden müsste. Es müssen endlich konkrete Maßnahmen her, von denen viele schnell per Dekret oder Verordnung möglich sind: Schluss mit dem Verbot für Airlines, Flüchtlinge ohne Visum mitzunehmen. Es ist unerträglich, dass ein Flug aus Damaskus oder Bagdad nur 150 Euro kostet, Flüchtlinge aber Tausende an kriminelle Schlepper zahlen, um sich auf lebensgefährliche Trecks zu machen. Airlines verlieren immer noch ihre Lizenz, wenn sie sich diesem Irrsinn nicht beugen. Grundsätzlich muss gelten: Wer keine gültigen Papiere hat, wird erkennungsdienstlich erfasst - aber SOFORT. Sonst haben wir auch den IS und arabische Kriminelle, die dortige Regimes nicht durchfüttern wollen, bald völlig unkontrolliert im Land.
Konkrete Forderung für Baden-Württemberg: Der Verfassungsschutz sollte schleunigst von der Beobachtung der Stuttgart-21-Gegner abgezogen und zur Identifikation und Überwachung schwarzer Schafe unter Flüchtlingen eingesetzt werden. Dann hätten die Beamten auch endlich einen anspruchsvollen Job, der ihr Gehalt wert ist.
Schluss mit den offenen Schengen-Grenzen für Länder, die noch gar nicht in der EU sind oder sich als Neumitglieder weigern, verbindliche Regeln und Quoten mitzutragen. Visumpflicht für den Balkan - im Verbund mit der Möglichkeit, Asylanträge bei den dortigen Botschaften zu stellen, und einem fairen, transparenten Abgebot mit klaren Bedingungen für Arbeitsmigranten. Schluss mit der idiotischen Bearbeitungsprozedur von Asylanträgen und massiv mehr Bearbeiter (lächerlich: 1000 Leute mehr für wohl eine Million neue Flüchtlinge - bei 250 000 Altanträgen, die schon auf Halde liegen!). Das geht so nicht. Für diese Einsicht reicht Grundschulwissen.
Wo bleiben die vor Wochen angekündigten "mobilen Registrierungsteams"? Mit denen gäbe es nämlich bei den Erstaufnahmestellen nicht o viele Verweigerer, die zu Freunden und Verwandten irgendwo anders wollen und jetzt anonym, ohne Papiere, Visum oder Registrierung, durch Deutschland irren. Wo bleiben einheitliche Standards in Europa bei Registrierung, Ersterfassungsunterkunft, Asylverfahren, Geld- und Sachleistungen, Krankenversorgung etc.?
Wieso maulen deutsche Politiker immer noch über ein "unnötiges" Einwanderungsgesetz und ignorieren die Tatsache, dass der Bürokratie-Moloch mit verschiedenen Zuständigkeiten, der diese irren und irre teueren (und absichtlich erzeugten, weil abschrecken sollenden) Wartezeiten verursacht, ein großer Teil des aktuellen Problems ist? Das Verfahren mus so vereinfacht werden, dass die Regeln auf einen Bierdeckel passen; dann braucht man dafür auch keine jahrelange Ausbildung. Man nehme endlich Frau Merkel beim Wort, die forderte, Deutschland müsse flexibel werden!

Donnerstag, 10. September 2015

Musikfest Stuttgart: "Wo bleibt die Barmherzigkeit?"


"Sichten auf Bach" in der Stuttgarter Stiftskirche
"Sichten auf Bach" heißen Konzerte in der gotischen Stiftskirche Stuttgart, mit denen die Internationale Bachakademie beim  Musikfest dem Publikum nicht nur herrliche Musik, sondern jeweils auch eine ganz andere Sicht auf den großen Komponisten bietet.
Diesmal war es die heimische Sicht, dargestellt von der Gächiner Kantorei, dem Bach-Collegium Stuttgart und Solisten unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann. Bedenkt man, dass diese Programme viele Monate vorher erstellt werden, dann hatte der Dirigent für den 10. September eine wahrhaft prophetische Ader, und so erhielt dieses Konzert eine höchst aktuelle Komponente. Angesichts der Flüchtlingsdramen, die Europa derzeit erschüttern, war die zentrale Kantate "Ihr, die ihr euch von Christo nennet" (BWV 164) eindringlicher als jede Predigt in ihrer Mahnung an christliches Selbstverständnis und Gewissen. Vor allem an die Verweigerer europäischer Solidarität musste denken, wer die Verse hörte:

"Ihr, die ihr euch von Christo nennet,
wo bleiben die Barmherzigkeit,
daran man Christi Glieder erkennt?
Sie ist von euch, ach, allzu weit.
Die Herzen sollten liebreich sein,
so sind sie härter als Stein".

Jeder fünfte Deutsche hat sich inzwischen in der Flüchtlingshilfe aktiv engagiert - auch in Stuttgart. Und so ist die Erinnerung daran, was denn ein "christliches Abendland" sei, wohl in erster Linie bekennenden Christen wie dem Bischof von Szeged, Viktor Orban oder diversen CSU-Granden auf den ins Gewissen geschrieben, die schon mal von einer "Invasion" des christlichen Abendlandes reden. Alle wirklich gläubigen Menschen aber richten wohl in diesen Tagen die Bitte aus dem Text dieser Kantate nach Breitkopf & Härtel, Nr. 4774, Wiesbaden 1969 an ihren Gott:

"Dass ich die wahre Christenliebe,
mein Heiland, täglich übe,
dass meines Nächsten Wehe,
er sei auch, wer er ist,
Freund oder Feind, Heid oder Christ,
mir als mein eignes Leid zu Herzen allzeit gehe!"

Ich zitiere sonst nicht aus alten Kantaten, aber diesmal muss es sein. Bach zeigt uns, wie wenig neu die Lage und die Reaktion der Menschen auf derlei ist. Musikalisch, soll aber wenigstens erwähnt sein, war auch dieses Konzert wieder ein besonderes Juwel. Musikhistorisch knifflig, dass da eine Motette und zwei Kantaten in einem Konzert zu hören waren, die nicht im gleichen Kammerton geschrieben wurden. Ohne in Einzelheiten zu gehen: Die Motette "Der Gerechte kommt um" zu Beginn, kurz, aber besonders anrührend, war eine echte Entdeckung, die noch gar keine Nummer im Bach-Werkeverezeichnis hat.
In der zentralen Kantate brachte Rademann (auf meinem Foto leider, wie bei Digenten üblich, mit dem Rücken zum Publikum und den Blick auf die Musiker gerichtet) die großartigen Solisten ins Spiel: Carolyn Sampson (Sopran), den glockenhellen Countertenor Terry Wey, den starken Tenjor Sebastian Kohlhepp und den präzise artikulierenden Bass Jochen Kupfer. Alle sangen sicher in Höhen und Tiefen, ausdrucksstark und elastisch.
Vor allem in der abschließenden Kantate "Höchsterwünschtes Freudenfest" (BWV 194), komponiert anlässlich der Einweihung einer Orgel, die einen halben Ton anders gestimmt war als Bachs damaliges Heimatinstrument, enthielt große musikalische Schwierigkeiten. Um die Anforderungen an die Sänger erträglich zu gestalten, transponierte Rademann die Partitur um eine kleine Terz tiefer. Das jedoch war wiederum für die Instrumentalisten eine spezielle Herausforderung. Denn es sollte ja alles noch so klingen wie bei Bach. Weil aber keiner der Anwesenden Bach noch im Original gehört hat, hat auch niemand gemerkt, falls denn je etwas schief rüberkam. Geklungen hat´s jedenfalls wunderbar. Noch mehr lang anhaltender Applaus wäre in einem Gotteshaus gar nicht mehr würdig gewesen. Johann Sebastian Bach kann den Menschen auch nach 300 Jahren ans Herz greifen. Besser kann man eine Mittagspause nicht verbringen.




Sonntag, 6. September 2015

Fest der Freundschaft mit Mozarts "Idomeneo" in Stuttgart


Rappelvoll war die Stuttgarter Liederhalle am 5. September zur Eröffnung des Musikfestes mit der konzertanten Aufführung der Mozart-Oper "Idomeneo" durch die Bachakademie. Dirigent und Akademieleiter Hans-Christoph Rademann hatte mit dieser Oper ein Musikdrama über Liebe, Freundschaft, Götterfurcht und Menschenglück gewählt, dass ihm "wie ein Gebirge" erscheint". Wer die Partitur einmal gesehen hat, die so dick ist wie ein  Weltatlas, wird das verstehen. Kaum ein Musikwerk hat so viele verschiedene Stile, Strömungen, Schwierigkeiten und Besonderheiten in sich vereint wie diese Oper am Übergang von der alten barocken Opera Seria zur Belcanto-Oper des Sturm und Drang unter dem Einfluss des lyrischen Dramas aus Frankreich. Es sollte zum diesjährigen Festival-Thema "Freundschaft" passen, das durch die aktulle politische Weltlage besondere Brisanz erhält. Mit Verdi´s "Don Carlos" wäre es vermutlich klarer und auch etwas einfacher geworden. Aber Rademann liebt die Herausforderung.
Für die Gächinger Kantorei waren die vielen Chornummern natürlich ein gefundenes Fressen, und das eher kammermusikalisch geprägte Bach-Collegium Stuttgart spielte, als ob es im Orchestergraben eines Opernhauses zu Hause wäre. Ist es aber nicht. Die Abstimmung mit den Solisten erfordert ein ganz neues Maß an Rücksicht als die ehger statisch angelegten Oraorien, das der Dresener Chorspezialist Rademann in seinem großartigen dialogischen Probenstil ebenfalls glänzend bewältigt hat: Bergbesteigung gelungen.
Eine zusätzliche Herausforderung war die kurzfristige Umbesetzung des Idamante: für die Hosenrolle des Königssohnes war Mezzo Jenny Carlstedt für die erkrankte Sophie Marilley eingesprungen und nahm diese Hürde mit Bravour. Wunderbare Duette mit Anna Lucia Richter (Ilia) und schöne Ensemblenummern mit den  anderen Solisten waren der Lohn. Lother Odinius in der Titelrolle des kretischen Königs Idomeneo war großartig und zeigte einmal mehr, warum er zu den gefragtesten Tenören der Welt gehört. Großartig auch in ihren furiosen Eifersuchts-Arien: die Frankfurter Sopranistin Marlis Petersen als ebenso stimmsichere wie ausdrucksstarke, temperamentvolle Prinzessin Elettra und Gegenspielerin der trojanischen Gefangenen Ilia, der Geliebten Idamantes. Ihre Auftritte sind jedes Mal Leidenschaft pur: ein Teufelsweib! Selbst die relativ kleine Rolle des königlichen Ratgebers Arbace war mit dem US-Tenor Kenneth Tarver brillant besetzt.

Dafür, dass Mozart die damals üblichen Längen und Wiederholungen der Opera Seria noch nicht ganz abgeschüttelt hatte wie später in "Cosi fan tutte" oder "La nozze de Figaro", kann eine Aufführung nichts, die von SWR2 (aufzeichnung) und Deutschlandradio (live) mitgeschnitten wurde. Der Rest ist Musikgeschichte. Das Publikum trug´s mit Fassung und Geduld, die mit einem Fest der Stimmen belohnt wurde. Am Ende gab´s lautstarke Bravos und lang anhaltenden, begeisterten Applaus.