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Sonntag, 21. Dezember 2008

Sehr orientalisch, sehr deutsch, brandktuell

SWR2 Buchkritik:

Rafik Schami: "Das Geheimnis des Kalligraphen", Roman. Hanser Verlag, München, 459 S., 24.90 €

„Das Geheimnis des Kalligraphen“, der neue Roman des in Deutschland lebenden und deutsch schreibenden Syrers Rafik Schami, beginnt mit einem Gerücht: Nura, die schöne Frau des angesehenen und wohlhabenden Kalligraphen Hamid Farsi, sei geflüchtet. Und wie sich der Anfang dieser Geschichte an einem frühen Morgen in Damaskus entwickelt, das ist auch eine Stilfrage. Da enztwickeln sich Bilder im Kopf des Lesers:

"Als die Apotheker, Uhrmacher und Antiquitätenhändler gemächlich ihre Läden aufschlossen, ohne besondere Geschäfte zu erwarten, hatte das Gerücht das Osttor erreicht, und weil es bis dahin zu einem gewaltigen Gebilde angewachsen war, passte es nicht durch das Tor. Es prallte auf den steinernen Bogen und zerplatzte in tausendundeinen Fetzen, die lichtscheu wie Ratten durch die Gassen huschten und die Häuser aufsuchten."

Wie alle guten orientalischen Erzähler kommt Rafik Schami auch in seinem Roman „Das Geheimnis des Kalligraphen“ vom Hölzchen aufs Stöcken, und ich weiß kaum, was mir lieber ist: die Hölzchen oder die Stöckchen. Schami erzählt vom Scheitern einer Ehe und vom Entstehen einer Liebe im Damaskus des Jahres 1956. Außerdem erzählt er die Geschichte der arabischen Kalligraphie in Umrissen. Jeder dieser drei Erzählstränge ist explosiv, weil Hamid Farsi nicht irgendwer ist, sondern ein Genie in seinem Fach. Er hat Freunde und Feinde in den höchsten Kreisen der Islamgelehrten und der Politik, wo sich Geheimbünde von Fundamentalisten und Aufklärern bis aufs Messer bekämpfen. Hinzu kommt, dass er nichts von Frauen versteht und seine schöne Nura bald nach der Hochzeit zur Haushälterin degradiert. Als sie sich in einen anderen Mann verliebt, ist es ausgerechnet Sal-man, der christliche Lehrling ihres Mannes. Auch das kann eigentlich nicht gut gehen.

Gefahr würzt manche Liebesgeschichte ebenso wie das sonst eher langweilige Leben vieler Künstler und Aufklärer. Einem von ihnen, dem 888 in Bagdad geborenen Kal-ligraphen Ibn Muqla, ist dieser Roman gewidmet. "Den größten Architekten der Buchstaben und seines Unglücks" nennt Rafik Schami diesen Mann, der das arabische Alphabet reformieren wollte. Sein Lohn waren Verleumdung, Verstümmelung, Enteignung und Gefängnis. Noch heute ist Fanatikern nicht nur der Koran als göttliche Offenbarung heilig, sondern auch die Schrift, die ihn festhält. Ihnen gilt schon der Gedanke an eine Veränderung der Schrift als Todsünde. Deshalb macht Hamid Farsi ähnliche Erfahrungen wie sein historisches Vorbild, als er vergleichbare Pläne entwickelt.

In 42 Kapiteln erzählt der Autor die Geschichten des Liebespaares Nura und Salman sowie in 14 weiteren die des Kalligraphen. Der Leser sieht sie aufwachsen, lernt ihre Familien kennen, ihre Freunde und ihre Feinde. Und er schmunzelt über Nassri Abbani, den reichen Taugenichts und größten Schützenjäger von Damaskus:

"Er hatte vier Frauen in vier Häusern, zeugte pro Jahr vier Kinder und ernährte dazu drei Huren der Stadt… Seine jüngste Frau, die sechzehnjährige Almas, soll einmal gesagt haben: "Nassri kann kein Loch sehen, ohne sein Ding hineinzustecken. Mich würde es nicht wundern, wenn er eines Tages nach Hause kommt und an seinem Stock ein Bienenvolk hängt"."

Der Gockel Nassri ist die Quelle erheblicher Verwicklungen: Aus reiner Eitelkeit wird er zum größten Sponsor von Hamids Kalligraphenschule, die den Zorn religiöser Fanatiker erregt. Ohne zu wissen, dass sie Hamids Frau ist, verliebt er sich in Nura, und zahlt Hamid ein Vermögen für ganz tolle Liebesbriefe. Als der dahinter kommt, bringt er Nassri um.

Dieser sexbesessene Nassri wirkt wie eine Art Katalysa-tor für alle möglichen Schwächen der Gesellschaft. Er verkörpert sie, er zieht sie an, durch ihn zeigen sie ihre ganze Lächerlichkeit. Natürlich werden seine Eskapaden und sein Schicksal Stadtgespräch: in Damenkränzchen ebenso wie in Werkstätten und Cafés, Büros und Läden, bei den Hochmögenden und bei den Armen. Rafik Schami erzählt sinnlich, bildhaft und spannend. Oft bricht sich eine der größeren Geschichten in einer kleinen, manchmal winzigen, wie Licht in Spiegelscherben.

Der Roman ist auf deutsch geschrieben, aber ganz und gar syrisch: der Ort, die Charaktere, die Handlung, bis hin zu Brautverhandlungen und Hochzeitsritualen. Der Autor nimmt den Leser mit ins Damaskus seiner Jugend, eine Stadt voll Aberglauben und Grausamkeit, aber auch voll Schönheit, Fröhlichkeit und einer religiösen Toleranz, die schon zu bröckeln beginnt. Ein Buch über Männer und Frauen im Orient, über Weisheit und Dummheit, Liebe und Kunst, das keinem Problem aus dem Weg geht und wunderbar leicht erzählt ist.

Ein großer Roman

SWR2 Buchkritik:
Rafael Chirbes: "Krematorium". Roman, Verlag Antje Kunstmann, München, 430 S., 22 €

Keiner der Romane von Rafael Chirbes hat eine Handlung im herkömmlichen Sinn. Auch „Krematorium“ nicht. In diesem Roman zeichnet der Autor 30 Jahre nach dem Ende der Franco-Diktatur ein düsteres Bild seiner Generation. In den wenigen Stunden zwischen dem Tod des Ökobauern Matías und der Trauerfeier bilden die Hinterbliebenen einen Chor widersprüchlicher Erinnerungen und Abrechnungen: 13 Kapitel ohne Absätze, sechs verschiedene Perspektiven.

Arena für diesen Showdown der Lebensbilanzen ist Misent – ein Dorf bei Alicante, ähnlich dem Dorf, in dem der Autor geboren wurde und ähnlich dem, in dem er heute lebt. Durch den Massentourismus verschandelt, sind diese „Urbanisationen“ zugleich Symbol des spanischen Wirtschaftswunders und des Preises, den die Menschen dafür zahlen. Das Buch erzählt daher weniger von Massentourismus oder Umweltsünden als vom Verlust des Glaubens und der Zerstörung der Seelen.
Hauptfigur ist der 73jährige Baulöwe Rubén Bertomeu, der ältere Bruder von Matías, groß geworden durch Immobilienspekulation und Mafiamethoden. Dieser Rubén ist ein fleischgewordenes Ausrufezeichen des Sozialdarwinismus ohne jedes Unrechtsbewusstsein. Der frühere Sozialist hat, enttäuscht von der Demokratie, das Geld über alles gesetzt, für ihn das einzige Tor zur Freiheit:

"Das Geld gilt immer mehr als die Ideen, weil es sie in seinen Dienst stellen kann."

Doch wo Chirbes ihn als Kunst- und Bildungsreisenden oder Gourmet schildert, wird sogar dieser Kerl sympathisch in seiner Beredsamkeit und bauernschlauen Lebenserfahrung. Schon in dem Roman „Alte Freunde“ beschrieb Chirbes so einen Typ, der ganz prima erklären konnte, wieso er irgendwann zum Immobilienhai werden „musste“. Und doch zeigt Rubén echte Gefühle:

"An Mónica geschmiegt einschlafen, meine Beine zwischen den ihren, Fleisch an Fleisch, Fleisch gegen den Tod, Wärme gegen den Tod und seine Gespenster. Die Worte des Arztes klingen wieder in meinem Schädel: Er ist klinisch tot, und auf einmal bin ich gerührt. Der Blick verschwimmt, und ich fange an zu weinen. Ich heule im Auto und kann kaum den Verkehr zu meiner Linken wahrnehmen."

Chirbes verurteilt keine seiner Figuren; die entlarven sich vielmehr selbst. Während Rubén auf dem Weg von der Klinik zur Trauerhalle im Stau steckt, steht seine junge Frau Mónica vor dem Badezimmerspiegel. Was noch niemand weiß: sie ist schwanger. In ihre Gedanken über Fitness und Schönheit als Invesitionsgut mischen sich schadenfrohe Kalkulationen über die Veränderung der familiären Vermögensverhältnisse durch einen männlichen Erben für Rubén. Die Nachricht will sie auf der Trauerfeier verbreiten.

Dann Federico Brouard: Der einst erfolgreiche Schriftsteller und Jugendfreund von Rubén versinkt in Suff und Selbstmitleid. Erst kürzlich hat er Rubén sein Grundstück verkauft, weil er von seinen Büchern nicht mehr leben konnte. Er verehrte Matías, weil der soziale Gerechtigkeit, Umweltbewusstsein und Kultur zu verbinden suchte. Doch der Verstorbene entpuppt sich als einstiger Möchtegern-Stalinist und seine ganze Öko-Masche als Flucht vor der Realität.

Auch Rubéns heftigste Kritikerin, seine Tochter Silvia, nimmt sein Geld und hat ihre Kinder zu kalten Materialisten erzogen. Ähnlich schlecht wie Rubéns Ex-Freund Brouard, seine Enkel oder Silvia kommt seine steinalte Mutter weg: Deren Lebensinhalt ist es, anderen das Leben schwer zu machen, ihre einzige Äußerungsform ein „imperatives Krächzen“.

Chirbes untermauert diese Autopsie der Gesellschaft mit zahllosen Zitaten und Anspielungen aus Literatur, Musik, Kunst und Philosophie. Gleichsam noch am Seziertisch feiert Chirbes die großen Leistungen europäischer Kultur. Der moralische Verfall ist umfassend. Ein beklemmender Existenzialismus macht sich breit: Im Tod wie im Leben ist jeder allein, es gibt keine echte Gemeinschaft. Doch inmitten dieses Requiems halten sich hartnäckig Anzeichen für Lebensfreude und eine reinigende Kraft der Trauer: einfühlsame Anteilnahme, eine unverwüstliche Sinnlichkeit, eine menschliche Nähe, die niemals Anbiederung wird.

Mit diesem Roman lässt Chirbes sein bisheriges Generalthema Franco hinter sich und ist endgültig in Europa angekommen. Seine großartigen inneren Monologe beschwören etwas, das uns alle angeht: das Scheitern großer Ideale, die Korruption der Hirne und Herzen. Er tut das vielstimmig – zornig und traurig, mal brutal und mal sehnsüchtig, manchmal auch ausgesprochen witzig.

Montag, 8. Dezember 2008

Mit dem SWR2 RadioClub zu den ARD Hörspieltagen

Am Freitag, den 7. November fuhren 30 Leserinnen und Leser der "Heilbronner Stimme" mit einem SWR2-Sonderbus zu den ARD Hörspieltagen im ZKM Karlsruhe. Ich hatte das Vergnügen, die Gewinner eines Gewinnspiels der Zeitung für den SWR2 RadioClub zu begleiten. Das war eine neue Zusammenarbeit zwischen Zeitung und Kulturradio, und Medienredakteur Marcel Auermann bestätigte meine Einschätzung: Sie hat sich für alle Beteiligten gelohnt. Kulturnetzwerke müssen die Grenzen zwischen den Medien überwinden, damit das Publikum nicht länger unter einer Konkurrenz leidet, die ohnehin immer nur in Bezug auf Anzeigenkunden Bestand hatte. Die Journalisten verstehen sich längst prächtig, die Kulturinteressenten auch - ganz gleich, ob nun als Leser oder als Hörer.
Nach der Abfahrt im Hof der "Heilbronner Stimme" nahmen wir zwei Redakteure die Teilnehmer in Empfang und verteiten Taschen mit Programminformationen, einer Hörspiel-CD des SWR und Broschüren über Hörspielproduktion und den SWR2 RadioClub. Im ZKM angekommen, wurde die Gruppe von SWR2-Hörspielchef Ekkehard Skoruppa begrüßt und bei Sekt, Kaffee und Kuchen eingestimmt. Es folgte eine Führung durch das ZKM-Museum und die Ausstellung "YOU_ser" im Medienmuseum, wo die multimediale Entwicklung der Kunst im Technologiezeitalter mit schönen Beispielen zu sehen ist.
Nach einer Pause zum Abendessen begann um 19 Uhr die Vorführung des Hörpiels "Das Wunderwerk oder The RE-Mohammed-TY-Show" von Christian Lollike, dem SWR2-Festivalbeitrag, mit anschließender Jurydiskussion. Der dänische Dekonstruktivist und Theatermann Lollike nahm einen umstrittenen Kommentar des Komponisten zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zum Anlass seiner Collage aus Reflexionen und Medienzitaten. Stockhausen hatte gesagt: "Was da geschehen ist, ist - jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen - das größte Kunstwerk, das es je gegeben hat." Nun, sein Stück wars jedenfalls nicht, fanden die Zuhörer im Gleichklang mit der Jury. Die urteilte, der Autor sei selbst dem Problem in die Falle gegangen, das er kritisiere, der Schlagzeilengier mit unerträglichen Gewaltszenen nämlich: Gut gemacht, aber inhaltlich und dramaturgisch angreifbar, witzig und temporeich, doch geschmacklos und ohne eigenen Standort. Letztlich ein medienkritischer Versuch, der genauso daneben ging wie der unpassende Satz, der ihn auslöste.
Um 21 Uhr begann die Live-Radioshow "Das Magische Auge". Axel Naumer moderierte die musikalisch-kabarettistische Revue durch die Geschichte des Radios mit Songs von Robert Kreis, Kabarett von Jürgen Busse & Friends und einem etwas albernen, aber unterhaltsamen Live-Hörspiel in Etappen. Das war ein versöhnlicher Ausklang, und um Mitternacht waren die Heilbronner Ausflügler allesamt zufrieden und gut gelaunbt wieder zu Hause. Zwischendurch im Bus und im ZKM immer wieder: Gespräche mit den "Redakteuren zum Anfassen", Fragen zum Kulturradio und zum RadioClub, Hörspiel-Diskussionen und Kulturpolitik auf basisdemokratischer Ebene. Feine Sache, sollte man öfter machen. Wollen wir auch.

Samstag, 1. November 2008

Neue Gedichte von Karl Lubomirski

Karl Lubomirski hat wieder einen neuen Lyrikband herausgebracht: RAUMFREMDE, 38 Seiten, erschienen bei der Edition Thurnhof in Tirol (Österreich) ist eine bibliophile Edition mit stimmungsvollen Offset-Farblithographien von Wilbeth Neubarth. Bestellen kann man das Büchlein über toni.kurz@thurnhof.at, und weitere Informationen gibt es im Internet unter www.thurnhof.at.

Eigentlich kann ich ja mit abstrakten Grafiken nicht viel anfangen, aber diese Farblithos von Neubarth haben eine unauffällig Eleganz, die sehr gut zu den Gedichten von Lubomirski passt. Davon nur eine kurze Probe:

Der Kiesel am Weg
so rund
vom Erzählen.
Und niemand
hört zu.


Da ist die Haiku-verwandte Kürze, die sprachliche Verdichtung und Verknappung in philosophischen Sentenzen von großer schlichter Schönheit. In der Tat: 400 Exemplare Auflage, wer hört dem Dichter noch zu? Und doch wird das hier leichter, denn der Leser kann schauen. Es ist eine Anschauung nicht wie im primitiven Comic, sondern eher wie in alten Fresken romanischer Kirchen, die sich auch nicht bloß an die Analphabeten richteten. Auch der Gebildete hatte (und hat) in ihnen einen kostbaren Anstoß zur Meditation.
Lubomirskis Gedichte sind weltliche Gebete, getragen von einer skeptischen Transzendenz. Da ist einer gläubig, obwohl er längst seinen Glauben verloren hat. Denn er liebt noch. Da ist einer auf eigene Beine zu stehen gekommen und hängt nicht mehr am Faden der großen Puppenspieler, aber er spielt das Spiel noch - und wie souverän - es ist eine Lust!
Nicht nur die Texte sind so, auch die Graphiken. Das ist eine gemeinsame Arbeit im besten Sinne des Wortes, die zum Nachdenken anregt, kleine Fröhlichkeiten und eine große Melancholie über den Zustand der Welt ausbreitet, und dann, bevor man traurig wird, weil schon alles wieder vorbei ist: husch husch, ab ins Bettchen, sprich: ins Bücherregal.
Und weil der Advent naht, zum Abschied noch eins dieser Gedichte:

Mein Weihnachtsbaum

Er steht ein wenig schief,
ist eigentlich ein Ölbaum.
Ich habe ich selbst gepflanzt,.
Und wenn im Winter
alle Vögel schweigen,
trägt mir aus seinen Zweigen
ein Rotkehlchen,
das meine Mutter war,
das Weihnachtslied
ins leere Haus.

Montag, 27. Oktober 2008

Ein Ort für Gedichte und Christine Koschel

In Heft 28 des ZIFFERBLATT, wie die "Hauszeitschrift" des PEN-Clubs Liechtenstein heißt, kann man Gedichte von Christine Koschel lesen, die von Oktober 2007 bis Juni 2008 als Heinrich-Ellermann-Stipendiation in Vaduz lebte und schrieb. Der Verleger Heinrich Ellermann gehörte 1978 zu den Gründungsmitgliedern des PEN-Club Liechtenstein, und nach seinem Tod richtete die Tochter dieses Stipendium ein. Es gibt älteren Autorinnen und Autoren die Chance, noch einmal ohne alltägliche Sorgen schriftstellerisch zu arbeiten und auch PR in eigener Sache zu machen - mit professioneller Unterstützung der Kollegen.
In Zeiten des Jugendwahns denken alle, solche Förderung hätten nur junge Talente nötig. Ältere werden gern vergessen. Nicht so in Liechtenstein. Es gibt ja auch Profis, die noch nie einen Preis oder ein Stipendium bekommen haben und seit Jahrzehnten tapfer vor sich hin leiden, weil die Verwaltung des Mangels ihren angeblich so kreativen Alltag bestimmt. So eine ist die Übersetzerin Christine Koschel, deren poetisches Debüt 1961 bei Ellermann erschien. Seitdem war Funkstille, und so gibt Ellermann ihr Posthum eine zweite Chance. Sie dankte es ihm mit Texten, die man im ZIFFERBLATT 28 nachlesen kann. Leider hindert nmich eine böse Programtechnik am Zitieren.


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Einsiedlerisch lebte die Koschel neun Monate auf dem Berg und gebar Gedichte. Sie lernte wohl auch wieder durchzuatmen in der Natur, die ihr hier näher kommen konnte als in der Metropole Rom, wo die ehemalige Vertraute und Kennerin von Ingeborg Bachmann seit vielen Jahren lebt. Sie stellte sich in Lesungen einer nicht unkritischen, aber interessierten Öffentlichkeit. Sie trat ins Offene, zuletzt bei den 9. Liechtensteiner Literaturtagen. Sie ist wieder da.

--> Dieses Niemands-Land ist ihr ureigenstes. Es ist übrigens, auch wenn das vielleicht den Fürsten ärgert, in gewisser Weise auch Liechtenstein. Dieses Land im Inneren der Seele kann niemand je besitzen oder gar regieren. Es bietet sich nur dem Geduldigen als Wonsitz an. Christine Koschel hatte diese Geduld und fand Worte dafür.

Lyriker tragen mehr offenen Wunden auf ihren Seelen mit sich herum als Skifahrer oder Unternehmer. Dafür zeigen sie uns auch Dinge, die wir von lauten, selbstzufriedenen Vertretern von Macht und Geld nicht zu erwarten haben: Dinge der Erinnerung, Namen für unbenannte Gefühle und Eindrücke. Hier können sie benannt werden, in diesen Zeilen finden sie ihren Ort und bleibende Ruhestätte.


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Kampfplatz Liechtenstein - ein Zitat

Ganz normaler Wahnsinn, der für sich spricht:

Hintergrund-Information von der Homepage der "Hans Raab Stiftung Unternehmensethik und soziale Verantwortung" (www.hans-raab-stiftung.de)

Die Stiftung für Unternehmensethik und soziale Verantwortung stellt sich vor:

Stifter Hans Raab
Die gemeinnützige nach Liechtensteiner Recht errichtete Stiftung verfolgt u.a. die Zielsetzung, Bürger und Unternehmer publizistisch, gutachterlich und durch Beratung zu unterstützen. Weiter will sie durch Bildung eines Unterstützungsfonds zur Führung von Rechtsverfahren gegen zu Unrecht von Steuern und anderen staatlichen Maßnahmen betroffene Unternehmer und gegen das selbstherrliche Gebaren der Finanzbehörden und anderer staatlicher Stellen helfen. Die Stiftung verfolgt den Zweck, das freie Unternehmertum zu fördern, ebenso eine Unternehmensethik, die ihrer sozialen Verantwortung gerecht wird. Es stimmt uns bedenklich, wenn erfolgreichen Unternehmern in Deutschland, die schließlich Insolvenz anmelden mussten, vorgeworfen wird, sie hätten zu lange am Produktionsstandort Deutschland festgehalten – wie im Fall Steilmann (vgl. die Darstellung dieses und weiterer Fälle bei Gabor Steingart, Deutschland Der Abstieg eines Superstars, 8. Auflage 2004, Seite 81, 79ff.). Es kommt der Stiftung darauf an, im Bereich der Steuern, eine Politik herbeizuführen, die nicht darauf abzielt, das Vermögen des Unternehmens und das Vermögen des Unternehmers in seiner Substanz – also ruinös – durch ein extremes Übermaß zu belasten. Im Rahmen des europäischen Binnenmarktes, der neben den 25 Mitgliedstaaten auch aus den Mitgliedern der EFTA und des EWR besteht, behindern z.B. die Regelungen des Deutschen Außensteuergesetzes (z.B. §§ 1, 16 AStG iVm. § 160 AO, § 90 II AO, § 42 AO) verfassungs- und europarrechtswidrig die Waren- und Dienstleistungsfreiheit zu Ländern wie Liechtenstein, Schweiz, Slowakei etc. Uns liegen weiter Berichte Deutscher Unternehmen darüber vor, wie aufgrund der fraglichen Handhabung der Insolvenzordnung durch einzelne Richter und Insolvenzverwalter, Unternehmen ruiniert und die Untermnehmerfreiheit einschränken wird, anstatt diese darin zu unterstützen, die Unternehmen fortzuführen. Diese Möglichkeit sieht die 1991 neu eingeführte Insolvenzordnung ausdrücklich vor. Wir sammeln diese und andere Fälle der Behinderung der Unternehmerischen Freiheit in Deutschland und bitten hier um ihre Mithilfe.
In vielen Fällen wird dem Unternehmen bzw. dem Unternehmer seine nach Artikel 14 GG geschützte Freiheit genommen, das Unternehmen als Gebrauch des Eigentums so zu führen, wie er es für die Führung seines Unternehmens z. B. zur Motivation für sinnvoll erachtet. Dabei steht es dem Unternehmer im Rahmen seiner unternehmerischen Freiheit ausdrücklich frei auch Aspekte zu berücksichtigen, die nicht betriebswirtschaftlich gerechtfertigt sind wie z. B. soziale Erwägungen, Aufbau für spätere Generationen etc. Diese Entscheidungsfreiheit ist der Kernbereich unternehmerischer Freiheit, der neben Artikel 12 GG insbesondere in Artikel 14 GG geschützt ist. In Artikel 14 II GG heißt es:
„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Das bedeutet, dass das Allgemeinwohl am Eigentum lediglich partizipiert, so z. B. am Gehalt zu gleichen Teilen (Halbteilungsgrundsatz). Sozialpflichtigkeit des Eigentums berechtigt aber gerade nicht, die Führung des Unternehmens staatlicherseits zu bestimmen. Dies geschieht jedoch zunehmend.
Aufgrund der durch Artikel 2 I GG geschützten Privatheit der Lebensverhältnisse und der Unternehmerfreiheit in Artikel 14 GG steht es jedem Unternehmer frei, solange er die Rechte Dritter nicht verletzt, so zu handeln und entsprechende Verträge abzuschließen, wie er es will. Dies führt selbstverständlich nicht dazu, dass die Verträge nichtig oder steuerlich zu sanktionieren wären, was jedoch ebenfalls immer wieder geschieht.
Sozialpflichtigkeit, die zwar aber auch nur zur gleichen Teilhabe des Allgemeinwohls am Erlangten berechtigt, ermächtigt den Staat nicht, darüber hinaus in die Führung eines Unternehmens hineinzuregieren.
Die Behinderung dieser Freiheit ist oft auch mit sozialer Verarmung verbunden. Wir nehmen die soziale Verantwortung ernst, wonach das Wohl der Allgemeinheit am Erfolg des Unternehmens teilhaben soll. Dieses Wohl ist jedoch nicht gleichzusetzen mit den Interessen der Politiker. Es geht vielmehr um das Gemeinwohl aller.
In dieser verfassungs- und europarechtlich garantierten Freiheit sieht die Stiftung auch im historischen Rückblick die Möglichkeit der Entwicklung zu einem freiheitlichen und friedlichen Europa, in dem die Eigenständigkeit gewahrt bleibt. Gerade das persönliche Engagement führt zum Gemeinwohl. Leider wird es in Deutschland immer wieder behindert. Dadurch verlieren wir zugleich die Möglichkeit unsere Verhältnisse selbst zu gestalten und damit soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten. In diesem Sinne wollen wir Öffentlichkeit herstellen, beratend helfen und Kontakte für Beratung und Austausch organisieren.

Wieder mal Liechtenstein

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben - immer wieder. Schon voriges Jahr tagte der PEN im Hotel Dux (lateinisch "Führer", ähäm), aber ich kam bei einem Spaziergang mit Freunden nicht aus dem Wald. So blieb mir die nähere Umgebung verborgen. Dabei hat auch die einigen Erkenntniswert. So etwa liegt in Liechtenstein (Schaan, Ortsteil Dux) die "Hans Raab Stiftung Unternehmensethik". Schön gell?
Der Stifter ist ein deutscher Steuerflüchtling, der seine unternehmerischen Qualitäten jetzt ins Fürstentum verlegt hat. Sein neuester Hit und angeblich ein Milliardengeschäft: eine Fischzucht mit der genetischen Neuheit "Mäander", einer patentierten Kreuzung aus Wels und was weiß ich. Man kann sogar Würstchen draus machen. Der Hunger in der Welt ist besiegt - jedenfalls in der Familie Hans Raab.

Bei einem Spaziergang am frühen Morgen, wenn die Sonne scheint und die Welt noch in Ordnung ist, zeigt sich auch dieses Villenviertel (seit 1930) im Steuerparadies von seiner besten Seite. Im Hotel gibts auch selbst gemachtes Quittengelee zum Früstück und selbst gebackenen Kuchen zuk Kaffee. Leider ist die Küsche seit einiger Zeit geschlossen. In der Umgebung müssen immer mehr Weinberge, Weiden, Obstbäume und alte Eichen Neubauten weichen. Aber die Nähe zur Natur bleibt der freundlichen Frau Thöni erhalten. Sie leidet aber unter dem Wandel.


Da gibt es freilich nicht nur Schönes, sondern auch exquisite architektonische Abscheulichkeiten zu bewundern, gegen die der Führerbunker auf dem Hohensalzberg eine Idylle ist. Dass sich manche der wohlhabenden und manchmal auch reichen Besitzer regelrecht einmauern, ist ihr Problem und nicht meins (ich wäre für mehr Freiheit für mein Haus). Aber was manche dem Blick auf die immerhin selbst gewählte und teuer mit bezahlte Alpenkulisse dann zumuten, ist mir sogar dann zu schade, wenn ich bedenke, dass man digitale Filme nicht mehr kaufen muss. Beleidiguingen des Auges soll es in meinem Blog nicht geben, dazu ist mir auch die Zeit zu schade.


Ahnen kann man allerdings einiges auf diesem Bild. Von der durch Hundertwasser und Dalí inspirierten Villa bis hin zu kubistischen Betonmonstern gibt´s hier alles, was Geld kostet. An vielen Türklingeln sind keine Namensschilder: die da drin haben gewisslich genug zu verbergen, nicht nur ihren Kontostand.
Bei der Ville Stein-Egerta (im Übrigen architektonisch wertvoll und eine Stätte der Erwachsenenbildung, mit Skulpturengarten für die vom Fürsten angekauften Bildhauerarbeiten, die sonst keine haben will) fand ich immerhin ein tolles Schild am Gartentor: "Hunde und Kinder füttern verboten!"Na bitte, ich hatte es ja geahnt: Der deutsche Verbotsschilder-Wahn ist noch zu toppen.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

SWR2 Buchkritik: Alfred Hackensbergers Islam-Lexikon

Alfred Hackensberger: „Lexikon der Islam-Irrtümer. Vorurteile, Halbwahrheiten und Missverständnisse von Al-Quaida bis Zeitehe“.
Eichborn Verlag, Frankfurt a.M., 274 Seiten, 19.95 €.

Alfred Hackensberger ist Journalist und lebt mit seiner Familie in Marokko. Seit vielen Jahren berichtet der gelernte Germanist, Gesellschaftswissenschaftler und Polititologe für angesehene Zeitungen und Sender aus der arabischen Welt. Dass er die Landessprache gelernt hat, macht einen ihn zwar nicht automatisch zum Islam-Kenner und Religionsversteher, aber es nutzte ihm beim Verfassen seines hilft. Gerade bei einem „Lexikons der Islam-Irrtümer“, wo in dem es um Vorurteile, Halbwahrheiten und Missverständnisse des Westens gegenüber dieser Religion geht.
Hackensberger beherrscht die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen. Das hilft dem Leser, das Gleiche zu tun, und so erfährt man schon unter dem Buchstaben „A“ historisch Gediegenes und flott Erzähltes über Andalusien, den arabischen Sender Al-Dschasira, die zwiespältige Wirklichkeit beim Thema Alkohol und muslimischen Antisemitismus.
Von den schwankenden Sympathiepegeln für Al-Quaida, über die nicht gerade unerheblichen Unterschiede zwischen der palästinensischen Befreiungsorganisation Hamas und der militanten, am Iran orientierten Hisbollah im Libanon bis hin zum Koran selbst, mit dem was drinsteht und was nicht: Was vor allem auffällt, ist gediegenes historisches Wissen und ein differenzierter Umgang mit heißen Eisen. Einleuchtend widerlegt der Autor z.B. das Vorurteil, der Koran sei ein Buch der Gewalt, vor allem gegen Frauen und Nichtmuslime. Leider fehlt aber eine sprachliche Analyse, die erklärt, warum Angst und verbale Gewalt mit ständigen Strafandrohungen auch denn Islam prägenals Religion der Angst und der verbalen Gewalt mit ständigen Strafandrohungen prägt, solange man denm archaischen Wortlaut Texten buchstabengetreu folgt.
Das ist eine der wenigen Schwächen dieses Buches. Eine zweite ist paradoxerweise gerade die alphabetische Ordnung der Artikel. Auf Seite 80 findet sich z.B. die sinnvolle Definition des Begriffs „Fatwa“. Das sind Lehrmeinungen islamischer Gelehrter zu nicht eindeutigen Regelungen der Scharia, des islamischen Rechts. Auch der Hinweis auf die unterschiedliche Bedeutung einer Fatwa für Sunniten und Schiiten passt hierher.
Doch erst auf Seite 229, beim Stichwort „Rushdie, Salman“, findet man den wichtigen Hinweis, dass das Todesurteil gegen diesen Schriftsteller keine Fatwa war. Hackensberger erklärt auch schlüssig, was so ein Urteil von einer Fatwa unterscheidet und warum es keineswegs so einfach geändert werden kann wie eine Fatwa. Aber da nun einmal der Begriff Fatwa bei uns im Zusammenhang mit Salman Rushdie bekannt wurde, gehören solche Informationen wohl besser zusammen unter „Fatwa“. Ein Alphabet ist eben kein inhaltliches Ordnungssystem, die Schublade „Lexikon“ für dieses Buch also manchmal irritierend. Eigentlich handelt es sich um Essays, denen eine thematische Ordnung gut täte – in Verbindung mit einem guten Stichwortregister.
Andererseits präsentiert Hackensberger erstmals neue textkritische Untersuchungen. Sie beleuchten die Zeit im 7. und 8. Jahrhundert, bevor der Koran niedergeschrieben war, als „dunkle Periode“, über die aus erster Hand nicht viel zu erfahren ist. Sie beschreiben vorislamische Mythen und stellen sogar den Propheten Mohammed als konkrete historische Figur in Frage.
Richtig spannend sind Informationen wie die, dass die erste Version des Korans nicht einmal in arabischer Sprache entstand, wie die meisten Muslime behaupten – und auch der Koran selbst. Das Heilige Buch wurde vielmehr zuerst in der Ssyro-Aaramäischen Sprache niedergeschrieben, dasie damals auf der arabischen Halbinsel gesprochen wurde. Vor dem Ende des 8. Jahrhunderts gab es gar keine arabische Grammatik. Dass islamische Geistliche oft noch an mittelalterlichen Deutungsmustern kleben, erinnert an den verkrusteten katholischen Katechismus von Papst Pius XII: noch gar nicht so lange her, aber doch gründlich überholt.
Eine besondere Stärke des Buches sind die vielen Beispiele aus dem persönlichen Umfeld des Autors. Was ihm Nachbarn, Freunde, Studenten, Interviewpartner und Taxifahrer erzählen, was er mit eigenen Augen beobachtet, das alles ist mindestens ebenso lehrreich wie alle Theorie. Ob es um religiöse Rituale und Bräuche geht, um das Fasten im Ramadan, Geschäfte, Feminismus oder Sex im Islam: Dieses Buch sollte man auf keinen Fall nur zum Nachschlagen benutzen, sondern richtig lesen.

Zwangspause für Kreativität

Die familiäten Schläge haben sich fortgesetzt. Leider war der Hörsturz meiner Frau nicht alles. Jetzt hatte auch ihr Sohn mit 47 einen Schlaganfall, und das legt doch die meisten kreativen Prozesse für einige Zeit lahm. Ich muss mich um andere Dinge kümmern und um das seelische Gleichgewicht m einer Lieben kämpfen.
Da ist dann der Autor als Buchhalter für eine kleine Firma in der Dienstleistungsbranche für die Autoindustrie tätig und muss selbst zu Zeiten der Buchmesse alles liegen lassen, was mit Literatur zu tun hat. Hoffentlich nicht für allzu lange Zeit. Ich kann so was eigentlich nicht (aus vielen Gründen), und ich will es auch nicht; aber einer muss es tun. Da sind Angestellte zu bezahlen, Rechnungen erstellen und zu schreiben, Verhandlungen mit Auftraggebern über eine professionelle Krankheitsvertretung zu führen. Sonst kommt der Mann aus der Reha-Klinik und ist auch noch seine Arbeit los. Mal ganz abgesehen von der medizinischen Seite: die ist schon dramatisch genug. Ich bitte um Nachsicht und etwas Geduld.

Sonntag, 31. August 2008

Arbeitsurlaub im Sommer

Der Urlaub im August war überschattet von der Sorge um meine Frau Grit, die einen schweren Hörsturz hatte. Die Folgen sind sehr unangenehm, und die geplante Reise ins Allgäu zum Wandern musste ausfallen.
Ende August ging es ihr dann etwas besser. Und da ich sowieso mit dem Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt zu einem Interview verabredet war, fuhr ich dann mit einem kleinen Zeitpolster wenigstens für ein paar Tage an den Starnberger See, wo Eibl-Eibesfeldt wohnt. Das erste Foto zeigt den See an meinem Hotel Schloss Berg, wie ich ihn am Dienstag Nachmittag antraf. Leider hatte mich kurz vor der Abfahrt ein Anruf vom RBB Kulturradio in Berlin erreicht mit der Bitte um ein Porträt von Karl Otto Conrady, weil der Sender ab 1. September den Hör-Conrady ausstrahlt. Neue Kundschaft soll man nie ablehnen, also verbrachte ich den Nachmittag am PC mit O-Töne Schneiden und Text-Schreiben.

So sah der See dann aus, als ich fertig war und zum Essen auf die Hotelterrasse ging. Es gab zum Durstlöschen ein herrliches Bayerisches Bier und zum Essen Seibling und Weißwein, da hab ich mir richtig was gegönnt. Der heimische Fisch ist den Bodensee-Felchen nah verwandt und schmeckt ausgezeichnet.
Dass es noch einmal so schön werden würde in diesem Sommer, hatten die Wetterfrösche zwar seit Tagen angekündigt; aber wenn es dann passiert, ist es noch schöner. Wir sind ja inzwischen einen deutschen Sommer-Monsun gewöhnt. Ich schlief schlecht wie üblich in fremden Betten.

Am nächsten Morgen sah es so aus. Da hatte ich also Zeit, denn Orientierung war unmöglich. Nach dem Frühstück bekam daher die Redaktion in Berlin eine E-Mail mit meinem Text.
Dann traf ich den Wissenschaftler, seine Frau und seine Mitarbeiterin Christa Sütterlin - er wohnt in Starnberg und sie trafen wir im Institut für Humanetologie in Andechs - leider nur noch eine kleine Forschungsstelle im botanischen Institut der Max-Planck-Gesellschaft. Die Gespräche waren lang und gut, zogen sich aber mit einem Abendessen beim Italiener am Ammersee bis nach 22 Uhr hin. Trotz der Mühen von Prof. Eibl war kein Zimmer in einem der Gasthöfe der Region für mich frei: Ferienzeit in der Touristenregion. Ich wollte da raus und dann was für die Nacht finden, weil ich das geahnt hatte.
Aber Eibls Gastfreundschaft ließ mich nicht ohne ziemlich ausgiebige und dennoch vergebliche Versuche ziehen. Dabei erlebte ich, wie bekannt und beliebt der 80jährige Professor bei den Leuten in der Gegend ist.
Vor der Kirche in Andechs saßen ein paar Männer im Biergarten des (leider4 ebenfalls belegten) Gasthofs, einheimische bärtige Machos um die 40, also viel jünger als wir. Im Vorbeigehen wurde Eibl plötzlich angesprochen: "Ja, kennst uns denn nimmer, Professor?" fragte einer freundlich, aber unüberhörbar. Und er blieb stehen und war sofort in ein Gespräch verwickelt: "Ja freilich, da schau her, der Karl! Was macht die Frau?" kam es von Eibl zurück. Der Mann war einmal vor langer Zeit als Hilfskraft bei einer Expedition in die Wälder Papua-Neuguineas dabei gewesen.

Ich fuhr von Eibels Reich in Richtung Irschenberg auf die Autobahn nach Salzburg, wo ich noch ein paar Besuche machen wollte. Und so sah es am Morgen beim Aufwachen im Motel aus, wo ich noch ein Bett bekam. 85 Euro sind ziemlich viel Geld für so eine Übernachtung - auch noch ohne Frühstück. Aber wenn hinterm Haus so ein Blick wartet, kann man die Autobahn vor dem Haus und die Geldgier der Besitzer leichter verkraften.


In Salzburg war ich zu einem Gespräch bei dem Antiquar und Schriftsteller Max Blaeulich in der Steingasse un d ging auf den Spuren meiner Jugend spazieren. Außerdem hatte ich endlich einmal Zeit, die Einladung von Elisabeth Bruckner anzunehmen, sie doch wieder einmal zu besuchen.

Diese mütterliche Freundin ist die Mutter meines besten Schulfreundes Georg, der wie sein Bruder und seine Schwester in Wien lebt. Die alte Dame ist 87 und wäre daher ziemlich viel allein, wenn sie sich nicht rührend um ihre 91 Jahre alte Schwester Edith kümmern würde. Außerdem vermietet sie während der Salzburger Festspiele und Hochschulwochen Zimmer an Musikstudenten und Nachwuchskünstler aller Sparten. Da hat sie dann wieder Leben in der Bude. Elisabeth Bruckner fährt noch täglich Auto und lebt zwei Häuser neben dem inzwischen leicht vergammelten Haus meiner Salzburger Kindheit. Ihre zwei Buben waren im gleichen Alter wie mein Bruder Thomas und ich. Wir spielten zusammen, machten die gleichen Messdiener- und Pfadfinergruppen unsicher und gingen auf die gleiche Schule. Wie oft ich bei Bruckners war, kann ich schon gar nicht mehr sagen. Im Rückblick kommt es mir so vor, als sei ich mehr dort als daheim gewesen.
Nach dem Aufbruch am Dienstag war jetzt nach einem Abend des Erzählens schon wieder Freitag und ich musste zurück: Die Ferien-Rückreisewelle drohte, und ich sollte an diesem Nachmittag meinen Beitrag für das RBB Kulturradio noch fertig produzieren. Die Kollegen wollen am Montag zu einem Zeitpunkt schon senden, an dem ich noch im Auto nach Baden-Baden sitze. Zwei Tage Sonne noch, ein bisschen Wochenende, Einkäufe, Ausschlafen und ein paar Freunde zur Geburtstags-Nachfeier: Das war 2008 mein Arbeitsurlaub im Sommer.

Sonntag, 3. August 2008

125 Jahre Kafka und ein Hörbuchtipp

Am 3. Juli 1883, also vor 125 Jahren, wurde in Prag Franz Kafka geboren – ein moderner Klassiker der Weltliteratur. Wer hat nicht schon als Schüler seine Erzählung „Die Verwandlung“ gelesen, wo der Vertreter Gregor Samsa eines Morgens als riesiges Insekt aufwacht? Die Deutsche Grammophon bringt jetzt, aus aktuellem Anlass, auch Kafkas Roman „Das Schloss“ als Hörbuch heraus. Ulrich Matthes, der auch beim Hör-Conrady mitwirkte, hat die Kassette mit 10 CDs gelesen.

Obwohl Kafkas letzter Roman ein Fragment blieb, ist er so etwas wie die Summe seines Werkes. Die Geschichte: ein Alptraum mit lauter Zutaten aus der realen Welt: Der Landvermesser K. wird in ein Dorf bestellt, das einem Schloss gehört, aber dort will niemand etwas von ihm wissen. Und je mehr er sich bemüht, Klarheit zu schaffen, desto unerreichbarer wird das Ziel. Schon der erste Satz steckt voller Symbole für Undurchschaubarkeit und Kälte.

Die düstere Ausweglosigkeit und Vergeblichkeit hat Methode. Ohne Erlaubnis des Schlosses darf man im Dorf nicht einmal übernachten. Eine monströse und sinnlose Bürokratie schüchtert die Menschen ein. Das versucht auch gleich am ersten Abend ein junger Schnösel, der sich als Sohn des Kastellans vorstellt. K. wimmelt ihn selbstbewusst ab, aber am nächsten Morgen reagiert der Wirt seltsam. Auch diese Leute haben hier große Macht. Scheinbar wird eine Nichtigkeit zur Ursache dafür, dass K. im Schloss nie empfangen wird und im Dorf ein Außenseiter bleibt.

Kafka beschreibt einen Menschen ohne Identität, der in einer kalten und unverständlichen Welt gefangen ist. Es wird sein einziger Lebensinhalt, die Anerkennung seiner Mitmenschen zu gewinnen. So haben auch die erotischen Begegnungen etwas Verzweifeltes. K. verliert sein Selbstbewusstsein immer mehr und verzweifelt an sich selbst. Denn er bleibt völlig auf die Anerkennung seines Auftrags als Landvermesser fixiert. Als er endlich einen wohlwollenden Beamten trifft, scheitert das Gespräch wieder: K. ist sterbensmüde, und der Beamte faselt von seinem Büroschlaf: ein wunderbares Beispiel für Kafkas skurrilen, schwarzen Humor. Er arbeitete bei einer großen Versicherung in einem palastartigen Gebäude und lebte als Kind in Dörfern mit Schloss. Als Bürokratiesatire ist „Das Schloss“ zeitlos aktuell.

Niemand hat das Kanzleideutsch in seiner ganzen Menschenverachtung treffender bloßgestellt als Kafka. Und die Stimme von Ulrich Matthes macht all die Stimmungen und Seelenlagen in diesem Roman lebendig: männlich oder weiblich, zärtlich oder aggressiv, lakonisch, apathisch, melancholisch, spöttisch, aufbrausend oder unterwürfig. „Das Schloss“ von Franz Kafka, gelesen von Ulrich Matthes. Die Kassette der Deutschen Grammophon mit 10 CDs kostet 29,99 EURO. Außerdem sind bei der deutschen Grammophon Hörbücher von Kafkas Erzählungen sowie die Romane „Der Verschollene“ und „Der Prozess“ erschienen.

Abwege der Phantasie

Der Erzähler Markus Orths ist 39 Jahre alt, ein gelernter Lehrer aus Viersen am Niederrhein und lebt als freier Autor in Karlsruhe. Er studierte Romanistik, Englisch und Philosophie in Freiburg und arbeitete erst mal ein Jahr in Paris, bevor er als Referendar nach Stutensee bei Karlsruhe kam. Beim diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt erhielt er den Telekom Austria Preis, immerhin mit 10 000 EURO dotiert und so etwas wie der zweite Preis der Veranstaltung: Für seinen Roman „Das Zimmermädchen“, der wie alle seine Bücher in den letzten Jahren beim Frankfurter Schöffling Verlag erschienen ist (Verlag Schöffling & Co., Frankfurt a.M., 138 S., 16,90 €).

Eigentlich stört mich nur, dass heute die meisten Verlage jede längere Erzählung „Roman“ nennen. „Das Zimmermädchen“ ist schon deshalb keiner, weil man nicht erfährt, wo die Hauptfigur herkommt und wo es endet mit ihr. Lynn, 33 Jahre alt, allein lebend, eins fünfundsechzig groß, Haarfarbe braun, Augenfarbe grün, hat ein halbes Jahr in der Psychiatrie verbracht. Warum, dafür gibt es nur Andeutungen: es könnte wegen Kleptomanie gewesen sein, zwanghaftes Stehlen. Auf jeden Fall benimmt sich Lynn zwanghaft, als sie zurück in ihre Wohnung kommt, die ein halbes Jahr leer stand:

Alles ist so, wie sie es sich vorgestellt hat. Aber Lynn zögert nicht. Es wird eine Seite in ihr wach, die sie gut kennt und die sie mag. Lynn ratscht Rollläden hoch, öffnet Fenster, lässt Luft herein und putzt, arbeitet ohne Pause, saugt, wischt, moppt, geht in die Knie, liegt auf dem Boden, steckt Wedel in Ecken, steigt auf Stühle, wischt übers Glas, bringt schaumiges Wasser aus dem Bad ins Wohnzimmer und dreckiges zurück, schleppt Müllsäcke mit toten Pflanzen runter, stopft sie in Tonnen, geht zur Telefonzelle, ruft den Pizzadienst an, vertilgt hungrig die Pizza, lässt sich in den Sessel fallen, zündet Zigarette an, pafft, betrachtet vom Sessel aus ihr Werk.

Sie hat einen Putzfimmel, so viel ist schnell klar. Sie hat eine Mutter, die sie einmal die Woche anruft und mit der sie schon lange nicht mehr richtig reden kann, warum auch immer. Und sie hat Heinz, der offenbar Hotelmanager ist. Jemand, der sie benutzt und den jetzt sie benutzt, denn sie braucht Geld und eine Aufgabe. Ganz sachlich stellt sie fest, heißt es da lakonisch:

Früher oder später wird sie bei Heinz enden, sie wird Heinz aufsuchen müssen, es ist unausweichlich, es lässt sich nicht umgehen, denkt Lynn. Ihr Entschluss steht fest. Sie zerquetscht die Zigarette. Lynn weiß genau, was er will. Sie weiß genau, wie er funktioniert. Springt auf gewisse Sprache an, nur diese paar Worte, die sich mit seiner Phantasie decken. Ist nicht allzu schwer.

Doch meistens ist sie allein: eine eigenwillige junge Frau auf der Suche nach dem, was den anderen scheinbar so gut gelingt und ihr so schwer fällt: das Leben. Ein Glück, dass sie ihren Reinigungszwang professionell ausleben darf. Rasch hat sie einen guten Ruf, kümmert sich buchstäblich um jeden Dreck, bekommt Lob und Trinkgeld. In poetischer Verdichtung schreibt Orths:

Ihr Leben läuft wie am Schnürchen. Lynn steht auf, am Morgen, putzt sich, dann die Hotelzimmer, sie hat den Job bekommen, Heinz hat ihn ihr besorgt, und der Therapeut warf ein Wort in den Raum, das alles enthielt: Konfrontationstherapie. Gutachten, Gespräche, Vertrag, Probezeit, Kündigung schon beim geringsten Vergehen. Vergehen, denkt Lynn. Die Zeit begeht jede Menge Vergehen. Jeder Tag ist ein Vergehen.

Immer länger bleibt Lynn in den Zimmern, und aus vorsichtiger Neugier wird ein immer dreisteres Spiel. Sie stöbert in den Sachen den Gäste, schnuppert an fremden Kleidern und zieht sie auch an. An einem Dienstag kommt ein Gast überraschend zurück. Sie kann nur noch unters Bett flüchten und verbringt die Nacht dort. Von da an tut sie das jeden Dienstag: lauscht auf das, was über ihr geschieht, ist unbekannten Menschen ganz nah und zugleich unendlich fern. Natürlich ist das eine fabelhafte Spielwiese für erotische Phantasien. Und der Autor bedient diese Phantasien nicht nur, er tut dies auf eine unnachahmliche Art auch komisch und damit distanziert. Einmal hat der Mann über Lynn Besuch von einer Prostituierten:

Es geht schnell los. Lynn zittert leicht. Staub wölkt auf. Lynn hält sich die Nase zu, um nicht niesen zu müssen. Man dürfte beim Putzen, denkt sie, auch die Matratzen nicht vernachlässigen. Man müsste, denkt sie, jeden Tag die Matratzen ausklopfen. Mit einem Teppichklopfer. Die Schreie über ihr werden lauter. Lynns linke Hand sucht, tastet, teilt… Finger verschwinden, Lippen werden von Zähnen zum Schweigen gebracht, im Bett ein Toben, auch Lynn stöhnt jetzt, ganz leise.

Als die Frau weg ist und der Mann in der Dusche, schreibt Lynn sich eine Nummer von der Visitenkarte ab, die auf dem Tisch liegt, bevor sie das Zimmer verlässt. Chiara heißt die Frau. Lynn ruft sie an und zahlt – 200 EURO die Stunde, aus der zwei werden, die sie süchtig machen. Natürlich sagt ihr die Frau genau das, was sie hören will, bedient Lynns Phantasien. Ein Zimmermädchen verdient nicht viel, also verkauft Lynn den Laptop, die Anlage, das Auto, um Chiara zu bezahlen. Ihr Leben hat jetzt eine feste Ordnung: Sonntag Arbeit und abends allein, Montag Heinz, Dienstag unterm Bett, Mittwoch frei, Donnerstag Anruf bei Mutter, Freitag Therapeut, Samstag Chiara. Lynn träumt von einem gemeinsamen Urlaub und bleibt gleichgültig, als Heinz ihr den Laufpass gibt. Markus Orths deutet die Katastrophe, die sich anbahnt, nur an, eher beiläufig:

„Da ist was passiert“, sagt Lynn. „Mit mir. Ich hätte nie gedacht, ich meine, wenn du hier bist, dann … Nimm mich in den Arm.“ „Hör zu, ich muss los.“ „Bleib noch länger“. „Ich hab ein Date.“ „Lass es sausen.“ Chiara ist schon angezogen, sie seufzt, schaut auf die Uhr. „Beeil dich“, sagt sie.

Natürlich kommt Chiara nicht mit. Am Ende unterwirft Lynn die Mutter ihrer Obsession. Sie macht einen Besuch, isst Plätzchen, bezieht ihr Kinderzimmer und schleicht unters Bett der alten Frau, die noch vor dem Fernseher sitzt. Konfrontationstherapie? Eine sehr eigene Form von Leben und Nähe? Offene Fragen. Dieses Buch über Einsamkeit, Täuschung, Selbsttäuschung und Enttäuschung ist großartig beobachtet und schön geschrieben: In einer Sprache, die sehr genau dem Leben abgehorcht ist. Spannend, einfühlsam, manchmal witzig oder saftig-erotisch, öfter traurig, atemlos und doch nachdenklich.

Samstag, 21. Juni 2008

Gedichte von Uwe Kolbe: "Heimliche Feste"

SWR2 Buchkritik Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M., 104 S., 16,80 €

Und wieder ein Liebeslied
vom Rande der Katastrophen
(war´s terroristischer Mord?
war´s Flut und war´s Hunger
oder schlicht
Shareholder´s Value?).
Wir hatten anderes gelernt
und anderes versprochen
in einem vorigen Leben,
unter dem Segel Hoffnung
im Industriezeitalter,
im Atomzeitalter,
im Ismus im Ismus im Ismus.
Was bleibt, ein Liebeslied,
kaum Worte, beinah nichts.
Als hätten wir nie anderes
gesungen.


Mit diesem Gedicht, dem Text Nummer 6 im ersten Teil, stellt sich in Uwe Kolbes Gedichtband „Heimliche Feste“ ein melancholischer Grundton ein, der bis zum Ende bleibt. Den Buchtitel „Heimliche Feste“ hat Kolbe der vierten römischen Elegie Goethes entnommen, wo es heißt: „Schalkhaft, munter und ernst begehen wir heimliche Feste“. Schalkhaft wie bei Goethe steht zwar über dem ersten von acht Teilen, in die sich Kolbes Lyrikband gliedert, die Überschrift „SAILOR´S HOME – Gedichte von Liebe und Trunkenheit“. Doch schon dieser Zyklus, der unter dem Segel Hoffnung startet, offenbart den doppelten Boden der fröhlichen Trinklieder: Katastrophen, gebrochene Versprechen, Trennungen.

Es sind Gesänge eines Reisenden, der in vielen Städten viele Getränke und viele Frauen probiert. Aber auch eines Jobnomaden, der seine Nachbarn nicht kennt. Der unter seiner Entwurzelung leidet und nach Möglichkeiten der Verortung sucht. Man sieht so einiges in der Welt. Dichten erscheint da als ästhetische Gestaltung des freien Falls, als hübsch moduliertes Schmerzgeschrei, so Kolbes Reflexion. Allein die Liste der erwähnten Alkoholika in den Gedichten 9 und 10, „Sailor´s List of Songs“ und „Paloma“, verwischt die Grenze zwischen Genuss- und Betäubungsmittel.

Dieser schwebende, scheinbar unentschiedene Ton zwischen Trauer und Sinnlichkeit, Sozialkritik und Lebensfreude durchzieht das ganze Buch. Und auch das Wandern und Reisen. „In Pfalzen“ heißt Teil 2, wo Kolbe mit dem Kollegen Michael Buselmeier durch Heidelberg streift und notiert: „Heiter gingen die Toten der uralten Stadt mit uns mit, plaudernde, lauschende Wanderer“.

„In Thrakien“ geht es mit Teil 3 weiter, der zauberhafte Elegien enthält wie „Sofia. Ein Psalm“, leider viel zu lang zum Zitieren. „An Orten“ nennt sich Abteilung 4, wo es durch die neuen Bundesländer geht. 1957 in Berlin geboren, zog Kolbe 1986 aus der DDR nach Hamburg und lebt heute wieder in Berlin. Seltsam, das Los dieser Heimat, des einst heimatlosen, weil in der DDR ungeliebten Dichters Uwe Kolbe auf der Suche nach jenem „Ort, der dich umhüllt“. Liebe oder Erinnerung daran auch in Leipzig und Halle an der Saale, manchmal originell gereimt:

Ich weiß nicht, was soll aus mir werden,
wenn wir nicht beisammen sind.
Ich geht meine Weile auf Erden
tagtäglich allein und wie blind.
So sagt es die Muse, die gute,
im trostvoll leichten Jargon.
Doch ist es mir heute zumute,
als mischte sich Blut in den Ton.


So geht es auch weiter in Teil 5, „In Nächten“, und Teil 6, „Im Norden“. Teil 7 heißt „Die Terrassen“ und ist einem stillen, meditativen Zyklus über sechs Graphiken eines gewissen Hans Scheib gewidmet. Das ist eine kleine Pause vor dem Finale: Teil 8, „In Büchern, in Preußen“ lenkt den Blick auf Reisen, die man auch virtuell oder einfach im Kopf machen kann. Dabei sind manchmal Widmungen eher hinderlich als erhellend, weil sie zu privat sind, die Angesprochenen unbekannt bleiben.

Formal ist Uwe Kolbes Lyrik sehr anspruchsvoll und vielseitig. Sogar Sonette kommen vor. Auch wenn die Themen von Liebe und Natur über Reisen bis hin zu Geschichte im Zeitalter von i-Pod und E-Mail reichen: seine Gedichte sind immer VERORTUNGSVERSUCHE eines Menschen, der die Einsamkeit kennt. Und sie haben stets mindestens zwei Gesichter – wie die Stadt Rheinsberg im Theodor-Fontane-Land, wo es ein berühmtes Schloss gibt – und ein Kernkraftwerk.


Donnerstag, 29. Mai 2008

Startenor José Cura ist wieder da

Vor einer umjubelten Operngala mit "Carmen" von Georges Bizet im Badischen Staatstheater Karlsruhe am 24. Mai hatte ich Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Startenor José Cura. Der Argentinier war seit dem Jahr 2000 so gut wie nicht mehr öffentlich aufgetreten und erst in dieser Saison in Zürich, Barcelona und Madrid mit einem furiosen Comeback zu erleben. Nachdem die Fachzeitschrift "Opernglas" ihm ein großes Porträt gewidmet hatte, lud ihn der Karlsruher Intendant Achim Thorwald zu "Tosca" ein - noch ein Riesenerfolg.
Jetzt hat er mit dem Badischen Staatstheater einen Dreijahres-Vertrag über eine engere Zusammenarbeit geschlossen. Dabei hatte Thorwald, selbst ein ausgebildeter Bass, Regisseur und Autor, die Vielseitigkeit Curas im Auge: Kaum jemand weiß nämlich, dass Cura Regie führte und eine Schauspiel-Ausbildung machte, bevor er überhaupt anfing zu singen. Nach einem Absturz Ende der 90er Jahre, als er einfach zu viel gemacht hatte und in eine ähnliche Krise kam wie voriges Jahr sein Kollege Rolando Villazón aus Mexiko, machte er außerdem eine zusätzliche Ausbildung als Dirigent.

Jetzt will er weniger singen, klug mit seinen stimmlichen Kräften haushalten und stattdessen mehr inszenieren und dirigieren. Da haben sich in Karlsruhe offensichtlich verwandte Seelen gefunden. Auf dem Programm für 2009 steht der Opernball mit "Viva Espana" und "Don Carlos" sowie "Otello". 2010 folgt dann Curas Paraderolle in "Samson et Delila", begleitet von Regiearbeiten und einer neuen "Carmen".
Interessant ist vor allem, wie sich Cura gegen eine zerstörerische Vermarktung durch große Labels wie Decca oder die Deutsche Grammophon wehrt: Er hat keine Agentur mehr, sondern vermarktet sich über ein eigenes Sekretariat selbst. So kann er falsche Engagements, überfüllte Terminkalender und erpresserische Rollen-"Zuteilungen" bei Opernengagements durch die Plattenindustrie vermeiden, die seine Stimme fast ruiniert hätten. Derzeit gibt es nur wenige CDs von ihm, weil die "Großen" ihn rücksichtslos aus dem Sortiment geworfen haben. Aber auch die Kleinen Labels waren kurz davor, seine CDs zu verramschen. Deshalb bekommt man sie derzeit für ein Spottgeld für 9-12 EURO. Dem Stuttgarter Fachgeschäft "Einklang" rennen die Fans die Türen ein, weil sonst fast niemand größere Bestände von Cura-CDs auf Lager hatte. Jetzt pressen die kleinen Labels nach und die Großen gucken in die Röhre - selber schuld! Ich bin doch sehr gespannt, ob dieses Beispiel bei anderen Stars wie Rolando Villazón, Anna Netrebko (nach ihrer Babypause) und Juan Diego Flores Schule macht. Vielleicht lernt auch die Musikindustrie endlich, dass große Künstler nicht zum Verheizen da sind.
Ich konnte Cura ausgiebig interviewen, aber der Text ist noch nicht übersetzt. Derzeit komme ich noch nicht dazu, denn nach meinem wohlverdienten Urlaub sind erst einmal Produktionen über Rauris und die literarischen Cafés von Madrid an der Reihe. Vielleicht kommt das Cura-Interview dann zeitgleich mit einer Audioversion in meinem Podcast unter widmar-puhl.podspot.de.

Schwarzer Krimi aus Katalonien

SWR2 Buchkritik

Pablo Tusset: „Im Namen des Schweins“. Roman

Roman“. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt a.M., 565 S., 19,90 €
© Widmar Puhl (Länge: 4´30)
Hauptkommissar Pujol aus Barcelona soll kurz vor der Rente noch einen unappetitlichen Mordfall aufklären: Die örtliche Polizei eines abgelegenen Pyrenäentals hat im noch abgelegeneren Schlachthof die fachgerecht zerlegte Leiche einer Frau gefunden. Kopf und Hände liegen in einer Plastikschale, und im Mund steckt ein Zettel mit der Aufschrift:
IM NAMEN DES SCHWEINS. So der ungewöhnliche Titel eines ungewöhnlichen Kriminalromans des Katalanen Pablo Tusset. Der Kommissar kommt nicht recht weiter; sein Problem und das eigentliche Thema des Buches sind Menschen, die ein bösartiges System aufrecht erhalten. Sie decken einen Mörder, weil sie davon auf ganz legale Weise profitieren. Zitat:
Es sind die Leute, die eine lange Spur an Demütigungen und verletzten Gefühlen hinter sich herziehen, die aber niemand zur Anzeige bringen kann, weil sie nie das Gesetz übertreten. Obwohl sie unsere basalen Vorstellungen von Menschlichkeit mit Füßen treten. Womöglich ist es also nur ein Prozent der Bevölkerung, denkt der Kommissar, das die restlichen 99 Prozent dazu zwingt, im Leben den anderen Menschen zu misstrauen. Mehr noch: Durch sie wird jede Form der Utopie unrealistisch. Zumindest, wenn sie auf der Voraussetzung beruht, dass der Mensch gut sei.
Hier kommt das berühmte Triptychon „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch ins Spiel. Dessen „Paradies“ zeigt auch die Vertreibung daraus; seine „Welt“ steckt voller Dämonen und seine Hölle voller angeblich guter Menschen. Wie bei Bosch ist bei Tusset nichts nur so, wie es auf den ersten Blick aussieht. Daher tragen seine Kapitel und Schauplätze die Titel der drei Teile des Gemäldes: Die „Welt“ ist Barcelona, wo Kommissar Pujol die Ermittlungen leitet, das „Paradies“ New York, wo sein Assistent und Ziehsohn „P“ eine scheinbar unschuldige Liebesgeschichte erlebt. Doch schon in dieser Parellhandlung zeigt P eine dunkle gewalttätige Seite und schlägt einen Betrunkenen grundlos zusammen.
„In der Hölle“ schließlich ist die nähere Umgebung des Tatorts: Ein düsteres, isoliertes Pyrenäendorf ohne Kinder und voller kaputter Typen. Die Graue Eminenz, die ohne Gesicht und Namen bleibt, ist der einzige Arbeitgeber hier: der Besitzer des Schlachthofes und aller Kneipen. Er fährt einen Porsche mit goldenen Felgen und schreibt seltsame Gedichte.
Eines stand kurz vor der Tat in der Zeitung und beschreibt ein Menschenopfer. Der unvollständige Schluss-Vers, das findet der Kommissar heraus, würde komplett durch die Worte „im Namen des Schweins“. Das Schwein steht in Spanien für den Teufel. Der so genannte „Besitzer“ ist also mehr als verdächtig. Doch Pujol fehlen Beweise. Um die Mauer des Schweigens im Dorf zu durchbrechen, lässt er sich überreden, P, frisch aus New York zurück als verdeckten Ermittler einzuschleusen.
Der Motor wird beim Heranfahren an das mit Farbe verschmierte Straßenschild gedrosselt: San Juan del Horlá. Die Straßenlaternen beleuchten die feuchten Hausfassaden. Sie biegen in ein langes, abschüssiges Gässchen, drehen und halten an. Ein Seufzen des Motors ist zu hören. Der Busfahrer fragt mit lauter Stimme P, der noch in seinem Sitz hängt: „Sind Sie sicher, dass Sie nicht lieber mit mir zurückfahren wollen?“
P steht auf und antwortet: „Danke schön: Ich habe einen Knoblauchzopf im Gepäck…“
Der transsylvanische Kutscher lacht. Man hört das Knarren der sich öffnenden Türen und P steigt mit seiner Tasche in der Hand aus.
Langsam gewinnt der verdeckte Ermittler das Vertrauen der Dorfbewohner und wechselt dabei mehr und mehr die Seite. Als er eine Prostituierte erschlägt, kommt es zu keiner Anzeige. Der „Besitzer“ deckt ihn offenbar als jemanden, der ihm noch nützlich werden kann. In geradezu kafkaesker Verschiebung des Blickwinkels entwickelt sich eine Geschichte der Korruption.
Kommissar Pujol ahnt nichts, geht fröhlich in den Ruhestand und stirbt bei einem blöden Verkehrsunfall. Wegen des Mordes im Schlachthof werden nur ein paar Schläger verhaftet, mit denen P einmal Ärger hatte. Der Hauptverdächtige wird nicht einmal verhört.
Dichte Atmosphäre, Lokalkolorit, brutaler Realismus und eine Prise Humor zeichnen diesen Roman aus. Für einen Krimi bleiben zu viele Motive unklar, aber gerade das ist ja im Leben öfter so: Die meiste Menschen wissen nicht so genau, was alles in ihnen steckt. Und dass immer die Guten gewinnen, das gibt´s ja doch bloß im Märchen.
Dieses Buch bürstet Klischees innerhalb der Gattung „Krimi“ einfallsreich gegen den Strich, ohne zynisch zu werden. Beste Unterhaltung auf hohem Niveau: Das ist belebend ungewöhnlich.

Montag, 5. Mai 2008

Was treibt der Kerl eigentlich so lange?

Seit Februar bin ich öfter in Verzug geraten mit der Aktualisierung dieses Blogs. Es war einfach zu viel los. Erst musste ich die Reportage "40 Tonnen Freiheit - aus dem Leben eines Fernfahrers" fertig produzieren, die heute bei SWR2 "Leben" gesendet wird. Dann war ich im März bei den Rauriser Literaturtagen, über die ich noch etwas mehr verspreche - aber mit Zeit. Derweil das eine oder andere Foto, das auch einen Eindruck vermittelt von einem Literaturfestival in den Österreichischen Tauern, 900 Meter hoch in einem Dorf mit 1800 Einwohnern, von denen sich ungewöhnlich viele für Literatur und Autoren begeistern. Sogar ein Friseursalon dekoriert sein Schaufenster mit Büchern und startet die Aktion "Lesen beim Friseur" mit den Titeln der eingeladenen Dichter. Wenn die im Gasthof Grimming oder schräg gegenüber im "Platzwirt" auftreten, kommen bis zu 600 Leute! 5 Tage lang lesen bekannte und unbekannte Schriftsteller aus ihren Büchern und Manuskripten - ein echtes Literaturfest.

Da zischt zwar mal der Bierhahn in die Poesie oder klappern Messer und Gabel hungriger Zuhörer, aber die Atmosphäre ist einmalig autenthisch. Im Publikum vertreten sind die Einwohner des Rauriser Tals, aber auch Zugereiste aus dem ganzen Salzburger Land, Studenten und ihre Professoren aus Innsbruck, Salzburg und - man höre und staune - Klagenfurt, wo man meinen könnte, alles konzentriert sich auf den telegenen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Dazu kommen gelegentlich Skitouristen, die einfach neugierig werden und hängen bleiben, vor allem abends. Die Autoren selbst schätzen die intime Atmosphäre und die persönlichen Begegnungen untereinander und mit Verlegern, Journalisten und - tatsächlich - Lesern. Und die Veranstaltungen finden in allen Gasthäusern von Rauris statt, nicht nur im Grumming und im Platzwirt, die ich hier stellvertretend für alle nenne.

Gespräche mit Bauern oder Handwerkern bei so genannten "Störlesungen" (Stör ist ein österreichischer Ausdruck für das, was man bei uns "Walz" nennt: Wandernde Handwerker und Hausierer kamen früher auf die Bergbauernhöfe; heute, im Zeitalter der Supermärkte und der allrad-motorisierten Landbevölkerung sind es eben Dichter, die auf Hausbesuch kommen) sind denn auch das Wichtigste hier, wenn auch NICHT Teil des offiziellen Programms.

Eine solche Lesung fand sogar in 1475 m Höhe in einer zur Skihütte umgebauten Alm statt.Der Betreiber und Inhaber einer Gondelbahn bugsierte Künstler und Publikum gratis nach oben und lud dann auch noch alle zum Essen ein! Wo bitte gibt´s das sonst?

Draußen war noch echter Winter, aber auch eine Gelegenheit zum Rauchen. Drinnen war´s gemütlich nach der Definition "Gemütlichkeit ist der Mangel an Licht, Luft und Platz". Schön war´s aber trotzdem. Nur brauche ich für das Bearbeiten meiner Tonausbeute noch Zeit. Dafür werden viele schöne "Reste" bleiben, die dann in meinem Podcast auftauchen.

Erst einmal musste alles liegen bleiben, denn die nächste Dienstreise zu Recherchen stand bevor: Für ein Feature über "Die literarischen Cafés von Madrid".


Wie sehr diese Einrichtungen sich von Wiener Caféhausromantik unterscheiden, zeigen schon ein paar Fotos.

Das erste ist eine Außenaufnahme des "Circulo de Bellas Artes": ein Art-Deco-Bau mit Theater, Ausstellungsräumen, Musik- und Vortragssälen, Verlag, Radiosender, Buchhandlung und Kino.

Das Ganze ist ein direktes Erbe der Aufklärung, denn vor 200 Jahren wurde dieser Zirkel gegründet - ähnlich wie das "Ateneo" mit seiner unglaublichen Bibliothek von 500 000 Bänden, die bis auf 6 Feiertage täglich von 8 bis 24 Uhr geöffnet ist.

Das dazugehörige Programm im "Circulo" beschäftigt 140 Angestellte - ein Unternehmen in Sachen Kultur, gänzlich privat, aber staatlich bezuschusst. Im Erdgeschoss (hinter der Markise) ein Café, in dem man auch preiswert und gut essen kann.



Die besondere Attraktion im Café des "Bellas Artes" ist eine nackte Marmorschönheit mitten im Saal, die manche Gäste ganz schön vom Essen ablenkt und immer Gesprächsstoff liefert.

Damit dies hier nicht geschieht, wähle ich eine Aufnahme in der Totalen, die wenigstens den Art-Deco-Raum als Ganzes zeigt. Die Atmosphäre ist auch hier schon sehr speziell. Und in Madrids Innenstadt kann man sonst nicht für 11,50 € ein Zweigänge-Menü mit Mineralwasser und abschließendem Kaffee inklusive bekommen.

Madrid war kalt Anfang April, saukalt auf Deutsch. Deshalb habe ich jede Gelgenheit genutzt, mich aufzuwärmen, und das "Bellas Artes" wurde aus Kostengründen mein Stammlokal in dieser Woche.


Eine andere wichtige Station war das "Grán Café Gijón" - gut über 100 Jahre alt und ebenfalls ein echter Künstlertreff, aber völlig anders. Vergleichsweise eng und teuer, zieht es immer noch Literaten und Maler an, aber auch Touristen, und die verderben die Preise. Aber hier gibt es öffentlich zugängliche "Tertulias", wie man die Lese- und Diskussionszirkel von Literaten, Künstlern und überhaupt Intellektuellen in Spanien traditionell nennt. Das ist im "Café Comercial" oder im "Ateneo" weit schwieriger, weil man da erst Mitglied werden muss, um dabei sein zu können.

Um diesen Bericht nicht ausufern zu lassen, nur noch zwei Fotos:

Diele und Treppenhaus des "Ateneo", das leider total unfotogen in einer engen Altstadtgasse liegt und von außen weniger als nichts hermacht. Das "Café" ist hier eine eher lieblose Cafetería im Keller, aber preiswert - und man darf rauchen.









Das Café Comercial ist eher nüchtern, weniger pompös, aber ebenfalls über 100 Jahre alt und ein Hort der Tradition. Nur ist man hier nicht auf Schöngeister festgenagelt. Die nahe Universität mit der Juristischen Fakultät und viele Journalisten aus benachbarten Redaktionen gehen hier ein und aus. Das sorgt für Abwechslung.

Nun muss ich das alles erst einmal verarbeiten und im Falle Madrids auch übersetzen, um meine Sendungen produzieren zu können. Also bitte ich um Verständnis und Geduld: Hier wird´s vorerst nur Kleinkram geben.

Aber auch der kann ja recht kurzweilig sein und soll nicht fehlen. Von meinem zweiten PEN-Club-Treffen in Glurns gibt es nicht viel zu erzählen, es war schon nicht mehr so neun und durch bessere Kenntnis der Kollegen auch mehr privat - freundschaftlich eben. Und jetzt zerrt der Alltag mit Macht an mir.