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Montag, 15. September 2014

Ein Großer Strauss-Abend mit den Münchner Philharmonikern

Dirigent Semyon Bychkov und die Münchner Philharmoniker
Um es gleich zu sagen: Es war ein großartiger Abend zum 150. Geburtstag von Richard Strauss beim Musikfest Stuttgart. Das Konzert der Münchner Philharmoniker am 13. September in der Stuttgarter Liederhalle war dem großen Dirigenten Lorin Maazel gewidmet, der als Chefdirigent dieses Orchester bis zu seinem Tod am 13. Juli leitete. Man durfte skeptisch sein, ob Symyon Bychkov ihn auch nur annähernd würde ersetzen können. Aber dieser Mann, den in Deutschland fast noch niemand kennt, war des Großen würdig: Kein nervöses Gefuchtel wie bei dem Putin-Freund Valery Gergijv, den das Münchner Publikum als nächsten wird begrüßen müssen, sondern eine sensible, ruhig schwingende und an den richtigen Stellen doch energische Führung des Taktstocks und der zurückhaltende, aber gezielte Einsatz der linken Hand charakterisieren den Stil dieses Dirigenten. Er stammt zwar auch aus St. Petersburg, wanderte aber 1975 in die USA aus, bevor er Chefdirigent des Orchestre de Paris und der Staatsoper Dresden wurde. Diesen Mann arbeiten zu sehen, war ein Erlebnis.
Das Orchester spielte durch die Bank virtuos, ja brillant. Die Tondichtung "Don Juan", das Hornkonzert Nr. 2 und die musikalische Autobiographie "Ein Heldenleben" markieren entscheidende Entwicklungsstadien des Komponisten, der sich zwar 1934 als Präsident der "Reichsmusikkammer" mit den Nazis eingelassen hatte, aber zwei Jahre später zurücktreten musste, weil er sich für seinen Librettisten Stefan Zweig eingesetzt hatte. Hier zeigt sich ein Strauss der großen Orchestrierung und der weit ausholenden Melodiebögen, der mit seinen Tondichtungen einen neuen Realismus der Musik geschaffen hat: Wohlklang, wie man ihn manchmal einfach braucht.
 
Hornist Jörg Brückner (links) und die Münchner Philharmoniker
Ein besonderer Höhepunkt war das durchaus nostalgische Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur, das aber mit seinen reinen Melismen und großartigen Stakkato-Kaskaden kein bisschen verstaubt daherkam. Der Vater des Komponisten war einer der größten Hornvirtuosen seiner Zeit, und die Ansprüche des Sohnes daher gewaltig - auch was das technische Können des Solisten angeht. Jörg Brückner, der Solo-Hornist der Münchner Philharmoniker, war diesem Anspruch mehr als gewachsen. Mal weich und fließend, mal kraftvoll, immer aber präzise bis aufs i-Tüpfelchen, schien Brückner gar nicht atmen zu müssen. Einzig das breite Lächeln nach dem letzten Ton verriet die Freude des Musikers über ein durch und durch gelungendes Konzert. Das Publikum dankte es ihm mit viel Beifall und verdienten Bravos.
Da war das heldisch wabernde Wagnern im "Heldenleben" erträglich, weil in Leichtigkeit aufgehoben von von gar zu viel Eitelkeit ganz befreit. Man lasse die Beschreibungen und Programmhefte weg und genieße nur einfach diese Musik: Wunderbar!